Die Zeit der reifen Brombeeren neigt sich langsam dem Ende zu. Ab und zu findet man aber noch die herrlichen Beeren.
Ich komme vom Land und von Kindesbeinen an wurde mir eingebläut: Keine tiefhängenden Brombeeren pflücken! Alles, was in Tierreichweite hängt, könnte schließlich mit dem lebensgefährlichen Fuchsbandwurm kontaminiert sein.
Da der Begriff „Tierreichweite“ dehnbar ist, habe ich mir angewöhnt, wilde Beeren nur dann direkt zu essen, wenn ich mich nach ihnen strecken musste.
Doch ist das wirklich notwendig? Ich habe mir die Faktenlage zum Thema „Fuchsbandwurm und Waldbeeren“ mal genauer angeschaut.
Ist der Fuchsbandwurm wirklich so gefährlich?
Leider ja. Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm verläuft beim Menschen häufig tödlich. Gelangen die Eier des Fuchsbandwurms in den Körper, in dem man mit Fuchskot in Berührung kommt oder kontaminierte Lebensmittel isst, kann es auch noch nach vielen Jahren zu der sogenannten alveoläre Echinokokkose kommen.
Diese Krankheit verursacht tumorähnliche Wucherungen, die meist in der Leber auftreten, sich aber auch auf Lunge und Gehirn ausbreiten können.
Besonders tückisch ist, dass die Krankheit bis zu 15 Jahren im Dornröschenschlaf sein kann, bevor sie ausbricht und nur unspezifische Symptome verursacht. Eine rechtzeitige Behandlung ist deshalb schwierig.
Wie wahrscheinlich ist eine Infektion über gesammelte Beeren?
Zwar ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm potenziell lebensgefährlich, die Wahrscheinlichkeit sich über wild gepflückte Waldbeeren anzustecken, ist statistisch gesehen aber geringer, als vom Blitz getroffen zu werden.
Seit der Meldepflicht, die in Deutschland seit 2001 besteht, wurden jährlich zwischen 6 und 21 Fälle erfasst. Allerdings gibt es regionale Unterschiede bei der Zahl der Erkrankungen. So kommen Ansteckungen in Süddeutschland häufiger vor als im Rest der Republik.
Welche Gebiete sind besonders stark betroffen?
Nicht alle Füchse sind vom Fuchsbandwurm befallen, sie sind also auch keine Überträger des gefährlichen Parasiten. Doch es gibt in Deutschland einige Risikogebiete.
Besonders hoch ist die Durchseuchung von Füchsen mit dem Parasiten in den Regionen der Schwäbischen Alb, dem Allgäu, Oberschwaben und Hessen.
Wie kann ich mich vor einer Infektion schützen?
Auch wenn eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm sehr unwahrscheinlich ist, gibt es ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen, um sich zu schützen. Und ich bin ehrlich: Ich werde sie (weiterhin) befolgen.
Die Verhaltenstipps betreffen aber nicht nur Beerensammler*innen wie mich, sondern auch Haustierbesitzer*innen. Denn der Fuchsbandwurm kann auch unsere Fellnasen befallen. Und dann ist eine Übertragung auf den Menschen sogar wahrscheinlicher.
Hier kommen einfache Verhaltenstipps:
- Die Hände nach einem Waldausflug immer gründlich waschen.
- In Risikogebieten keine ungewaschenen Waldbeeren oder Fallobst essen.
- Hunde- und Katzenbesitzer sollten mindestens viermal im Jahr eine Wurmkur bei ihrem Haustier durchführen.
- Der Kot von Hundeb oder Katzen sollte regelmäßig beim Tierarzt bzw. bei der Tierärztin untersucht werden.
- Nach einer Gassi-Runde im Wald sollten Hunde in Risikogebieten nach Möglichkeit gewaschen bzw. abgeduscht werden.
- Freigänger-Katzen in Risikogebieten nicht aufs Sofa und/oder Bett lassen.
Waldbeeren sind gesünder als Supermarkt-Früchte
Hochhängende Waldbeeren zu pflücken und nach dem Waschen zu essen hat, ist nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen die bessere Wahl, als Beeren aus dem Supermarkt zu kaufen.
Auf angebauten Beeren wie Johannis-, Stachel-, Erd- oder Brombeeren befinden sich häufig Pestizidrückstände, die über dem gesetzlichen Grenzwert liegen und die können schädlich sein.
Wer wild pflückt, unterstützt die eigene Gesundheit und spart noch dazu bares Geld. Außerdem ist ein Ausflug im Wald, das so genannte Waldbaden, eine wahre Wohltat für die Seele. Also her mit dem Körbchen und losgepflückt!
Aber nur für den eigenen Verzehr versteht sich. Wer eimerweise Beeren aus dem Wald karrt, um sie zu verkaufen, kann laut Bundesnaturschutzgesetz mit einem saftigen Bußgeld rechnen.