Mit dem Hund spazieren zu gehen ist eine wunderbare Möglichkeit, frische Luft zu schnappen, sich zu bewegen und die Natur zu genießen. Doch nicht jeder Hund möchte dabei von anderen Hunden oder Menschen begrüßt werden.
Manchmal brauchen unsere Vierbeiner etwas mehr Freiraum und Abstand – sei es aus Unsicherheit, Krankheit oder anderen Gründen. Hier kommt die gelbe Schleife ins Spiel.
Was bedeutet das gelbe Band an der Hundeleine?
Als ich letztens im Wartezimmer der Tierarztpraxis saß, lief auf einem Bildschirm immer wieder der Hinweis der Bundestierärztekammer zum Abstandssignal „Gelbe Schleife“ ab. Ich dachte mir, es gibt sicher viele Menschen, die dieses Signal kennen, aber sicher auch genug, die es noch nicht kennen.
Vielleicht hast du schon einmal eine gelbe Schleife oder ein gelbes Band an der Hundeleine oder am Halsband eines Vierbeiners gesehen. Aber weißt du auch, was es bedeutet? Die gelbe Schleife ist ein stummer, aber wichtiger Hinweis: „Bitte Abstand halten!“ Sie zeigt an, dass dieser Hund gerade keinen Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen haben möchte.
„Gulahund“, eine schwedische Initiative wird zu weltweitem Signal
Die Idee der gelben Schleife geht übrigens auf eine internationale Initiative zurück, die 2012 zunächst in Schweden ins Leben gerufen wurde. Ziel war und ist es, das Zusammenleben von Mensch und Hund stressfreier zu gestalten.
Und da die Leine selbst für einige scheinbar nicht ausreicht als Signal, dass man keinen direkten Kontakt möchte, kommt nun auch noch die Signalfarbe Gelb dazu. Aber selbst, wenn viele Menschen die Bedeutung der gelben Schleife inzwischen kennen, so sind es längst noch nicht alle. Erzähl anderen deshalb davon! Hilf mit, immer mehr Hundehalter für das Signal zu sensibilisieren und dabei, noch besser Rücksicht aufeinander nehmen zu können.
Warum tragen manche Hunde diese Schleife?
Hier sind einige mögliche Gründe:
- Unsicherheit und Angst: Manche Hunde sind schüchtern, ängstlich oder unsicher. Sie brauchen Raum, um sich sicher zu fühlen und sich an ihre Umgebung zu gewöhnen. Die gelbe Schleife signalisiert, dass sie lieber in Ruhe gelassen werden möchten.
- Krankheit oder Ansteckungsgefahr: Manchmal sind Hunde krank oder ansteckend. Die gelbe Schleife warnt andere Hundebesitzer*innen davor, sich zu nähern und möglicherweise Krankheitserreger zu übertragen.
- Läufigkeit: Hündinnen in der Läufigkeit sollten oft keinen Kontakt zu Rüden haben. Die gelbe Schleife zeigt an, dass sie gerade nicht für Spiel und Spaß zur Verfügung stehen.
- Therapiehunde und Training: Einige Hunde sind im Training oder arbeiten als Therapiehunde. Sie brauchen Konzentration und dürfen nicht abgelenkt werden.
- Rehabilitation oder Alter: Ältere Hunde oder Hunde, die sich von einer Verletzung erholen, brauchen Ruhe und Schonung. Das gelbe Band bittet um Verständnis.
- Schlechte Erfahrungen: Manche Hunde haben schlechte Erfahrungen gemacht und möchten nicht von anderen Hunden begrüßt werden, auch wenn diese noch so freundlich sind.
Mehr Lesestoff: Hund zeigt Zähne beim Begrüßen: Drohgebärde oder Ausdruck der Freude?
Rücksicht und Verständnis füreinander
Die Gründe für das Anbringen des gelben Bands sind also vielfältig, aber eigentlich auch egal. Entscheidend ist die Bitte um Abstand und Rücksicht. Wenn du also eine gelbe Schleife an einem Vierbeiner siehst, respektiere den Wunsch des Hundes nach Abstand und lass ihm und seinem Herrchen oder Frauchen den nötigen Freiraum.
