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Psychologie: Warum ist Gähnen ansteckend?

Was löst das Gähnen aus?
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Warum müssen Menschen gähnen?

Der Impuls ist komplexer als erwartet.

Gähnen ist ansteckend. Doch warum eigentlich? Hier erfährst du, warum wir gähnen und was das mit unserer Psyche zu tun hat.

Du kennst es sicher auch: Kaum gähnt jemand in deiner Nähe, bahnt sich auch bei dir ein Gähner an. Doch nicht nur Menschen können uns „anstecken“. Sogar Tiere, die gähnen, lösen in uns den Impuls aus.

Aber warum müssen wir überhaupt gähnen? Und warum ist Gähnen so ansteckend?

Warum gähnen wir?

Wenn wir müde sind, dann gähnen wir – so weit, so gut. Das kennen wir sicherlich alle. Tatsächlich lösen aber neben Müdigkeit auch ganz andere Situationen den Gähn-Reflex aus:

  • Langeweile
  • Stress
  • Angst
  • Hunger

Wenn sich das Gähnen erst einmal anbahnt, dann kann man es nur schwer unterdrücken. Warum genau unser Körper allerdings mit Gähnen auf diese verschiedenen Lebenslagen reagiert, ist der Wissenschaft noch nicht ganz klar. Es gibt jedoch Theorien.

Theorie 1: Gähnen als sozialer Faktor

Ein möglicher Erklärungsansatz des Gähnens ist der soziale Zusammenhalt. Sprich: Unsere Vorfahren in grauer Vorzeit konnten ihre Stimmung noch nicht verbal kommunizieren. Durch das Gähnen wird stumm signalisiert, dass man müde, hungrig oder nervös ist.

In diesem Kontext würde es auch Sinn machen, dass Gähnen ansteckend ist: Die Gruppe „synchronisiert“ ihre Stimmung und findet einen gemeinsamen Nenner. So wird die Verbundenheit der Gruppe gestärkt und die Zusammenarbeit verbessert.

Die These, dass wir gähnen, um den Sauerstoffgehalt im Blut zu erhöhen und so wach zu werden, wurde übrigens bereits 1987 von dem Psychologen Robert Provine widerlegt. Zwar erhöht sich der Sauerstoff durchaus, das ist aber eher ein Nebeneffekt.

Theorie 2: Kühles Gehirn dank Luftzug

Eine weitere Hypothese ist, dass wir gähnen, um unser Gehirn zu kühlen. Studien haben gezeigt, dass der Reflex die Gehirn- und Körpertemperatur senkt, denn durch den Luftstrom wird das Blut gekühlt, das in den Kopf läuft.

Ein kühles Gehirn kann besser arbeiten, unsere Konzentration wird also geschärft. In diesem Sinne wäre auch erklärt, warum wir bei Angst oder Nervosität gähnen: Wir sind so besser auf Bedrohungen vorbereitet. Gleichzeitig würde es erklären, warum es bei Langeweile passiert – wir steigern die Aufmerksamkeit wieder.

Allerdings: Die AOK gibt zu bedenken, dass für adäquate Kühlung bereits ein tiefer Atemzug durch die Nase ausreichen würde. Der Mund muss dafür nicht aufgerissen werden.

Warum ist Gähnen ansteckend?

Na, musstet ihr auch schon gähnen, während ihr diesen Artikel gelesen habt? Das Verhalten ist wortwörtlich ansteckend – sogar, wenn man darüber liest. Auch Bilder von gähnenden Personen haben diesen Effekt.

Am besten funktioniert der Domino-Effekt übrigens, wenn wir mit den gähnenden Personen vertraut sind. Freunde und Familie stecken uns eher an, wie eine Studie der Universität Pisa zeigt.

Verantwortlich für die Imitation sind die Spiegelneuronen in unserem Gehirn. Durch sie verstehen wir das Verhalten anderer besser und sie lassen uns lächeln, wenn sich jemand freut, oder mitfühlen, wenn jemand traurig ist.

Genau dieses Mitgefühl lässt uns laut einer Studie des Entwicklungspsychologen Steven Platek „mitgähnen“: Je stärker die Empathie eines Menschen ausgeprägt ist, desto eher werden sie vom Gähnen angesteckt. Hat eine Person weniger Sozialkompetenz, passiert ihr das nicht so häufig.

Schon gewusst? Auch Tiere werden vom Gähnen von Menschen angesteckt, insbesondere von ihren direkten Bezugspersonen, wie eine Studie zeigt. Es wird deshalb vermutet, dass Gähnen auf Einfühlungsvermögen bei Tieren hinweisen könnte.

Kann man Gähnen unterdrücken?

Auch wenn es schwerfällt, kann man Gähnen durchaus unterdrücken. Gesundheitsschädlich ist das nicht, in manchen Situationen aber durchaus hilfreich – etwa im Vorstellungsgespräch. So klappt es:

  • Atmet tief durch die Nase ein und bewusst wieder aus. So bleibt der Mund geschlossen und euch kann kein Gähnen entwischen.
  • Beißt die Zähne fest zusammen, atmet aber weiter durch den Mund, indem ihr die Lippen leicht öffnet.
  • Hört sich seltsam an, wirkt aber: Wenn sich das Gähnen anbahnt, kurz mit dem Finger auf die Zungenspitze tippen.
  • Haltet eine kalte Flasche Wasser an eure Stirn oder spritzt euch ein paar Tropfen kühles Nass ins Gesicht. Das macht zusätzlich wach.
  • Und auch frische Luft ist ein bewährtes Mittel gegen den Impuls. Streckt den Kopf aus dem Fenster oder dreht eine kleine Runde um den Block.

Jetzt wisst ihr, was es mit dem Impuls auf sich hat. Für mehr interessante Artikel und spannende Themen schaut regelmäßig auf gofeminin.de vorbei!