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Kostenlose Periodenprodukte: Bald auch in Deutschland?

Kommen jetzt die kostenlosen Periodenprodukte?
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Kostenlose Periodenprodukte: Bald auch in Deutschland?

Die Hälfte der Weltbevölkerung ist monatlich auf Tampons, Binden und Co. angewiesen, wenn sie menstruiert. Eine andere Wahl hat man nicht, will man am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Gibt es also bald auch bei uns kostenlose Periodenprodukte?

Im Durchschnitt gibt eine menstruierende Person rund 500 Euro im Jahr in Zusammenhang mit ihrer Menstruation aus. Dazu zählen neben Binden, Tampons oder Slipeinlagen zum Beispiel auch Schmerzmittel. Oder neue Unterwäsche, weil Blutflecken nicht so leicht zu entfernen sind. Kosten, die nicht menstruierenden Personen erspart bleiben.

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Warum werden Menschen mit einer Gebärmutter finanziell größer belastet als Menschen ohne? Wäre es nicht im Sinne der Gleichberechtigung, den Zugang zu Menstruationsprodukten kostenlos zu machen? Das käme vor allem Menschen zugute, die finanziell nicht so gut dastehen. Das Stichwort hier lautet Periodenarmut. In vielen Ländern gibt es unzählige Frauen und Mädchen, die sich Tampons und Binden einfach nicht leisten können.

Es tut sich etwas in Deutschland

Gott sei Dank tut sich etwas in Deutschland. So hat beispielsweise die Stadt Tübingen Anfang des Jahres Binden- und Tamponspender an Schulen und öffentlichen Toiletten aufgestellt. Erst mal für ein Jahr und im Zuge eines Pilotprojekts. Und auch andere Städte wollen oder sind diesem Beispiel bereits gefolgt.

Während wir in Deutschland am Anfang stehen und Pilotprojekte starten – vor allem um Kosten und Nutzen abzuwägen – haben die Schotten im August 2022 den kostenlosen Zugang zu Tampons und Binden an Schulen und in städtischen Einrichtungen gesetzlich verankert. Schon ein Jahr vorher waren Schulen verpflichtet worden, Tampons und Co. bereitzustellen. Ist so etwas auch bei uns in Deutschland denkbar?

Gegenargument: Rasierer, Rasierschaum und Aftershave

Gegner kostenloser Periodenprodukte führen oft an, dass Frauen sich ihre Monatsblutung zwar nicht aussuchen, Männer sich ihren Bartwuchs und die damit einhegende Pflege aber auch nicht. Sie argumentieren deshalb, dass wenn Menstruierende Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung gestellt bekämen, würden ihnen auch kostenlose Rasier-Utensilien zur Verfügung stehen müssen.

Abgesehen davon, dass auch Frauen sich rasieren, ganz so einfach ist das nicht und vergleichbar schon gar nicht. Denn wenn sich ein Mann seinen Bart längere Zeit nicht rasiert, dann wächst der zwar ungehindert, hindert den Mann aber nicht daran, in den Supermarkt zu gehen, Freunde zu treffen und am sozialen Leben teilzunehmen. Eine menstruierende Person dagegen kann nicht ohne Periodenprodukt am normalen Leben teilnehmen. Sie kann nicht mit einer vollgebluteten Hose über den Marktplatz schlendern oder in die U-Bahn steigen.

Bei kostenlosen Periodenprodukten geht es also um viel mehr als nur die Hygiene. Es geht um soziale Teilhabe und Gleichberechtigung, um die Enttabuisierung der Periode und soziale Gerechtigkeit. Denn es gibt viele Menschen, bei denen das Geld schlichtweg nicht ausreicht, um Binden oder Tampons zu kaufen.

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Das Problem mit dem Geld

Das größte Problem bei der Diskussion um die Bereitstellung kostenloser Menstruationsprodukte ist jedoch das Geld. Wer soll das finanzieren? In Schottland werden die Produkte staatlich finanziert, bis zu 10 Millionen britische Pfund (umgerechnet rund 11,6 Millionen Euro) stehen dafür jährlich zur Verfügung.

Zum Vergleich: Der kürzlich geendete Tankrabatt hat mehr als 3 Milliarden Euro (3.000 000 000 Euro) gekostet.

Mit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Periodenprodukte 2020 von 19 % auf 7 % wurde in Deutschland bereits ein Schritt getan, um Binden, Slipeinlagen und auch Menstruationstassen günstiger zu machen. Der Haken an dem Ganzen: Teilweise haben Produzenten dieser Produkte ihre Preise angepasst und ein paar Cent draufgeschlagen.

Andernorts, so wie in Irland und England, wurde die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte gänzlich ausgesetzt. EU Länder wie beispielsweise Frankreich besteuern sie mit 5,5 Prozent. (Gewusst? In EU-Staaten gelten mindestens fünf Prozent Mehrwertsteuer auf Tampons und Binden.)

In Deutschland wird die Debatte um die Bereitstellung kostenloser Periodenprodukte weiter geführt. So unterschrieben zum Beispiel 87.000 Menschen die Online-Petition des Vereins Social Period, die fordert, Periodenprodukte in öffentlichen Einrichtungen kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Was ist eure Meinung bei der Diskussion? Sollte es in öffentlichen Toiletten und Einrichtungen kostenlose Binden und Tampons geben? Lasst es uns gerne bei Instagram oder Facebook wissen!