Vielleicht können wir uns nicht darauf einigen, dass Erziehung heute schwieriger ist als noch vor 10, 20 Jahren. Wohl aber darauf, dass der Druck auf Eltern heute um ein Vielfaches größer scheint.
Zum einen hat kaum noch einer heute das sogenannte Dorf, dass es braucht, um ein Kind großzuziehen. Viele Eltern schlagen sich alleine mit der Vereinbarkeit von Job und Familie rum. Zudem fühlt sich Hinz und Kunz dazu animiert, Eltern zu sagen, was sie alles falsch machen.
Und all die Helikopter-. Rasenmäher– oder Tigereltern meinen es mit ihrer Überfürsorge sowieso viel zu gut. Der ständige Druck, den Eltern heute von allen Seiten spüren, ist immens. Richtig macht sowieso niemand irgendwas.
Was aber müssen, oder besser sollten, Eltern ihren Kindern denn mit auf den Weg ins Erwachsenenleben geben? Gibt es Dinge, Verhaltensweisen oder Regeln, die jedes Kind kennen und können sollte?
Wir sagen ja. Es gibt durchaus Dinge, die uns schon unsere Eltern beigebracht haben, die sie bereits von ihren Eltern gelernt haben und die wir heute unsere Kinder lehren sollten. Welche das sind?
#1 Höflichkeit
Die meisten Kinder bedanken sich nach einer Erinnerung durch die Eltern, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Und auch das „Zauberwort“ Bitte wird oft von den Eltern eingefordert, wenn Kinder etwas haben wollen. Bei kleinen Kindern ist es auch völlig in Ordnung, sie an diese Höflichkeitsformen zu erinnern.
Damit Kinder später aber wirklich höflich agieren können, ist es wichtig, dass vor allem die Eltern ihnen vorleben, in welchen Situationen man sich bedankt oder auch bitte sagt. So gehen ihnen diese beiden Höflichkeitsformen in Fleisch und Blut über.
Außerdem eine Sache, die Kinder unbedingt von uns Eltern lernen sollten, dass man ‚Hallo‘ und ‚Tschüss‘ sagt, wenn man einen Raum betritt bzw. verlässt. Lernt man jemanden kennen, ist es auch wichtig, sich namentlich vorzustellen. Und auch das Händeschütteln wird oft noch als höflich angesehen.
Grenzen der Höflichkeit
Höflichkeit hat aber auch ganz klare Grenzen, die Eltern nicht versäumen sollten, ihren Kindern beizubringen. Und zwar reden wir hier vom Recht auf körperliche Unversehrtheit. Kein Kind muss einem oder einer Verwandten einen Kuss oder eine Umarmung zur Begrüßung geben, wenn es das nicht möchte. Kinder müssen wissen, „Mein Körper gehört mir.“ Das kann man ihnen nicht früh genug beibringen.
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#2 Rücksicht
Wir Eltern sind heute erpicht darauf, unsere Kinder als Individuen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen, und das auch völlig zurecht. Jedoch sollte Kindererziehung nicht in Selbstaufgabe münden. Was wir meinen ist, Kinder dürfen ruhig merken, dass auch Mama und Papa Bedürfnisse und Wünsche haben und dass man sich selbst manchmal zurücknehmen muss, damit sie glücklich sind.
Je kleiner Kinder sind, umso mehr Hilfe brauchen sie, erkennen zu können, dass Rücksichtnahme von ihnen gefordert wird. Beispielsweise, wenn man sie bittet, auf dem Sofa ein bisschen zu rücken, damit Papa sich auch noch dazu setzen kann. Oder ein bisschen leiser zu spielen, weil das Geschwisterkind gerade schläft.
Je älter Kinder werden und je mehr Empathie sie entwickeln, umso schneller erkennen sie selbst, wann Rücksicht angebracht ist.
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#3 Zuverlässigkeit
Viele Menschen haben heute Schwierigkeiten damit, sich festzulegen. Sowohl in Zwischenmenschlichem als auch in vielen anderen Bereichen des Lebens. Sie schaffen es nicht, eine verbindliche Entscheidung zu treffen. Oder, wenn sie diese Zusage doch gemacht haben, sie auch einzuhalten. Das ist schade, denn Zuverlässigkeit ist eine wichtige Eigenschaft. Sie zeigt dem Gegenüber echtes Interesse und Respekt.
Und wie lernen Kinder, zuverlässig zu werden? Klar, durch uns Eltern. Wir leben ihnen Zuverlässigkeit idealerweise jeden Tag vor. Wir zeigen ihnen, dass man morgens auch mal früher aufstehen muss, wenn man einen wichtigen Termin hat. Dass man, auch wenn man mal keine Lust hat, trotzdem arbeiten gehen muss. Dass man abends mal länger an etwas sitzt, damit es pünktlich fertig wird.
Zuverlässigkeit schafft zudem Vertrauen. Jemandem sein Wort zu geben und sich wirklich daran zu halten, ist eine der wichtigsten Dinge, die Kinder lernen sollten.
#4 Hilfsbereitschaft
Kinder können nicht früh genug lernen, was es bedeutet, hilfsbereit zu sein. Und alles, was es dazu braucht, sind Menschen, die einander helfen. Das heißt, auch hier sind die Eltern wieder die besten Lehrmeister. Kinder müssen sehen, wie Mama oder Papa mal um Hilfe bittet und wie diesem Wunsch nachgekommen wird.
Und Kinder können früh mit einbezogen werden, zu helfen – beim Tischdecken, Wäschesortieren oder Einkaufen. Es lässt Kinder wachsen, zu wissen, dass sie gebraucht werden. Es macht sie stolz, etwas selbst machen zu können und jemand anderem dadurch zu helfen.
Je öfter Kinder die Möglichkeit haben, sich einzubringen, umso selbstverständlicher wird es für sie, erkennen zu können, dass jemand Hilfe braucht, aber auch den Schritt zu gehen, um Hilfe zu bitten oder ihre Hilfe anzubieten.
#5 Verantwortung
Mit der Hilfsbereitschaft und auch der Zuverlässigkeit geht auch Verantwortung einher. Kinder, denen man anvertraut Aufgaben und Dinge selbstständig zu erledigen, wachsen an diesen Aufgaben und entwickeln viel Selbstvertrauen. So trauen sie sich zu, neue Aufgaben zu übernehmen.
Verantwortung bedeutet aber auch, (sich) Fehler eingestehen und die Konsequenzen dafür tragen zu können. Auch hier sind die Eltern gefragt. Vor allem in der Reaktion auf Fehler, die dem Kind passiert sind. Statt also beispielsweise zu meckern und zu schimpfen, weil etwas kaputtgegangen ist, sollte man gemeinsam mit dem Kind schauen, warum das passiert ist, und wie man den Fehler eventuell gemeinsam wieder geradebiegen kann.
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Wichtiger Hinweis zum Schluss: Selbstverständlich gibt es viele weitere wichtige Eigenschaften, die unserer Meinung unerlässlich in der Erziehung sind. Dazu zählen auch Toleranz, Ehrlichkeit, Neugier und Empathie. Auch bei diesen gilt: Dass Kinder sich das meiste davon bei ihren Eltern abschauen.