Inhaltsverzeichnis
- Lieferengpass bei Krebs-Medikament Tamoxifen
- Diese Medikamente sind gerade schwer zu bekommen
- Medikamentengpässe haben mehrere Gründe
- Apotheker*innen fordern neue Gesetze
Das deutsche Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt. Dennoch kommt es hierzulande immer wieder zu Lieferengpässen bei teils lebenswichtigen Medikamenten. In Apotheken oder online sind die Pharmazeutika dann nur schwierig oder gar nicht erhältlich. Ein Missstand, den Apotheker schon seit Jahren kennen.
Lieferengpässe bedeuten nicht nur für Apotheker einen großen Aufwand, auch für Betroffene, die auf ein bestimmtes Medikament angewiesen sind, das teils wochenlang nicht verfügbar ist, können die Engpässe schwerwiegende Folgen haben.
Lieferengpass bei Krebs-Medikament Tamoxifen
Erst zu Beginn des Jahres sorgte ein anhaltender Lieferengpass des wichtigen Krebs-Medikaments Tamoxifen für Aufsehen, das insbesondere bei der Behandlung von Brustkrebs zum Einsatz kommt. Eine gleichwertige Alternative für das Medikament gibt es nicht.
Mittlerweile wurden mehrere Millionen Tabletten tamoxifenhaltige Arzneimittel nach Deutschland importiert, um Patientinnen und Patienten mit dem Medikament weiterhin versorgen zu können.
Diese Medikamente sind gerade schwer zu bekommen
Derzeit von Lieferengpässen betroffen ist zum Beispiel das Antibiotikum Staphylex, für das es keine Alternative gibt. Ist ein Medikament nicht verfügbar, können Apotheker*innen in den meisten Fällen Kunden und Kundinnen ein anderes Medikament geben. Doch nicht immer kann ein Medikament ohen Weiteres ausgetauscht werden und nicht immer wirken die Ersatz-Pharmazeutika genauso wie das eigentliche Mittel.
Aktuell schwer zu bekommen sind zudem Fieber-Säfte mit dem Wirkstoff Paracetamol, ebenso ein Krebsmedikament, das bei hormonabhängigen Karzinomen zum Einsatz kommt, ein starkes Schmerzmittel aus der Palliativmedizin, ein Mittel gegen Epilepsie, bestimmte Blutdrucksenker und Psychopharmaka, weiß Apotheker Christian Pacher aus Ingolstadt im Gespräch mit FOCUS Online.
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Medikamentengpässe haben mehrere Gründe
Um den Mangel teilweise aufzufangen, versuchen Apotheker*innen entweder ein Ersatzpräparat zu besorgen, das Medikament selbst herzustellen oder zu importieren. Eine Mehrbelastung, die nicht immer zu stemmen ist.
So zeigt eine aktuelle Umfrage durch den Zusammenschluss der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) in 27 Ländern, dass das Apothekenpersonal in Europa mehr als fünf Stunden pro Woche aufwendet, um Lieferengpässe von Arzneimitteln zu managen.
Doch warum kommt es überhaupt immer wieder zu Medikamenten-Knappheit? In vielen Fällen seien Mängel in der Produktion sowie Störungen in der Lieferkette Ursache der Versorgungsengpässe. Die meisten Medikamente werden außerhalb der EU in Ländern wie Indien oder China produziert, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Unfälle, Naturkatastrophen oder eine Unterbrechung des Transportwegs können zur Folge haben, dass die Medikamente nicht rechtzeitig oder gar nicht am Ziel ankommen.
Hinzu kommt, dass es bei vielen Wirkstoffen oftmals nur ein oder zwei Hersteller weltweit gibt – fällt einer aus, können die Vorräte schnell knapp werden.
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Apotheker*innen fordern neue Gesetze
Derzeit informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) über aktuelle Lieferengpässe bei Medikamenten.
Doch Ärzten und Apothekern reicht das nicht. Sie fordern bundesweit neue Gesetze und künftig schnellere und umfassendere Vorwarnungen von pharmazeutischen Herstellern und Behörden über akute Probleme sowie mehr eigene Entscheidungsfreiheit bei der Auswahl von Alternativpräparaten.
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Da es immer wieder zu Lieferengpässen kommen kann, wird empfohlen, sich mindestens eine Woche im Voraus um Nachschub zu kümmern, um sicherzugehen, das benötigte Arzneimittel rechtzeitig zu erhalten.