Inhaltsverzeichnis
- Bettnässen: verschiedene Formen
- Ab wann ist Bettnässen ein Problem?
- Ursachen fürs Bettnässen
- Wie reagiert man richtig aufs Bettnässen?
- Bettnässen richtig behandeln
Eigentlich war das Kind trocken, doch plötzlich macht es sich nachts wieder in die Hose. Niemand muss jetzt Angst bekommen, weil das Kind mal eine Nacht nicht oder nicht rechtzeitig aufgewacht ist, als es dringend auf die Toilette musste. Manchmal passiert auch älteren Kindern ein Missgeschick, weil beispielsweise der Tag besonders aufregend war.
Bleibt es bei einem einmaligen Unfall, besteht kein Grund zur Sorge. Doch häufiges Einnässen kann zu einem Problem werden. Was viele nicht wissen: Diese Störung ist weit verbreitet, gut ein Drittel aller 5-jährigen Kinder hat mit dem Bettnässen ein Problem.
Wann man genau von Bettnässen spricht und wie man darauf reagiert bzw. wie man die Ursachen für das Einpullern findet und beseitigt, verraten wir.
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Bettnässen: verschiedene Formen
Es gibt verschiedene Formen von Bettnässen. Am weitesten verbreitet ist das Einnässen in der Nacht bzw. im Schlaf, die ‚Enuresis‘ oder ‚Enuresis nocturna‘. Hiervon sind etwa ein Drittel der 5-Jährigen betroffen. In der Regel löst sich das Problem von allein. Von den 7-Jährigen nässen sich nur noch etwa 10 Prozent regelmäßig im Schlaf ein.
Weniger verbreitet ist das Einnässen am Tag, ‚Enuresis diurna‘, sowie das Einnässen tagsüber und nachts, ‚Enuresis diurna et nocturna‘.
Ab wann ist Bettnässen ein Problem?
Gelegentliches Einnässen, auch nachts, ist nicht ungewöhnlich. Kinder lernen ab dem 2. Lebensjahr, wie sie ihre Blase kontrollieren. Bis sie dann endgültig trocken sind, dauert es unterschiedlich lang – je nach Entwicklung des Kindes. Ist ein über 5-jähriges Kind jedoch keine sechs Monate am Stück trocken, spricht man von Bettnässen. Die Anzeichen dafür, dass ein Kind ein Problem mit Bettnässen hat:
- Das Kind ist älter als 5 Jahre
- Das Bettnässen tritt über einen Zeitraum von drei Monaten auf: bei Kindern unter 7 Jahren mindestens zweimal im Monat, bei älteren Kindern mindestens einmal im Monat
- Es gibt keine organische Ursache für das Einnässen
Manchmal kommt es auch vor, dass Kinder, die eigentlich schon trocken waren, plötzlich wieder einnässen.
Ursachen fürs Bettnässen
Es gibt viele verschiedene Gründe, warum ein Kind nachts immer wieder ins Bett macht und nicht richtig trocken wird. Oft handelt es sich bei der Enuresis um eine Entwicklungsverzögerung des Kindes. Das bedeutet, das Zusammenspiel zwischen Schlaftiefe und Kontrolle der Blase ist unterentwickelt. Auch das Hormon Vasopressin kann eine Rolle spielen. Es steuert den Wasserhaushalt im Körper. Bei Bettnässern arbeitet es manchmal nicht richtig.
Psychosoziale Ursachen müssen ebenfalls geprüft werden. Zu frühe oder zu strenge Reinlichkeitserziehung kann die natürliche Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Besonders bei älteren Kindern, die plötzlich wieder im Schlaf einnässen, sowie Kindern, die tagsüber einnässen, stehen psychische Gründe im Vordergrund. Das können Kleinigkeiten sein, wie ein neues Geschwisterchen, aber auch Streitigkeiten, der Verlust eines Familienmitglieds oder andere traumatische Erlebnisse.
