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Erziehung: Können Eltern und Kind beste Freunde sein?

Mutter und Tochter sitzen auf dem Sofa. Die Tochter zeigt der Mutter etwas auf ihrem Smartphone. Beide wirken sehr vertraut und entspannt miteinander.
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Vorab im Video: Warum Eltern versuchen sollten, die zweitbesten Eltern zu sein

In TV-Serien funktioniert es super, wenn Eltern die besten Freunde ihrer Kinder sind. Warum das in der Realität aber keine gute Idee ist, lest ihr bei uns.

Die Vorstellung, nicht nur als Erzieher*in, sondern auch als Kumpel und Vertraute*r seines Kindes aufzutreten, klingt verlockend, besonders in der Pubertät, in der Kinder und Jugendliche immer selbstbewusster und unabhängiger werden.

Doch ist es wirklich ratsam, als Eltern die Rolle des besten Freundes zu übernehmen? In Filmen oder Serien wie den Gilmore Girls wird uns ja gezeigt, dass das meisten funktioniert. Oder gibt es möglicherweise wichtige Gründe, warum das eher problematisch sein könnte?

Warum es für die Eltern-Kind-Beziehung in der Tat sinnvoller ist, klare Grenzen zu haben und warum die elterliche Verantwortung nicht in eine bloße Freundschaft umgeformt werden sollte, lest ihr bei uns.

Eltern sollten Führungspersonen sein

Die wichtigste Rolle, die Eltern in der Entwicklung ihrer Kinder spielen, ist die der Führungsfigur. Kinder brauchen klare Orientierung, feste Regeln und verlässliche Strukturen. Sie müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und mit Konflikten umzugehen. Diese Aufgaben sind nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern auch wichtig für das spätere Leben.

Wenn Eltern versuchen, sich als beste*r Freund*in zu präsentieren, verschwimmen diese Grenzen oft. Anstatt als Autoritätspersonen aufzutreten, die das Kind unterstützt und bei Bedarf auch korrigiert, können sie in die Rolle eines gleichwertigen, weniger bestimmten Partners rutschen.

Das kann zum einen dazu führen, dass Kinder nicht mehr den notwendigen Respekt für die elterlichen Anweisungen oder Entscheidungen aufbringen. Zudem verlieren sie möglicherweise das Gefühl dafür, wo ihre eigenen Grenzen enden und die der Eltern beginnen. Und spielen die Eltern irgendwann doch die Elternkarte aus, greifen durch und schlagen einen harschen Ton an, kann das zum Vertrauensbruch mit dem Kind führen. Das kann im Zweifel nämlich gar nicht nachvollziehen, warum die sonst so ‚coolen und chilligen‘ Eltern plötzlich ausflippen.

Deshalb ist es wichtig, dass Kinder von ihren Eltern lernen, dass es unterschiedliche Arten von Beziehungen gibt: Die elterliche Beziehung basiert auf Respekt, Fürsorge und Führung, während Freundschaften auf Gleichwertigkeit beruhen. Eltern, die ihre Erziehungsaufgabe zu sehr mit einer Freundschaft vermischen, setzen möglicherweise unbewusst das Vertrauen ihrer Kinder aufs Spiel.

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Eltern müssen die Erwachsenen sein

Versuchen Eltern, die Rolle eines Freundes zu übernehmen, verschwimmen die eigentlich klaren emotionalen Rollen, die Eltern und Kinder einnehmen. Das kann dazu führen, dass Kinder ihre Eltern als weniger erwachsen und weniger kompetent wahrnehmen.

Eltern sollten deshalb nicht nur als Vertrauenspersonen, sondern auch als kompetente Führungspersönlichkeiten auftreten. Das heißt, vertraut sich ein Kind seinen Eltern an, weil es Stress mit Freund*innen oder Probleme in der Schule hat, dann sucht es in der Regel nach Hilfe. Es möchte eventuell Zuspruch oder dass die Eltern aktiv eingreifen und ihm helfen.

Wenn sich die Eltern zu sehr in eine freundschaftliche Rolle begeben haben, könnten sie in einer solchen Situation den Eindruck erwecken, dass ihre Fähigkeit, schwierige Situationen objektiv zu beurteilen, beeinträchtigt ist. Und das kann zu fehlendem Vertrauen seitens des Kindes führen.

