Die Textilindustrie ist im Wandel und immer beliebter wird die sogenannte Fast-Fashion. Die Modemarken dieser Branche sind für ihre Massenproduktion an Kleidung bekannt, die sie für kleines Geld verkaufen. Doch dadurch leidet die Qualität und Haltbarkeit der Ware, wodurch eine Wegwerfkultur von Kleidung entsteht.
Umwelttechnisch ist Fast-Fashion also alles andere als gut, weshalb diese Art Kleidungsstücke oft in Verruf geraten. Doch auch für den Verbraucher kann die Kleidung der Modemarken durchaus schädlich sein. Wie aus einem Report von Greenpeace hervorgeht, sollen beispielsweise viele Kleidungsstücke der Marke SHEIN giftige Chemikalien enthalten, was die zahlreichen Vorwürfe gegen die Marke stützen würde.
Die Modemarke SHEIN ist eine der beliebtesten Modemarken der Ultra-Fast-Fashion-Industrie. Rund 7.000 neue Styles können fast täglich auf der Website von SHEIN gekauft werden – und das für Spottpreise. Ihre Beliebtheit verdankt die Marke haupsächlich Influencern, die die Kleidung des Labels bewerben.
Insgesamt orderte die Organisation Greenpeace 47 Artikel aus verschiedenen Mode-Kategorien wie Abendkleider, Jacken, Bademoden, Schuhe, Stiefel sowie Kinder- und Babykleidung des chinesischen Modelabels SHEIN, um diese auf ihre Beschaffenheit zu prüfen.
Enthaltene Chemikalien überschreiten EU-Grenzwerte
Greenpeace ließ die 47 Kleidungsstücke in einem Labor für Schadstoffanalytik prüfen. Es stellte sich heraus, dass sieben der 47 bestellten Artikeln Giftstoffe enthielten, die die Grenzwerte der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) überschreiten. 15 der Kleidungsstücke enthielten bereits bedenkliche Mengen an Schwermetallen und Chemikalien.
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Krebsserregende Chemikalien & Schwermetalle
In der Kleidung wurden Stoffe wie Nickel, Blei, Zinn, Cadmium und Briomin festgestellt. Einige davon sind bekannt dafür, das Nervensystem schädigen zu können und krebserregend zu sein. Ebenfalls wurden in einigen Produkten aromatische Amine festgestellt, die durch Azufarbstoffe freigesetzt werden. Viele dieser Stoffe gelten ebenfalls als krebserregend und sind in der EU-Textilbranche teilweise verboten.
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Ein weiterer Stoff, der sich für die Expert*innen von Greenpeace als besonders besorgniserregend herausstellte, ist die Menge an Phthalat, die in einigen Stiefeln und Schuhen von SHEIN nachgewiesen wurden.
Bei fünf Produkten wurde die Obergrenze der REACH-Verordnung des Stoffes Phthalat um ein Hundertfaches überschritten. Ein Artikel enthielt sogar das 685-fache der erlaubten Menge Phthalat. Sogar ein Kleid für kleine Kinder enthielt laut der Laborergebnisse krebserregende Stoffe, was für Greenpeace äußerst alarmierend ist.
Greenpeace fordert strengere EU-Vorschriften
„Die Ergebnisse machen klar, dass SHEIN keine Übersicht über das Chemikalienmanagement in den eigenen Zulieferbetrieben hat. Dass der Online-Gigant auch keine Liste mit gefährlichen Chemikalien veröffentlicht hat, die für die Produktion ausgeschlossen sind, ist bedenklich. Bei verantwortungsvollen Produzenten ist das mittlerweile Standard“, erklärt Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace.
„Aus Profitinteresse gefährdet der Konzern so die Gesundheit der Verbraucher*innen – doch die Hauptlast für die Chemikalien-Abhängigkeit der Billigproduktion zahlen die Arbeiterinnen in den Produktions- und Zulieferbetrieben. Gelangen die Stoffe über Abwasser und Luft in die Umwelt, verschmutzen sie zudem etwa Flüsse und gefährden die Bevölkerung in den Produktionsländern im globalen Süden“, so die Expertin.
Greenpeace fordert nun härtere Richtlinien in der Textilindustrie und eine Reform der REACH-Verordnung, um die Schädigung von Umwelt und Verbrauchern zu vermeiden: „Chemikalien, die in Deutschland beim Tragen eines Textils potenziell krebserregend sind, sind es erst recht für die Arbeiter*innen in den Fabriken von SHEIN in China“, so Viola Wohlgemuth weiter.