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Erziehung in der Pubertät: Wie viel Freiheit ist richtig, wie viele Grenzen notwendig?

Porträt eines Teenager-Mädchens mit hellrosa gefärbten Haaren.
© AdobeStock/ Tatyana

Autonomie vs. Kontrolle: Wie erzieht man Teenager?

Wie viele Regeln sind zu viele, wie viele zu wenige?

Mit Eintritt in die Pubertät wollen sich viele Teenager nichts mehr von ihren Eltern sagen lassen. Aber wie viele Freiheiten kann man den Kindern wirklich zugestehen und wo sind immer noch Regeln und Grenzen erforderlich?

Die Pubertät ist für Eltern und Kinder gleichermaßen eine Herausforderung. Denn es ist eine Zeit des Umbruchs. Während viele Jugendliche auf der Suche nach ihrer Identität und Autonomie sind, kämpfen ihre Eltern oft mit der Frage, wie sie richtig reagieren können: Wie viel Freiheit darf ich meinem Kind lassen, ohne die Kontrolle zu verlieren? Und an welchen Stellen muss ich klare Grenzen setzen, um ihm Orientierung zu geben?

Wie ein gesundes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Grenzen in der Pubertät aussehen kann und warum es so entscheidend ist, dass beides im richtigen Maß vorhanden ist!

Erziehung zwischen Freiheit und Kontrolle

In kaum einer anderen Lebensphase ist der Wunsch nach Unabhängigkeit so groß wie in der Pubertät. Kinder wollen sich jetzt abgrenzen, sie wollen eigene Entscheidungen treffen und vor allem wollen sie sich von den Eltern lösen.

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Eigentlich ein ganz natürlicher Prozess, der jedoch oft Missverständnisse zwischen Eltern und Kindern schafft und so Konflikte begünstigt. Denn während der Wunsch des Kindes nach Autonomie wächst, müssen Eltern loslassen, dabei aber trotzdem einen klaren und verständlichen Rahmen schaffen.

Warum Grenzen in der Pubertät wichtig sind

Auch wenn Teenager das bestimmt nicht hören wollen, aber sie sind noch Kinder. Ihr Gehirn ist in dieser Phase noch weit davon entfernt, voll entwickelt zu sein. Besonders der präfrontale Kortex, der für komplexe Entscheidungsprozesse, Selbstkontrolle und Abwägung von Konsequenzen zuständig ist, reift erst nach und nach. Das bedeutet, dass Jugendliche oft noch nicht die Fähigkeit besitzen, Risiken richtig einzuschätzen oder langfristige Folgen ihres Verhaltens zu erkennen.

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Grenzen und Regeln bieten in dieser Zeit deshalb eine Orientierung und vor allem Sicherheit. Sie schützen vor übermäßigen Fehlentscheidungen und schaffen einen Raum, in dem Jugendliche sich ausprobieren können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Auch wenn die klassische Erziehung, wie wir Eltern sie bei jüngeren Kindern anwenden, in der Pubertät nicht mehr notwendig zu sein scheint, Grenzen sind es weiterhin. Sie geben unserem Teenager Sicherheit und können ihn vor unüberlegten Entscheidungen schützen.

Warum Teenager mehr Freiheiten brauchen

In der Pubertät, wenn das Bedürfnis nach einer eigenen, individuellen Identität besonders stark ist, kann zu viel Kontrolle jedoch auch das Selbstbewusstsein von Teenagern gefährden. Deshalb brauchen sie (mehr) Freiräume, um ihre Interessen zu verfolgen, ihre sozialen Kompetenzen auszubauen, aber auch, um (kleine) Fehler machen zu dürfen.

Im Prinzip müssen sie die Möglichkeit haben, sich ein eigenes Wertesystem zu schaffen, für sich ganz individuell, aber auch gesellschaftlich. Engt man einen Heranwachsenden zu sehr ein, nimmt man ihm die Fähigkeit, frei zu denken und sich mit der Welt auseinanderzusetzen. Gleichzeitig muss die Freiheit auch ihre Grenzen oder besser einen Rahmen haben, um den Teen nicht in gefährliche oder destruktive Verhaltensweisen abdriften zu lassen.

Vertrauen ist das A und O

Was Eltern eines pubertierenden Kindes also in jedem Fall brauchen, ist Vertrauen. In erster Linie ihr Kind, aber auch in ihre geleistete Erziehungsarbeit. Schließlich ist das Kind nicht über Nacht zum Teenager geworden. Bis zu diesem Punkt haben die Eltern es begleitet, ihm geholfen, Dinge erklärt und ins richtige Licht gerückt. Auch wenn das Kind kein ‚fertiger‘ Erwachsener ist, es ist bestens gerüstet, zu einem zu werden.

Eltern, die jetzt also in der Lage sind, ihrem Kind Vertrauen entgegenzubringen und es als eigenständige Person zu sehen, helfen ihm, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

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Selbstverständlich heißt das nicht, ihm von jetzt an alle Entscheidungen selbst zu überlassen. Das würde ein Kind verunsichern. Jedoch muss es die Möglichkeit bekommen, eigene Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Heißt im Klartext: Statt dem Kind (wie früher) gewissen Dinge einfach zu erlauben oder zu verbieten, sollte man gemeinsam mit ihm über die Situation sprechen. Denn wer seinem Teenager das Gefühl gibt, gehört zu werden und ernst genommen zu werden, wird auch von ihm mehr Verantwortung und Einsicht erwarten können.

So bleibt eure Beziehung gesund

Als Eltern hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, dass auch die Pubertät ’nur‘ eine Phase ist, so wie alle anderen Entwicklungsphasen auch. Sie geht vorbei. Bis dahin braucht unser Kind weiterhin unser Vertrauen, unsere Hilfe und unsere Unterstützung, auch wenn die jetzt ein bisschen anders aussieht.

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