Kinder benötigen die klare Trennung zwischen sich kümmernden Eltern und einer Freundschaft. Nur so können sie den nötigen Abstand gewinnen, um eine gesunde und respektvolle Beziehung zu ihren Eltern zu bewahren.

Eltern sollten Vorbilder sein

Eltern haben die Aufgabe, dem Kind beizubringen, wie man sich in der Welt zurechtfindet, wie man Verantwortung übernimmt und wie man in Beziehungen aufrichtig und respektvoll ist. Kinder brauchen Eltern, die als Vorbilder in allen Lebensbereichen auftreten und dazu gehört auch, dass Eltern authentisch bleiben.

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Wenn Eltern zu sehr in die Rolle des Freundes schlüpfen, kann das dazu führen, dass sie ihre Authentizität verlieren. Anstatt sich als verlässliche, klare Führungspersonen zu zeigen, versuchen sie, dem Kind zu gefallen oder die gleichen Interessen zu teilen, nur um eine engere Bindung zu erreichen. Kinder merken jedoch sehr schnell, wenn ihre Eltern nicht mehr sie selbst sind. Sie könnten gar das Gefühl bekommen, dass sie sie manipulieren können, um bestimmte Dinge durchzusetzen. Diese Dynamik kann in der späteren Entwicklung des Kindes problematisch werden.

Kinder und Jugendliche brauchen jedoch Orientierung und Grenzen, um eine eigene Identität unabhängig zu den Eltern zu entwickeln.

Eltern und Kinder brauchen emotionale Distanz

Kinder und Jugendliche müssen lernen, Konflikte auch ohne elterliche Einmischung zu lösen. Sie müssen den Raum haben, Freundschaften und eigene Bindungen zu entwickeln, die auf Gleichheit und gegenseitigem Respekt beruhen.

Eltern, die sich als beste Freunde präsentieren, können diese Entwicklung behindern, weil sie zu oft in die persönlichen Angelegenheiten des Kindes eingreifen oder sich als Teil der sozialen Beziehungen einmischen. Das kann nicht nur die Unabhängigkeit des Kindes beeinträchtigen, sondern auch die Privatsphäre und den Raum, den das Kind benötigt, um eigene Erfahrungen zu machen.

Treten Eltern hingegen als fester, verlässlicher Anker im Leben ihres Kindes auf, bietet das den notwendigen Rückhalt, der gerade in schwierigen Zeiten wertvoll ist. Die emotionale Distanz zu den Eltern ermöglicht es dem Kind, sich von den Erwartungen und Wünschen der Eltern unabhängig zu machen und eigene Erfahrungen zu sammeln.

Ähnlich kompliziert wird eine Freundschaft zwischen Eltern und Kind, wenn die Eltern ihre (erwachsenen) Probleme mit dem Kind teilen. Das kann dazu führen, dass sich das Kind verantwortlich für die Eltern, ihre Probleme und Sorgen fühlt. Eine Aufgabe, der es gar nicht gewachsen sein kann.

Auch deshalb gilt es, eine gewisse emotionale Distanz zum Kind zu wahren. Statt die Freundschaft zum Kind zu suchen, sollten Eltern ihm erwachsene Freundschaften vorleben und so zeigen, dass es auch außerhalb der Familie wichtige Vertrauenspersonen gibt.

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Vertrauen ist das A und O

Emotionale Distanz zu wahren bedeutet nicht, dass Eltern und Kinder keine enge, vertrauensvolle Beziehung haben können. Nähe, Liebe und Verständnis sind gerade in der Pubertät und im Jugendalter wichtig, um den emotionalen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden.

Aber diese Nähe muss auf die richtige Weise gepflegt werden. Eltern können sehr wohl als vertraute Gesprächspartner auftreten, die mit ihrem Kind lachen, weinen und sich austauschen, jedoch immer in der Rolle von väterlicher oder mütterlicher Unterstützung und nicht als Freund.

Es geht nicht darum, das Kind zu bevormunden, sondern die Balance zwischen Fürsorge und Freiraum zu wahren. Eltern müssen sich als verlässliche Ansprechpartner und Bezugspersonen präsentieren, die ihre Kinder bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit unterstützen, ohne ihre Grenzen oder ihre Autorität zu verwischen.

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