Die Deutschen sind Sparweltmeister und legen im internationalen Vergleich so viel Geld zur Seite wie kaum ein anderes Land. Dennoch glauben laut einer neuen Untersuchung von WeltSparen* lediglich 17 Prozent der Deutschen daran, dass sich Sparen wirklich lohnt.
Was die Studie außerdem zeigt: Die Anzahl der männlichen Sparer liegt um fast 39 Prozent höher, als die Anzahl der weiblichen Sparerinnen. Und nur 24,2 Prozent der Frauen wissen, was der Zinseszinseffekt ist. Doch woran liegt das? Hier kommen die Ergebnisse im Überblick.
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Mehr als jeder Dritte Deutsche spart regelmäßig
Die Deutschen machen ihrem Ruf als Sparweltmeister weiter alle Ehre: Insgesamt spart laut der repräsentativen Umfrage von WeltSparen mehr als ein Drittel der Deutschen regelmäßig (35 Prozent).
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Sparquote sogar Rekordhöhe erreicht. Dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) zufolge haben die deutschen Privathaushalte allein 2020 rund 100 Milliarden Euro mehr gespart, als das ohne Pandemie der Fall gewesen wäre.
Doch beim Sparverhalten zeigen sich große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 40,5 Prozent der männlichen Studienteilnehmer regelmäßig Geld zur Seite legt und mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) davon ausgeht, dass monatliches Sparen reich machen kann, sind es unter den weiblichen Befragten lediglich 29,2 Prozent, die regelmäßig sparen. Zudem glauben nur 11 Prozent der weiblichen Befragten, über monatliches Sparen vermögend zu werden. Insgesamt liegt somit die Anzahl der Sparer um fast 39 Prozent höher als die der Sparerinnen.
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Große Einigkeit zwischen den Geschlechtern herrscht hingegen bei über einem Drittel der Befragten (36 Prozent), dass Steuern und Kosten die Rendite einer Geldanlage auffressen. Zudem ist jeder und jede fünfte Deutsche (21 Prozent) überzeugt, dass nur reiche Menschen von Zinsen profitieren.
Und mehr als 17 Prozent der Bundesbürger und Bundesbürgerinnen möchten lieber ihr Leben genießen, statt zu sparen.
Was Frauen vom Sparen abhält
Ein Grund, warum weniger Frauen sparen als Männer, könnte laut WeltSparen fehlendes Finanzwissen sein. So sagen zum Beispiel 42 Prozent der Männer, dass sie wüssten, was der Zinseszinseffekt ist, aber nur 25 Prozent der Frauen.
Die Plattform für Geldanlage in Europa weiß: Bei einer langfristigen Geldanlage wird der Zinseszinseffekt oft zu Unrecht unterschätzt. Dabei macht der Zinseszins bis zu 60 Prozent der Rendite aus. Eine der besten und günstigsten Möglichkeit, um langfristig Vermögen aufzubauen, sind ETFs, kurz für Exchange Traded Funds. Auch die Stiftung Warentest hat den ETF Sparplan als „Königsweg des Fondssparens” bezeichnet.
Es braucht kein Vermögen oder Erbe, sondern nur die Bereitschaft, regelmäßig konsequent ein paar Euro zur Seite zu legen
Diese börsengehandelten Fonds bilden in der Regel einen Index ab, wie beispielsweise den Dax oder MSCI World. Sie sind dadurch breit gestreut und im Vergleich zu Einzelaktien weniger anfällig für Kursschwankungen. Das Investment in einen ETF ist zudem nicht sehr aufwändig und die Gebühren sind deutlich niedriger als bei Fonds, die aktiv verwaltet werden. ETFs, die Gewinne automatisiert wieder anlegen, werden als „thesaurierend“ bezeichnet – und ebnen aufgrund des Zinseszinseffekts den Weg für den dauerhaften Vermögensaufbau. Die größte Stärke der ETFs liegt in der langfristigen Anlage für große Sparziele oder die Altersvorsorge. Denn erst mit der Zeit beginnen das Geld und der Zinseszins wirklich zu arbeiten.
Wie stark der Wert des ETF-Portfolios wachsen kann, veranschaulicht WeltSparen mit diesem Beispiel: Kurz nach dem Berufseinstieg entscheidet sich der Akademiker Tarek privat für den Ruhestand vorzusorgen. 30 Jahre lange investiert er jeden Monat 100 Euro in einen ETF-Sparplan von etwa sechs Prozent Rendite pro Jahr. Kurz nach seinem 60. Geburtstag geht er vorzeitig in Rente. Sein angelegtes Vermögen hat sich fast verdreifacht und liegt bei etwa 100.000 Euro. Entscheidend für diesen starken Anstieg sind die längere Anlagedauer und der Zinseszins, der in diesem Fall rund 32.000 Euro abwirft und damit etwa die Hälfte des erzielten Gewinns von über 64.000 Euro ausmacht.
Kim Felix Fomm, Chefanlagestratege von Raisin DS, appelliert daher: „Es ist nie zu spät, um für das Alter vorzusorgen. Aber je früher man damit anfängt, desto höher ist der erwartete Wertzuwachs langfristig – jede Verzögerung kostet also Geld. Selbst mit kleinen Beiträgen kann man sich mit ETF-Sparplänen beträchtliche finanzielle Rücklagen aufbauen. Gerade Eltern können mit kleinen Sparbeiträgen in die Zukunft ihrer Kinder investieren. Es braucht kein Vermögen oder Erbe, sondern nur die Bereitschaft, regelmäßig konsequent ein paar Euro zur Seite zu legen.“
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Die Deutschen sparen falsch
ETFs erfreuen sich zwar immer größerer Beliebtheit, dennoch landet das meiste Geld der Deutschen weiterhin auf dem Girokonto. Vor allem Frauen scheuen das Anlegen in Aktien und Fonds. Doch gerade Frauen sollten ihr Geld am Kapitalmarkt für sich arbeiten lassen. Denn sie haben in der Regel eine längere Lebenserwartung und benötigen deshalb mehr Geld für ihren Ruhestand. Gleichzeitig haben Frauen aber auch ein geringeres Einkommen, etwa durch Teilzeitarbeit.
Wie eine Studie von Prof. Oscar A. Stolper von der Philipps-Universität in Marburg für Union Investment ergeben hat, hat allein im Jahr 2019 jeder Bundesbürger mit Ersparnissen auf dem Giro- und Tagesgeldkonto sowie in Termin- und Spareinlagen im Schnitt 380 Euro verloren. Und dieser Wert dürfte in der Corona-Pandemie sogar noch angestiegen sein.
„Wenn die Menschen mit dem Girokonto sparen, dann kann man eigentlich nicht von Geldanlage, sondern nur von Geldablage reden. 100 Euro bleiben nur 100 Euro, wenn wir die Inflation schlagen und der Realzinsfalle entkommen. Das gelingt mit unseren beliebtesten Sparformen allerdings nicht. Um der Realzinsfalle zu entkommen, führt kein Weg an aktienbasierten Anlagen vorbei“, so Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
* Die repräsentative Studie von WeltSparen, der Plattform für Geldanlage, wurde vom Meinungsforschungsinstitut Civey unter 5.003 Personen durchgeführt. Die Befragung wurde vom 11. – 14. Oktober 2021 durchgeführt.