Jede Familie hat ihre eigenen Regeln und Grenzen, was das Zusammenleben angeht. Kommt ein Besuchskind in dieses besondere Sozialgefüge, muss es diese grundsätzlichen Regeln kennenlernen.
Oft sind Kinder aber, sind sie zum ersten Mal bei einem Freund zu Hause, zurückhaltend und schüchtern. Regeln und Grenzen werden noch nicht ausgetestet, ein Eingreifen seitens der Eltern ist nicht erforderlich. Das ändert sich aber, je öfter ein*e Freund*in ein und aus geht und je besser er oder sie Geschwister und Eltern kennengelernt hat.
Dann drehen Kinder, gemeinsam mit dem eigenen Nachwuchs, so richtig auf und testen die Grenzen aus. Dabei stellen sie auch richtig viel Blödsinn an. Da gehen mal Dinge kaputt, oft wird es lauter und manchmal vergreift sich auch jemand im Ton.
Wie sollte man als Eltern dann reagieren? Darf man das Besuchskind zurechtweisen und gar mit ihm schimpfen, so wie man es unter Umständen beim eigenen Kind tun würde?
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Erziehungsexpert*innen sind sich einig!
Natürlich kann man versuchen, Situationen zu vermeiden, die eskalieren könnten und ein Eingreifen der Eltern erfordern. Zum Beispiel, wenn man sein Kind einfach nie Freund*innen einladen lässt. Das ist jedoch sehr unrealistisch und wäre auch ziemlich gemein. Deshalb raten Expert*innen dazu, ein Besuchskind, genauso wie das eigene Kind, auf Fehlverhalten hinzuweisen.
Idealerweise bleibt man dabei ruhig, aber bestimmt. So vermittelt man dem (Besuchs)Kind in sachlichem Ton, was im eigenen Haus erlaubt ist und was nicht. Wo also die ganz persönlichen Grenzen liegen. Denn diese Grenzen und Regeln, die für die eigenen Kinder gelten, sollten auch für Freunde der Kinder gelten, die zu Besuch sind. Würde man auf das Nichteinhalten nicht reagieren, würde das eigene Kind unnötig verwirrt.
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Kinder profitieren sogar von Meckereien fremder Eltern
Ein bisschen überspitzt kann man behaupten, dass es Kindern keinesfalls schadet, auch mal Kritik von anderen Eltern zu hören, sondern sie in gewisser Weise fördern kann. Denn sie lernen dadurch, dass jeder Mensch andere Grenzen und Prioritäten setzt. Und dass man sich mit diesen arrangieren muss, wenn man, am Beispiel der Kinder, mit dem einen Freund bei ihm spielen will.
Bedeutet im Umkehrschluss auch: Hält sich der Freund oder die Freundin des Kindes auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht an die Hausregeln, darf er oder sie eben eine Zeit lang nicht mehr zu Besuch kommen. Dabei geht es dann weniger darum, das Kind zu bestrafen, als vielmehr darum, die eigenen Grenzen zu wahren.
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Darf man denn jetzt mit anderen Kindern schimpfen?
Schimpfen, im klassischen Sinne von laut werden oder schreien, sollten Eltern nach Möglichkeit weder mit dem eigenen, noch mit einem Besuchskind. Denn die Lautstärke verschreckt Kinder in erster Linie. Was man ihnen mitteilen will, geht dabei oft verloren.
Einprägsamer und vor allem verständlicher für Kinder ist, wenn man ihnen ruhig und bestimmt mitteilt, was gerade falsch gelaufen ist und was hätte besser oder anders gemacht werden können. Dabei ist es wichtig, verständlich zu machen, wo genau die Grenze überschritten wurde, was also erlaubt ist und was auf gar keinen Fall geht. So bleibt man als Eltern glaubwürdig für den eigenen Nachwuchs.
In ‚Ich-Botschaften‘ verpackt greift man auch niemanden an und bleibt sachlich: „Ich möchte nicht, dass in meinem Haus rumgeschrien wird“, „Wenn ihr gerne Verstecken spielen wollt, möchte ich, dass ihr das draußen macht.“ Experten raten hier dazu, sich bereits vorher zu überlegen, wie man reagiert, wenn die Aufforderung von den Kindern nicht akzeptiert wird. Das hilft sehr dabei, ruhig zu bleiben und die Fassung zu wahren.
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Fremde Kinder auf dem Spielplatz
Auch außerhalb der eigenen vier Wände kann es zu Situationen kommen, in denen man sich aufgefordert fühlt, ein fremdes Kind zurechtzuweisen. Zum Beispiel, wenn eines auf dem Spielplatz richtig austeilt, einem anderen Kind etwas wegnimmt oder mit Sand wirft.
Besteht Gefahr für die Gesundheit anderer oder des eigenen Kindes, sollte und darf man unmittelbar einschreiten. Auch auf die Gefahr hin, dass die Eltern des Verursachers gar nicht gut darauf zu sprechen sind. Da hilft nur, ruhig bleiben, Situation erklären und sich im Zweifel zu entfernen. Niemand sieht schließlich gern, wenn eine familienfremde Person das eigene Kind ‚maßregelt‘.
Ist niemand unmittelbar gefährdet, weil ein Kind auf dem Spielplatz sein Unwesen treibt, kann man auch erst einmal abwarten und darauf hoffen, dass die Eltern dieses Kindes anwesend sind und selbst eingreifen. Kennt man die Eltern sogar, kann man sie auch freundlich darauf hinweisen, doch bitte jetzt mal zu reagieren.
Passiert nichts, kann man selbst einschreiten. Statt aber auf die Entfernung zum Stänkerkind rüberzurufen, sollte man auf es zugehen, sich auf Augenhöhe begeben und erklären, was gerade falsch läuft und was stattdessen richtig wäre.
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Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.