Die größten Fallen in der Kindererziehung lauern gar nicht, wie wir Eltern uns gern einreden wollen, in äußeren Umständen, Ratgebern oder gut gemeinten Ratschlägen. Nein, sie liegen in unseren eigenen Denkweisen und Reaktionen.
Gerade wir Eltern von heute verheddern uns nämlich gern in einem Dschungel aus eigenen Erwartungen, Ängsten und Anforderungen – an uns selbst und unsere Kinder. Die größten Erziehungsfallen stellen wir uns also selbst. Die folgenden gehören definitiv dazu:
Falle 1: Perfektionismus
Perfekte Eltern gibt es nicht – das wissen wir eigentlich nur zu gut. Und trotzdem fällt es uns schwer, diese Tatsache zu akzeptieren. Ständig sind wir auf der Suche nach dem ‚perfekten‘ Erziehungsstil und merken gar nicht, welchen enormen Druck wir uns damit machen. Und nicht nur uns, sondern auch unseren Kindern.
Dabei ist der Perfektionismus eine der größten Fallen in der Kindererziehung. Der Versuch, immer alles richtigzumachen, kann zu Überforderung und emotionaler Erschöpfung führen. Kinder spüren diese Anspannung. Zudem werden auch sie mit der Erwartung konfrontiert, stets zu funktionieren – was zu Stress und möglicherweise sogar zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
Was hilft? Wir Eltern sollten uns bewusst machen, dass Fehler immer Teil des Lebens sind. Dass es viel wichtiger ist, authentisch zu sein und sich die Freiheit zu nehmen, auch mal unkonventionelle Entscheidungen zu treffen, als perfekt zu sein. Der Umgang mit Fehlern – bei den Eltern genauso wie bei den Kindern – kann als wertvolle Lernmöglichkeit dienen und zu einer stärkeren Beziehung führen.
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Falle 2: Überbehütung
Als Eltern wollen wir unsere Kinder natürlich vor allen Gefahren und allem Übel dieser Welt beschützen. Das kann im schlimmsten Fall aber dazu führen, dass wir sie übermäßig kontrollieren.
Wer seinem Kind alle Steine und Hindernisse aus dem Weg räumt, wer ihm ständig zur Seite springt, wenn sich Probleme ergeben, der erstickt die Entwicklung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung.
Wenn wir Eltern unseren Kindern ständig auf die Finger schauen und sie vor jedem noch so kleinen Risiko schützen, können sie sich nicht selbst erproben und eigene Lösungen finden. Damit schmälern wir ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und fördern vielmehr einen Teufelskreis aus Angst (bei Kind und Eltern) und Überfürsorge (durch uns Eltern).
Was hilft? Kinder brauchen ein gesundes Maß an Schutz und Vertrauen. Sie müssen lernen, Risiken selbst einzuschätzen und mit Misserfolgen umzugehen. Natürlich gibt es Situationen, in denen der Schutz der Kinder an oberster Stelle steht, doch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit sollte immer gefördert werden. Es ist wichtig, dem Kind zuzutrauen, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
Falle 3: Vergleiche
Früher oder später erwischt man sich dabei, sein Kind mit anderen zu vergleichen. Doch der ständige Blick auf die vermeintlich perfekte Entwicklung anderer Kinder kann zu unnötigem Stress führen.
Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Was bei einem Kind mit zwei Jahren völlig normal ist, kann bei einem anderen Kind mit drei Jahren genauso richtig sein.
Stürzen wir Eltern uns regelmäßig in den Vergleich mit anderen Familien, laufen wir Gefahr, uns und unseren Kindern unrealistische Maßstäbe zu setzen. Statt die eigene Familie zu schätzen und uns an den individuellen Fortschritten unserer Kinder zu erfreuen, kommen schnell Zweifel auf. Das kann nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung belasten, sondern auch das Selbstwertgefühl unserer Kinder negativ beeinflussen.
Was hilft? Erziehung ist kein Wettbewerb. Wir Eltern sollten uns bewusst machen, dass Entwicklungsverläufe unterschiedlich sind und dass es kein richtiges oder falsches Tempo gibt. Vertrauen in das Kind und Geduld sind hier der Schlüssel.
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Falle 4: Zu viele Ratschläge
Ratgeberbücher, Online-Foren, Facebook-Gruppen, Bekannte und Freunde – die Quellen für Erziehungstipps sind nahezu unbegrenzt. Gerade für junge Eltern kann diese Informationsflut schnell zu einer Herausforderung werden. Was die eine Expertin empfiehlt, widerspricht dem Rat einer anderen. Was letztlich bleibt, ist Verwirrung: Welcher Ansatz ist der richtige für mein Kind? Soll ich strikte Regeln aufstellen oder doch lieber ein bisschen lockerer sein? Wie viel Freiheiten darf mein Kind haben? Was ist zu viel?
Zu viele Meinungen und Ratschläge können Eltern in ihrer Entscheidungsfindung lähmen. Eltern verlieren so die Orientierung und fühlen sich hin- und hergerissen zwischen den verschiedenen Ansichten.
Was hilft? Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht jeder Rat auf jedes Kind passt. Es gibt keine universelle Lösung für alle. Deshalb sollten wir in erster Linie auf unser eigenes Bauchgefühl und auf die Bedürfnisse unserer Kinder hören. Es kann hilfreich sein, sich eine Handvoll vertrauenswürdiger Quellen zu suchen. Dabei sollte man darauf achten, sich nicht von jeder neuen Empfehlung beeinflussen zu lassen und sich für den Weg zu entscheiden, der für die eigene Familie am besten funktioniert.
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