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Frühgeburt: Ab wann man davon spricht und was sie für Eltern und Kind bedeutet

Kommt ein Kind vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt, spricht man unter Umständen von einer Frühgeburt. Ab wann das gilt und weitere wichtige Informationen zur Frühgeburt, erhaltet ihr bei uns.
Kommt ein Kind vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt, spricht man unter Umständen von einer Frühgeburt. Ab wann das gilt und weitere wichtige Informationen zur Frühgeburt, erhaltet ihr bei uns. Credit: AdobyStock/ Tomasz "mathom" Formanowski

Wird ein Kind vor Vollendung der 37. SSW geboren, spricht man bereits von einer Frühgeburt. Wir erklären Ursachen, Symptome und was man noch dazu wissen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Idealerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Schwangerschaftswochen. Am Ende der 40. SSW ist das Baby ausgereift, kann gesund geboren werden und ist dann in der Lage, selbstständig zu atmen.

Kommt ein Kind vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt, spricht man unter Umständen von einer Frühgeburt. Ab wann das gilt und weitere wichtige Informationen zur Frühgeburt, erhaltet ihr bei uns.

Diese Anzeichen kündigen die Geburt sicher an

So zumindest die Theorie, denn jedes Baby hat seinen eigenen Zeitplan. In den wenigsten Fällen nämlich werden Kinder zum errechneten Geburtstermin geboren. Viel häufiger werden sie danach oder auch davor geboren.

Während das Übertragen der Schwangerschaft zwar anstrengend für die Mama ist, so leidet die Gesundheit des Kindes in der Regel nicht darunter. Anders sieht es aus, wenn ein Baby vor dem errechneten Geburtstermin geboren wird und als Frühgeburt gilt.

Wann man von einer Frühgeburt spricht, was das Risiko dafür erhöhen kann und wie hoch die Überlebenschancen für Babys sind, wollen wir erklären. Außerdem erklären wir, wie sich der Zeitpunkt der Geburt auf den Mutterschutz und das Mutterschaftsgeld auswirkt.

Ab wann gilt ein Kind als Frühgeburt?

Kommt ein Baby vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) lebend zur Welt, dann spricht man von einer Frühgeburt. Das Baby wird als Frühchen bezeichnet. Man unterscheidet die Frühgeburt zudem noch von der frühen Frühgeburt (vor der 34. SSW) und der extrem frühen Frühgeburt (vor der 29. SSW).

Anzeichen einer Frühgeburt

Eine Frühgeburt kann sich unter anderem durch vorzeitige Wehen bemerkbar machen. Allerdings ist nicht jede vorzeitige Wehe auch der Start der Geburt. Bereits ab der 20. SSW bereitet sich der Körper mithilfe von Übungswehen auf die Geburt vor. Diese sind in der Regel nicht schmerzhaft und äußern sich durch das Hartwerden des Bauches. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft können auch die Übungswehen an Intensität zunehmen.

Lies auch: So unterscheidest du Übungswehen, Senk- und Geburtswehen!

Den Arzt bzw. die Ärztin sollte man in jedem Fall informieren, wenn die Wehentätigkeit länger als eine Stunde anhält, die einzelnen Wehen länger als 30 Sekunden andauern und in einem Abstand von 5 bis 10 Minuten auftreten. In diesem Fall sollte man sich umgehend ins Krankenhaus begeben.

Außerdem kann ein Blasensprung oder eine Blutung auf eine vorzeitige Geburt hindeuten. Auch bei diesen Anzeichen sollte man sofort ins Krankenhaus fahren und sich untersuchen lassen. Wird sie rechtzeitig erkannt, kann eine Frühgeburt unter Umständen noch verhindert werden.

Wie kann man eine mögliche Frühgeburt behandeln?

Entscheidend für oder gegen eine Behandlung ist, in welcher SSW sich die Frau befindet und wie es dem Baby geht. Ab der 35. Schwangerschaftswoche versuchen Ärzt*innen in der Regel nicht mehr, die Schwangerschaft zu erhalten, sondern lassen die Frühgeburt zu, da das Baby dann vollständig entwickelt und lebensfähig ist.

Wenn der oder die Ärzt*in vor der 35. SSW feststellt, dass das Risiko für eine Frühgeburt besteht, wird man unmittelbar im Krankenhaus aufgenommen und überwacht. Bei vorzeitigen Wehen werden möglicherweise Wehenhemmer eingesetzt, also Medikamente, die die Wehentätigkeit der Gebärmutter unterdrücken sollen.

Zudem wird der Frau zusätzlich Bettruhe verordnet, um den Druck auf den Muttermund möglichst gering zu halten.

Ist der Muttermund bereits geöffnet, wird als letzte Lösung eine Zervixcerclage gemacht. Dabei wird mit einem Band der Gebärmutterhals verschlossen, um zu verhindern, dass sich der Muttermund weiter öffnet.

