Über zwei Euro für 250 Gramm Butter beim Discounter, knapp zwei Euro für einen Liter Diesel – und das nur, wenn man Glück hat. Die Verbraucherpreise in Deutschland sind drastisch gestiegen, so hoch wie aktuell war die Inflation zuletzt vor 40 Jahren. Immer mehr Menschen müssen sich nun Sorgen um ihre Existenz mache und halten die geplanten finanziellen Entlastungen der Bundesregierung für unzureichend.
Sorgen sind groß: Inflation bedroht Existenz
Die Sorgen in der Bevölkerung sind groß: Angesichts der steigenden Preise ist mehr als jeder Zweite (53 Prozent) nach eigenen Angaben „sehr beunruhigt“. Wie eine aktuelle YouGov-Umfrage* im Auftrag der Postbank zeigt, kann rund jeder siebte Erwachsene wegen der aktuellen Preissteigerungen kaum noch seine täglichen Ausgaben bestreiten. Dies entspricht über 10,4 Millionen Menschen.
Im Vergleich zum Januar dieses Jahres, als bereits 2.102 Teilnehmer*innen befragt wurden, hat sich der Wert um ganze 36 Prozent erhöht.
Besonders hart trifft die Inflation Menschen mit verhältnismäßig geringem Einkommen: Fast jeder vierte Befragte (24 Prozent) mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von unter 2.500 Euro gibt an, dass die Inflation seine Existenz bedroht; im Januar lag der Anteil bei 17 Prozent. Von den Befragten mit einem Einkommen von 2.500 Euro und mehr hat derzeit rund jeder Dreizehnte (acht Prozent) durch den Preisanstieg finanzielle Schwierigkeiten.
Auffallend ist, dass jetzt mehr als doppelt so viele Befragte mit einem durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen von 2.000 bis 2.500 Euro die Auswirkungen der Inflation deutlich spüren. Im Januar gaben acht Prozent an, kaum noch ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können – im März waren es bereits 18 Prozent.
„Die Einkommen können mit der allgemeinen Teuerung kaum Schritt halten. Während die Löhne und Gehälter in Deutschland im Vorjahresvergleich zuletzt um 3,6 Prozent gestiegen sind, erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 7,3 Prozent. Vom Realeinkommensverlust sind auch Haushalte mit einem mittleren Einkommen betroffen“, erläutert Dr. Marco Bargel, Kapitalmarktstratege der Postbank.
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Wie lange steigen die Preise noch?
Viele Menschen fragen sich, wie es mit den Preissteigerungen weitergeht und wohin das Ganze führt. Bereits zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) reduzieren aufgrund der Inflation derzeit ihre Ausgaben; acht Prozent sind bereits am Limit und können nicht noch mehr Geld sparen.
Dr. Marco Bargel ist vorsichtig optimistisch, dass sich die Preise im Laufe des Jahres etwas entspannen: „Auf kurze Sicht könnte die Inflation wegen der hohen Energiepreise von hohem Niveau aus weiter ansteigen. Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir mit einem Rückgang der Preissteigerungsrate, sofern erneute Preissprünge bei Öl und Erdgas ausbleiben. Das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent dürfte aber so schnell nicht wieder erreicht werden.“
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Deutsche wünschen sich weitere Hilfen vom Staat
Angesichts der steigenden Energiepreise hat die Bundesregierung im März 2022 eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Unter anderem sollen Bürger einmalig mit 300 Euro über die Einkommensteuer entlastet werden. Drei Monate lang soll zudem die Energiesteuer auf Kraftstoffe sinken – bei Benzin um 30 Cent je Liter, bei Diesel um 14 Cent pro Liter. Geringverdiener erhalten einen Heizkostenzuschuss.
Laut der Postbank Umfrage sind drei von fünf Deutschen (61 Prozent) jedoch der Meinung, dass die Entlastungen der Bundesregierung nicht ausreichen, um die Folgen der Inflation zu mildern. 16 Prozent halten die Maßnahmen für genau richtig; sechs Prozent meinen, dass sie reduziert werden sollten und fünf Prozent, dass es gar keine staatliche Unterstützung geben sollte.
„Inwieweit die beschlossenen Maßnahmen reichen, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Energiepreise ab. Aus heutiger Sicht dürften die zusätzlichen Ausgaben der Haushalte für teurere Kraftstoffe und Heizenergie nicht vollständig aufgefangen werden, zumal einzelne Bevölkerungsgruppen wie die Nicht-Erwerbstätigen nur teilweise profitieren“, so Dr. Bargel.
* Zur Studie: In einer repräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Postbank zwischen dem 7. und 9. Januar 2022 insgesamt 2.102 Befragte ab 18 Jahren und zwischen dem 25. und 28. März insgesamt 2.144 Personen ab 18 Jahren.