Wenn der Schwangerschaftstest plötzlich positiv ist, beginnt für viele Menschen mit Kinderwunsch die Zeit der großen Vorfreude. Die größte Frage, die sich viele in dieser Zeit wahrscheinlich stellen, ist unter anderem die Frage: „Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“
Während die meisten sagen, dass es ihnen egal ist, gibt es doch immer wieder Eltern, die ein bestimmtes Geschlecht bevorzugen – vielleicht auch nur unbewusst. Erfüllt sich der Wunsch dann nicht, kann das für die Eltern in einigen Fällen sehr enttäuschend sein. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen Namen: Gender Disappointment.
Der Spruch „Hauptsache, das Kind ist gesund“ sollte natürlich immer im Vordergrund stehen. Aber haben Eltern nicht doch auch insgeheim ein Wunschgeschlecht?
Zwei Forscher aus den USA und Kanada haben sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und sind zu einem überraschenden Ergebnis gekommen. Für Eltern ist es gar nicht so egal, ob sie einen Sohn oder eine Tochter bekommen.
Studie bestätigt: Eltern bevorzugen Töchter
Eltern haben favorisierte Kinder. Was erstmal krass klingt, bestätigt jetzt eine US-Studie, die im „Psychological Bulletin“ erschienen ist. Darin analysierte das Forscherteam um Alexander C. Jensen von der Brigham Young Universität insgesamt 30 Untersuchungen sowie Datenbanken mit insgesamt knapp 20.000 Teilnehmenden, überwiegend aus den USA und Westeuropa.
Demnach bevorzugen Eltern bei ihrem Nachwuchs eher Mädchen als Jungs. Das gilt übrigens für Mütter und Väter gleichermaßen. Zudem würden gewissenhafte, verantwortungsbewusste Kinder eher favorisiert.
Warum sind Mädchen beliebter?
Doch warum ist das so? Warum wünschen sich viele (zumindest laut den Ergebnissen der Studie) eher ein Mädchen als einen Jungen?
Laut den Autoren Jensen und Jorgensen-Wells wird das Temperament von Mädchen als angenehmer angesehen. Den Umgang mit ihnen stellen sich Eltern deutlich einfacher vor.
Lieblingskinder sollte es nicht geben
Für die Kinder sei diese Bevorzugung jedoch oft nicht spürbar, heißt es in der Studie weiter. Die meisten Eltern würden in der Erziehung nämlich keine deutlich wahrnehmbaren Unterschiede machen.
Und das ist wichtig. Denn Lieblingskinder sollte und darf es eigentlich nicht geben. Kinder, die von ihren Eltern bevorzugt werden, seien tendenziell psychisch stabiler und würden seltener Verhaltensprobleme aufweisen, wohingegen benachteiligte Kinder im Erwachsenenalter öfters schlechtere Entwicklungsergebnisse aufweisen würden, so die Experten.
Auch wenn sicherlich die meisten Eltern übereinstimmen, dass man seine Kinder gleich lieben und behandeln sollte, sieht die Realität manchmal anders aus. Professor Martin Diewald von der Universität Bielefeld sagt dazu, dass Eltern unbewusst doch oft Unterschiede machen. „Und Eltern entwickeln einen vertrauteren Umgang eher mit umgänglichen Kindern – denn das macht vieles leichter.“
Die Liebe zu allen Kindern kann jedoch gleich sein, betont Diewald. Eltern sollten versuchen, allen Kindern gerecht zu werden, sodass sie sich geliebt und unterstützt fühlen.
Quelle:
- Jensen A. & Jorgensen-Wells M. (2025): Parents Favor Daughters: A Meta-Analysis of Gender and Other Predictors of Parental Differential Treatment (Psychological Bulletin)
- www.tagesschau.de