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Sind Handys und Tablets schuld, dass Kinder früher in die Pubertät kommen?

Mädchen, ca. 8 Jahre alt, sitzt mit ihrem Handy im Schneidersitz auf dem Bett. Es lächelt den Bildschirm an.
© AdobeStock/ BullRun

Diese Studie deutet an, welchen Einfluss Handys und Tablets auf das Körperwachstum von Kindern haben könnte.

Wissenschaftler*innen mutmaßen schon länger, dass es einen Zusammenhang zwischen der Handynutzung vieler Kinder und einem früheren Einsetzen der Pubertät gibt. Dass es den tatsächlich gibt, zeigt nun eine Studie aus der Türkei. Das sind die genauen Ergebnisse.

Wir Eltern wissen, wie viel Stress und endlose Diskussionen es um Bildschirmzeiten geben kann. Und wie unausgeglichen Kinder sein können, wenn sie doch zu lange davor gehangen haben. Zudem belegen Studien, dass zu lange Bildschirmzeiten negative Effekte auf Kinder haben. So kann sich die frühe Handynutzung beispielsweise negativ auf den Spracherwerb von Kindern auswirken. Aber auch Schlafstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Konzentrationsprobleme können die Folge übermäßiger Bildschirmzeit sein.

Diverse Studien deuteten zudem in der Vergangenheit darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Blaulicht der Geräte und dem früheren Einsetzen der Pubertät bei immer mehr Kindern geben könnte. Untersucht wurde das bisher jedoch nie genauer. Bis jetzt.

Wissenschaftler*innen der Gazi Universität in der Türkei haben sich der Fragestellung angenommen, welchen Einfluss das blaue Licht, das von den Bildschirmen mobiler Geräte ausgeht, auf den Körper haben könnte. Das untersuchten sie mithilfe von Tierversuchen an Ratten.

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Blaulicht beeinflusst Knochenwachstum

Dafür teilten die Forscher*innen 18 männliche und 18 weibliche Ratten in drei gleiche Gruppen auf. Eine Gruppe hatten keinen Kontakt zu Blaulicht, die anderen beiden wurden diesem 6 bzw. 12 Stunden ausgesetzt. Die Auswirkungen auf die Ratten waren laut Studienleiterin Dr. Aylin Kılınç Uğurlu eindeutig. Je mehr Blaulicht die Tiere ausgesetzt waren, umso schneller wuchsen ihre Knochen und umso schneller zeigten sie erste Anzeichen von Pubertät.

Und noch etwas fiel den Wissenschaftler*innen auf. Besonders die Wachstumsplatten der Knochen, die für das Längenwachstum verantwortlich sind, reagierten auf das blaue Licht. Das heißt, Ratten, die besonders viel Blaulicht ausgesetzt waren, wuchsen anfangs schneller, nach der frühen Reifung der Wachstumsplatten aber nicht weiter. Was dazu führen könnte, dass sie folglich kleiner sein werden als erwachsene Ratten, die weniger bzw. keinem Blaulicht ausgesetzt waren.

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Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen

Die Ergebnisse der Studie sind laut Studienleiterin zwar eindeutig, aber dennoch mit Vorsicht zu betrachten. Sie erklärt: „Da es sich um eine Studie an Ratten handelt, können wir nicht sicher sein, dass sich diese Ergebnisse im selben Maß auf Kinder übertragen lassen. Unsere Daten deuten jedoch darauf hin, dass eine längere Exposition gegenüber blauem Licht sowohl das körperliche Wachstum als auch die Reifung der Wachstumsfuge beschleunigt und zu einer frühen Pubertät führt.“

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Das schnellere Wachstum, so führt es die Wissenschaftlerin weiter aus, möge auf den ersten Blick positiv erscheinen, führe aber dazu, „…dass ihre Knochen zu früh ausgereift sind, was möglicherweise dazu führen könnte, dass sie im Erwachsenenalter kleiner als der Durchschnitt sind.“

Inwieweit sich Blaulicht im Erwachsenenalter von Ratten auf deren Körpergröße und Skelettstruktur auswirkt, wenn sie bereits vor Einsetzen der Pubertät in Kontakt damit gekommen sind, will das Forscherteam um Dr. Aylin Kılınç Uğurlu nun weiter untersuchen. Besonderer Fokus soll darauf liegen, herauszufinden, ob bestimmte Expositionsdauern oder -intensitäten dauerhafte Folgen auf das Skelett haben oder möglicherweise sogar umkehrbar sind.

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