Auch lesen: Cerclage: Alles zu Anwendung, Risiken und Alternativen

Frühgeburt: mögliche Ursachen

Die Ursachen, die eine Frühgeburt auslösen können, sind nicht ganz einfach zu benennen und komplex. Wer in seiner Schwangerschaft auf Nikotin, Alkohol und Drogen verzichtet und wer Stress meidet, trägt bereits viel dazu bei, das Risiko für eine Frühgeburt zu verringern.

Aber nicht alle Ursachen, die eine Frühgeburt bedingen können, lassen sich beeinflussen. So können beispielsweise chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, Infektionen und Veränderungen der Gebärmutter oder Plazenta das Risiko einer möglichen Frühgeburt erhöhen. Auch eine vorangegangene Fehlgeburt oder ein Schwangerschaftsabbruch können das Risiko negativ beeinflussen.

​Wichtig für Schwangere ist, dass sie alle Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt oder der Frauenärztin wahrnehmen. So können potenzielle Risiken überwacht und minimiert werden.

Wie sind die Überlebenschancen für ein zu früh geborenes Baby?

Die Medizin ist heute so weit, dass sie auch extrem frühe Frühgeburten retten kann. Bereits 2010 gelang dem Klinikum in Fulda ein kleines medizinisches Wunder. Am 07. November wurde Baby Frieda mit gerade einmal 460 Gramm in der 21. Schwangerschaftswoche geboren. Sie überlebte. Damit war sie nicht nur das jüngste Frühchen Europas, sondern auch der Beweis dafür, wozu die heutige Medizin imstande ist.

Wie groß die Überlebenschance eines Frühchens wirklich ist, ist immer abhängig von seiner Entwicklung. Je früher ein Kind geboren wird, desto mangelhafter sind Organe wie beispielsweise die Lunge oder die Nieren ausgereift. Auch das zentrale Nervensystem oder der Magen-Darm-Trakt sind noch nicht vollständig entwickelt. Das heißt, je früher ein Kind geboren wird, desto länger und komplizierter ist sein Aufenthalt im Krankenhaus.

Rein statistisch gesehen, sind Frühchen bereits lebensfähig, wenn sie zwischen der 23. und 25. SSW geboren werden. In Zahlen bedeutet das, dass 67 Prozent der Frühchen überleben, die in der 24. SSW geboren werden. Nur eine Woche vorher sind es nur 53 Prozent.

Was sind mögliche Spätfolgen einer Frühgeburt?

Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die vorzeitig geboren wurden, zum Teil körperliche Defizite aufwiesen, das heißt, sie waren beispielsweise motorisch nicht so weit, wie ihre reifgeborenen Altersgenossen. Statistisch leiden Frühgeborene häufiger an asthmatischen Erkrankungen. Und auch eher an einer Aufmerksamkeitsstörung in Verbindung mit Hyperaktivität (ADHS) oder einer Lernschwäche als Reifgeborene.

Aber all das basiert auf statistischen Werten. Und diese und andere Spätfolgen können auftreten, müssen sie aber nicht.

Was bedeutet die Frühgeburt für den Mutterschutz?

Normalerweise beginnt der Mutterschutz sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und endet acht Wochen nach der Geburt. Kommt ein Kind vor dem errechneten Termin zu Welt, würde der Mutter theoretisch etwas ihrer festgelegten Ruhezeit fehlen. Dem kommt der Gesetzgeber aber entgegen. Der Mutterschutz und auch die Zahlung des Mutterschaftsgeldes verlängert sich dann nach hinten.

Genauer bedeutet das: Bei Frühgeburten (und auch bei Mehrlingsgeburten) verlängert sich der Mutterschutz auf 12 Wochen (nach der Geburt). Die Mutterschutzzeit, die der Frau aufgrund der Frühgeburt ‚verloren gegangen‘ ist, wird auf die 12 verbleibenden Wochen angerechnet.

Ein Beispiel: Wird ein Kind vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geboren, werden diese vier Wochen auf die 12 Wochen Mutterschutz, die der Frau aufgrund der Frühgeburt zustehen, aufgeschlagen und sie ist nach der Geburt insgesamt 16 Wochen freigestellt.

Übrigens: Kommt ein Kind nach dem errechneten Geburtstermin zur Welt, wird der Mutter diese Zeit nicht von ihrem Mutterschutz abgezogen. Auch dann nicht, wenn das Kind beispielsweise erst in der 42. Schwangerschaftswoche geboren wird. Nach der Geburt ist auch sie mindestens acht Wochen gesetzlich freigestellt.

Quellen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Bundesverband der Frauenärzte e.V.

Betanet.de

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt oder der Ärztin. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr eure*n Ärzt*in kontaktieren.