Es spielt keine Rolle, ob der Hund wirklich freundlich, ein „Tut-Nix“ ist oder nicht. Wenn ein ängstlicher Hund zu einer plötzlichen Begegnung gezwungen wird (insbesondere mit einem Hund, der nicht an der Leine ist), verursacht dies extremen Stress und Rückschläge in seinem Training und Selbstvertrauen, die Wochen oder Monate dauern können, um korrigiert zu werden.
Genauso wichtig ist, dass „Gelbe Schleifen“-Hundehalter*innen ebenso verantwortungsvoll mit dem gelben Signal umgehen. Sie ersetzt nicht die allgemeinen Regeln und Pflichten, die wir als Hundebesitzer*innen haben.
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#dogsinyellowday in UK
In Großbritannien beispielsweise findet am 20. März der nationale #dogsyinyellow-Tag statt. Dieser Tag ist der Sensibilisierung und dem Verständnis für ängstliche und reaktive Hunde gewidmet, die besondere Bedürfnisse in Bezug auf Sozialisierung und Platz haben.
Die Farbe Gelb dient als visuelles Signal für andere Tierhalter*innen, dass ihr Hund Platz braucht. Darüber hinaus ermöglicht es den Besitzer*innen, die Bedürfnisse ihres Hundes klar und ohne Konfrontation zu kommunizieren.
Rote Schleife schon lange ein Signal
Solche Abstandszeichen sind gar nicht so unbekannt. So kennen viele Reiter*innen die rote Schleife im Schweif eines Pferdes, die bedeutet, dass man von der Hinterhand Abstand halten soll, weil das Pferd möglicherweise ausschlägt.
Gegenstimmen: Warum ist der „gelbe Hund“ nötig?
Reicht nicht die Leine oder meine freundliche Bitte, auch den Hund anzuleinen? Eigentlich sollte eine Leine doch Hinweis genug sein – ist mein Hund angeleint, ist Kontakt nicht erwünscht – klar, wir können nett darüber reden, aber die Gründe gehen eigentlich niemanden etwas an. Aber nein, ich muss mich dann sogar rechtfertigen, warum mein Hund nicht mal „Hallo sagen“ darf oder wie die anderen „coolen Kids“ direkt in der Innenstadt an der Vier-Spuren-Straße nicht auf der Freilauffläche mitrennen darf.
Doch ich kann noch mehr erzählen, so war ich doch mehrfach Zeuge davon, dass manche Menschen nicht einmal die leuchtende Kenndecke eines Assistenzhundes oder eines Rettungshundes respektieren und die Tiere bei der Arbeit stören. Nur vor Diensthunden der Polizei oder Sicherheitsdiensten haben die meisten Respekt – und das nur aus Angst – warum also nicht auch vor anderen.
Und nein, eigentlich sollte man die gelbe Schleife als Signal nicht nutzen müssen, doch viele Hundemenschen wissen sich einfach nicht weiterzuhelfen, als schon in weiter Ferne um Abstand zu bitten. Viele meiner Bekannten mit Hunden darunter auch einige Hundetrainer*innen berichten von diesen Momenten, die einfach nur Nervtötend sind.
Inzwischen ist die Bedeutung der gelben Schleife vielen Menschen bekannt, aber eben noch nicht allen. Erzähl es bitte weiter, damit immer mehr Hundehalter*innen sensibilisiert werden und Rücksicht nehmen. In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam für einen respektvollen Umgang unter Hundemenschen sorgen – mit der gelben Schleife als stiller, aber wirkungsvoller Botschaft!
Quellen:
Gulahund™ Yellowdog program – Some dogs need space und gulahund.de
Bundestierärztekammer e.V.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Bei der Suche nach Unterstützung oder weiterführenden Fragen kontaktiert bitte eure Tiertrainer*in oder Tierärzt*in.