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Lieferengpässe: 304 Medikamente werden knapp

Aktuell sind Schmerzmittel und auch fiebersenkende Produkte schwer erhältlich.
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Laut Lieferengpass-Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte können bundesweit aktuell 304 Medikamente gar nicht oder nur schwer geliefert werden. Besonders knapp sind fiebersenkende Medikamente für Kinder.

Bereits zu Beginn des Jahres meldeten Apothekerinnen und Apotheker Lieferschwierigkeiten beim Krebs-Medikament Tamoxifen. Nun sind viele weitere Produkte betroffen. Insgesamt 304 Medikamente seien von Lieferschwierigkeiten betroffen, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukt meldet. Besonders schlimm sei die Lage bei fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika für kleine Kinder.

Jedoch ist die Coronakrise nicht Auslöser des Problems, sondern hat die bestehenden Lieferengpässe lediglich weiter verstärkt. Denn nur wenige Hersteller produzieren Medikamente, um die Produktionskosten möglichst gering zu halten, zumeist in asiatischen Ländern wie China oder Indien.

Welche Produkte aktuell betroffen sind und was die Gründe für die Lieferschwierigkeiten sind, erklären wir.

Schmerzmittel und Erkältungsmedikamente sind knapp

Im Supermarkt vor leeren Regalen zu stehen ist ärgerlich, aber nicht weiter tragisch. In der Apotheke sieht das hingegen etwas anders aus. Auch wenn es zwar häufig Alternativen für das gewünschte Medikament gibt, schlagen Apothekerverbände seit längerem Alarm.

Die neuesten Meldungen betreffen nun insbesondere fiebersenkende Produkte und Schmerzmittel z.B. Paracetamol- und Ibuprofensäfte für Kinder. Außerdem sind auch Asthmasprays, Blutdrucksenker und sogar Antidepressiva gerade nicht ausreichend vorhanden. „Rund 100 Präparate sind derzeit nicht zu bekommen“, so Apothekerin Margit Schlenk aus der Moritz-Apotheke in Nürnberg gegenüber BR.de.

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sind es aktuell sogar noch mehr Produkte. Diese sind entweder nur zeitlich begrenzt verfügbar. Oder sie sind lediglich in bestimmten Verpackungsgrößen lieferbar. Einige Apotheker*innen stellen Paracetamolsäfte nun in Eigenproduktion her, um die Nachfrage bedienen zu können.

Mehr dazu: Lieferengpässe: Diese Medikamente sind gerade schwer zu bekommen

Viele Auslöser für Lieferengpässe bei Medikamenten

Doch woran liegt es, dass selbst wichtige Produkte wie Medikamente oft nur schwer verfügbar sind? Gründe für die Lieferengpässe gibt es viele. Zum einen besteht seit der Coronakrise eine erhöhte Nachfrage nach Medikamenten. Zum anderen wurde die Herstellung der Wirkstoffe in den letzten 20 Jahren zu einem Großteil von Europa nach Asien verlagert. Die Null-Covid Politik in China führt aktuell dazu, dass ganze Städte abgeriegelt werden und Fabriken gar nicht mehr produzieren können.

Die Auslagerung der Produktion in asiatische Länder war und ist vor allem eine Frage der Kosten. In Deutschland bzw. Europa ist die Herstellung von Medikamenten kostspieliger. Viele Krankenkassen sind jedoch nicht gewillt, mehr Geld für Medikamente bereitzustellen. Arzneimittel können zudem nur hierzulande produziert werden, wenn die Grundstoffe für die Herstellung in ausreichendem Maße vorhanden sind. Auch hier sei man also wieder abhängig von Lieferwegen.

Besonders in Krisenzeiten sind die längeren Lieferketten eine zusätzliche Herausforderung für viele Hersteller. Auch der Kostendruck macht ihnen zu schaffen und ist Teil der Problematik.

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Lieferengpass-Problem schon länger bekannt

Bereits seit 2016 beklagen die Hälfte der Apotheken die Lieferengpässe, wodurch sie gezwungen sind, ihren Patient*innen oftmals nur alternative Arzneistoffe oder eine weniger geeignete Darreichungsform anzubieten. Laut dem Bayerischen Apothekerverband in München, bestehe die Problematik seit über 10 Jahren, so Thomas Metz gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Geplant sei nun, die Produktionen im besten Falle wieder zurück nach Europa zu verlegen. Diese Umstellung sei jedoch zeitaufwendig und kostenintensiv.