Seit Kurzem gibt es bei RTL+ das neue queere Datingformat „Charming Boys“. Doch offenbar hat der Sender nach der Kritik an „Prince Charming“ und „Princess Charming“ noch immer nicht dazugelernt…
Die Freude über die ersten schwulen und lesbischen Datingshows in Deutschland war groß. 2019 startete die erste Staffel „Prince Charming“, bei dem „Prince“ Nicolas, ähnlich wie im hetero-Format „Bachelor“, seine große Liebe aus 20 Kandidaten filtern sollte. Kurze Zeit später folgte die lesbische Variante, immerhin die erste lesbische Datingshow weltweit. Trotzdem erntete RTL massive Kritik für die Umsetzung der Shows. Was war geschehen?
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Der absolute Tiefpunkt war erreicht, als Kandidatin Johanna über einen sexuellen Übergriff sprach, der offenbar in der ersten Staffel „Princess Charming“ passierte und von der Produktionsfirma weitestgehend ignoriert wurde. Doch schon vorher gab es Anlass zur Kritik: Ein Mangel an Repräsentanz von Trans- und nicht binären Personen, Hypersexualisierung und Fetischisierung der Kandidaten und hauptsächlich weiße Casts mit „exotischen“ Ausnahmen ließen das Diversity-Konzept der Shows wie eine billige PR-Masche wirken.
Darum ist die Community enttäuscht
Aber es gibt einen neuen Hoffnungsschimmer am queeren Datinghimmel: „Charming Boys“. Immerhin wird nicht mehr nur um einen vermeintlichen Prinzen gekämpft – ein Konzept, das bei heterosexuellen Shows schon schwierig und bei homosexuellen Kandidaten absolut unsinnig ist.
Denn natürlich fanden sich die Singles auch untereinander durchaus anziehend und verbrachten zudem viel mehr Zeit miteinander als mit unnahbaren Prinzen oder Prinzessinnen. Darum waren die Flirts in der Kandidaten-Villa häufig wesentlich spannender als die arrangierten Dates.
Das hat offenbar auch RTL bemerkt und steckt nun ehemalige „Prince Charming“-Kandidaten und schwule TV-Neulinge gemeinsam in eine Villa. Jeder darf mit Jedem – Hauptsache es finden sich Pärchen.
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Und trotzdem bleibt die Produktion hinter den Erwartungen der LGBTI+ Community zurück. „Menschen, die mehrfach diskriminiert sind, haben Sichtbarkeit verdient. Diese gesamte Truppe ist einfach weiß“, kritisiert „Queer Eye Germany“-Star Aljosha Muttardi. Auch mit sexuellen Anspielungen wird weiterhin nicht gegeizt: „Als wären wir alle nur notgeile Bums-Kanonen“, kommentiert der queere YouTuber fassungslos in einem seiner Reaction-Videos.
Leider scheint der Sender weiterhin unempfänglich für echte Veränderungen und setzt Diversität nur so weit um, wie es dem Hetero-Gaumen (ihrer Meinung nach) schmeckt. Es bleibt Reform-Bedarf…
Jeden Donnerstag erscheint eine neue Folge „Charming Boys“ auf RTL+.