Organische Ursachen sind beim Bettnässen eher selten, sollten aber auf jeden Fall von Ärztin oder Arzt gecheckt werden. Schuld kann eine Entzündung der Harnwege sein, neurologische Störungen, Fehlbildungen der Harnwege, Epilepsie, Diabetes oder Schlafapnoe. Sucht auf jeden Fall eine Ärztin bzw. einen Arzt auf, wenn euer Kind sich regelmäßig einnässt.
Auch das oft zu lange Einhalten am Tag kann dazu führen, dass die Blase sich im Schlaf unkontrolliert entleert. Viele Kinder können einen starken Drang zur Toilette zu gehen tagsüber unterdrücken, weil beispielsweise das Spielen wichtiger ist. In der Regel schaffen sie es rechtzeitig ins Bad. Während der Nacht kann das lange Einhalten zum Problem werden. Denn wenn sie tief schlafen, haben sie weniger Kontrolle über ihre Blase. Sie bemerken dann viel zu spät oder gar nicht, dass die längst voll ist.
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Wie reagiert man richtig aufs Bettnässen?
Wie verhält man sich richtig, wenn das Kind eingepullert hat? Ganz wichtig: Bleibe ruhig. Gib deinem Kind auf keinen Fall das Gefühl, dass das etwas Schlimmes ist und es sich dafür schämen muss. Die meisten Kinder leiden schon genug darunter und schämen sich sehr. Dieser selbst auferlegte Stress führt dazu, dass sie sich noch öfter einnässen und sich ein wahrer Teufelskreis entwickelt.
Führe lieber einen Sonne-und-Wolken-Kalender, auf dem du die trockenen Nächte mit einer Sonne markierst. So sieht man schon kleine Fortschritte und die beflügeln dein Kind. Mache kein großes Aufheben um die Angelegenheit und sprich das Thema bei jeder Gelegenheit an. Besorge lieber waschbare Bettwäsche und einen Beinschutz und setze beides wie selbstverständlich ein. In der Regel lässt das Bettnässen ganz von allein nach. Tritt keine Besserung ein, gibt es eine Reihe von verhaltenstherapeutischen Maßnahmen.
Bettnässen richtig behandeln
Als erste Maßnahme, bevor man zu anderen Methoden wie Homöopathie, Hypnose, einem Klingelgerät oder Medikamenten greift, kann man versuchen, das Kind, ähnlich wie beim Töpfchen-Training, für seine nächtliche volle Blase zu sensibilisieren. Das heißt, dass man es nachts, bevor man selbst ins Bett geht, noch einmal auf die Toilette setzt oder ältere Kinder noch einmal weckt und zu einem Gang auf die Toilette auffordert. So hat das Kind die Gelegenheit, seine Blase bewusst noch einmal zu entleeren und kann dann weiter schlafen, ohne von einer nassen Hose geweckt zu werden.
Denn: Auch unausgewogenes Trinken kann die Enuresis nocturna fördern. Eltern können darauf achten, dass der Nachwuchs tagsüber mehr trinkt. Am Abend sollte rund zwei Stunden vor dem zu Bett gehen idealerweise nichts mehr getrunken werden.
Als Methode zur Behandlung gegen das Bettnässen ist die Therapie mit einem Klingelgerät verbreitet. Klingelmatten oder Klingelhosen geben beim Einnässen ein Signal ab. Kind und Eltern werden geweckt und das Kind bemerkt, dass die Blase voll ist. Die Therapie läuft über mehrere Wochen, ist jedoch eine große Belastung für Eltern und Kind.
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Medikamente spielen in der Bettnässen-Therapie ebenfalls eine große Rolle. Eingesetzt wird der Wirkstoff Desmopressin, der dem Hormon Vasopressin ähnelt und die Wasserausscheidung des Körpers hemmt. Ob und wann eine Behandlung damit sinnvoll ist, solltest du mit deiner oder deinem Ärzt*in besprechen.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keinen Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr immer ärztlichen Rat einholen.
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