Wir Frauen verbringen in unserem Leben viel Zeit damit, Haare von unserem Körper zu entfernen. Beine, Achseln, Bikinizone … die Gesellschaft erwartet von uns, dass wir vom Hals abwärts am besten aalglatt sind. Und auch wir selbst fühlen uns in den meisten Fällen wohler, wenn wir frei von lästiger Körperbehaarung sind. Eine junge Studentin aus England hat aber nun genug von diesem Schönheitsdiktat und geht deshalb mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit.
Yasmin Gasimova ist 19 Jahre alt und besucht die Universität in Liverpool. Kürzlich veröffentlichte sie einen Artikel in der Zeitung der Schule, in dem sie erklärt, dass sie mit elf Jahren damit aufgehört habe, sich regelmäßig zu rasieren. „In unserer Gesellschaft wird von Frauen erwartet, sich zu rasieren. Ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich das nicht tue“, schreibt die Studentin. „Ich bin türkischer Herkunft und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals nicht behaart gewesen zu sein. Bis sich im Alter von zehn Jahren Jungs über meinen Damenbart lustig gemacht haben. Von da an hab ich mich bemüht das zu kaschieren und auch meinen leicht behaarten Bauch zu rasieren.“
Lange habe sie sich wegen ihrer Körperbehaarung geschämt, doch damit war irgendwann Schluss. „Da meine Haare dick sind und schnell wachsen, würde ich täglich eine Stunde damit verschwenden, die Stoppeln zu bearbeiten, und innerhalb einer Woche wären die Haare zurück“, erklärt die Engländerin. „Es ist einfach nur lästig, da die Haare mich eigentlich auch nie gestört haben – zumal ich hinterher auch noch Probleme mit eingewachsene Haare hatte. Also habe ich irgendwann mit elf Jahren aufgehört, mich zu rasieren.“
Yasmin hat auch kein Problem damit, Bilder von ihren unrasierten Beinen oder Achseln in sozialen Netzwerken zu teilen. Den Menschen, die sich davor ekeln, hat sie Folgendes zu sagen: „Ihr glaubt nur, dass es ekelhaft ist, weil ihr konditioniert wurdet, das so zu sehen. Wenn ihr euch rasiert wirklich wohler fühlt, dann ist das in Ordnung, aber wie lange ist es her, dass ihr euch eine längere Zeit nicht rasiert habt? Ihr unterliegt keiner Verpflichtung sexy zu sein. Und: Ihr könnt auch gleichzeitig sexy UND behaart sein.“
„Körperbehaarung wird normalerweise als ein männliches Merkmal angesehen und wir messen häufig und fälschlicherweise die ‚Männlichkeit‘ eines Mannes an seiner Fähigkeit Brust- und Gesichtsbehaarung zu besitzen“, schreibt Yasmin in ihrem Artikel. „Obwohl Frauen fast genausoviel Körperhaare besitzen, hat die Gesellschaft irgendwann entschieden, dass wir komplett unbehaart sein müssen, um als wirklich weiblich angesehen zu werden.“
„Niemand sollte sich wegen seines natürlichen Körpers schämen. Nichts an unserem natürlichen Körper sollte dafür sorgen, dass wir uns weniger als Frau fühlen“, so Yasmin. Trotz allem gesteht die Studentin aber auch ein, dass sie ihre Haare ab und zu stutzt oder rasiert. „Ich zähme meine Augenbrauen, damit sie immer gut aussehen“, schreibt Yasmin.
Yasmins Meinung ist eine, die erstmal sofort für Aufsehen sorgt und zusammen mit den ungeschönten Bilder ihres Körpers für eine Menge Diskussion sorgen. Wir sehen das so: Jede Frau sollte sich und ihren Körper so pflegen, wie sie sich wohl fühlt. Wer sich ohne Haare wohler fühlt – okay! Wer sich mit Haaren wohler fühlt – auch okay! Unsere Körper gehören uns und keinem anderen und wir sollten sie so behandeln, wie wir wollen.