Die Anforderungen an Eltern sind heute enorm hoch. Wer Kinder großzieht, steht nicht nur vor der Herausforderung, berufliche und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen, sondern sieht sich auch einem Meer von Ratschlägen und Expert*innenmeinungen gegenüber.
Und die könnten unterschiedlicher kaum ausfallen. Die einen raten zu möglichst wenig Eingreifen der Eltern und viel Freiheiten für das Kind, andere erklären, dass Kinder immer geleitet und geführt werden müssen. Wo liegt also die Grenze zwischen angemessener Fürsorge und Verhätschelung eines Kindes? Wo endet die Förderung, und wo beginnt die Überfürsorge?
Ein besonders heikles Thema, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Auswirkungen von „Zuviel des Guten“ für ein Kind weitreichend sein können. Gibt es eventuell Anzeichen dafür, dass ein Kind zu sehr verwöhnt wird? Und kann man dem noch entgegenwirken, ohne zu den strengsten Eltern der Welt zu werden?
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Wenn der Alltag sich nur um das Kind dreht
Ihr ahnt es bereits: Am Verhalten eines Kindes kann man erkennen, dass es die Eltern mit der Fürsorge übertreiben. Das eindeutigste ist dabei wohl, wenn der Familienalltag vornehmlich nach den Interessen und Bedürfnissen eines Menschen ausgerichtet wird. Wer es gewohnt ist, im Zentrum zu stehen, fordert genau das ein, wenn es mal anders ist. Recht deutliche Anzeichen dafür, dass ein Kind zu behütet aufwächst, sind die folgenden:
Fehlende Frustrationstoleranz
Ein Kind, das gelernt hat, dass sich die Welt vor allem um es selbst dreht, zeigt wenig Geduld und kann nicht gut mit Enttäuschungen oder Frustrationen umgehen. Sobald es nicht sofort bekommt, was es will, reagiert es oft mit Wutausbrüchen oder Weinen.
Übermäßige Forderungen
Verwöhnten Kindern wurde durch das Verhalten der Eltern vermittelt, dass sie immer im Mittelpunkt stehen und ihre Bedürfnisse an erster Stelle kommen. Sie werden deshalb alle Mittel und Wege nutzen, ihre Wünsche und Anforderungen durchzusetzen, sei es durch Bestehen, Bitten oder auch Manipulation.
Unangemessenes Verhalten in der Öffentlichkeit
Verwöhnte Kinder neigen dazu, in öffentlichen Situationen, wie zum Beispiel beim Einkaufen oder im Restaurant, mit lautstarken Protesten, Schreien oder Wutausbrüchen auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie nicht sofort bekommen, was sie wollen.
Fehlendes Verantwortungsbewusstsein
Ein Kind, das zu sehr verwöhnt wird, übernimmt oft keine Verantwortung für sein Verhalten. Aus dem einfachen Grund, weil es das bisher nie musste. Es wurde nicht auf Fehler hingewiesen und musste keine Konsequenzen für unangemessenes Verhalten tragen.
Egoismus
Ist ein Kind auch noch im Grundschulalter sehr auf sich selbst fokussiert, hat es Schwierigkeiten, Empathie für andere zu entwickeln oder Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche von anderen zu nehmen, spricht das dafür, dass es zu sehr verwöhnt wurde. Schließlich hat es in der Vergangenheit durch das Verhalten der Eltern gelernt, dass die Welt um es herum darauf ausgerichtet ist, seine Bedürfnisse zu erfüllen, nicht die von anderen.
Geringe Selbstständigkeit
Verwöhnte Kinder verlassen sich stark auf ihre Eltern und haben Schwierigkeiten, Dinge selbst zu erledigen. Sie können oft nicht selbst Verantwortung für ihre Aufgaben übernehmen, weil sie nie gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen.
So wird Verwöhnen zur Förderung
Kinder brauchen keine perfekte Erziehung. Es gibt auch nicht nur die eine richtige und alles andere ist falsch. Kinder brauchen eine Erziehung, die ihnen hilft, als eigenständige, verantwortungsbewusste Erwachsene in die Welt hinauszutreten. Das bedeutet nicht, dass man sie nicht auch ein bisschen verwöhnen darf. Aber eben nur in Maßen. Als Eltern sollte man sich immer fragen, ob man noch im Wohle des Kindes handelt.
Lesetipp: Klare Regeln, starke Kinder: So gelingt gute Erziehung
Ein zu verwöhntes Kind zeigt Verhaltensweisen, die auf mangelnde Grenzen und eine unzureichende Förderung von Verantwortung und Selbstständigkeit hinweisen. Je eher man sich eingesteht, dass man seine Fürsorge mit Überfürsorge verwechselt hat, umso schneller kann man ‚Gegenmaßnahmen‘ ergreifen.
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