Kennt ihr das Gefühl, das in euch aufsteigt, wenn euer Kind nach einem langen Tag voller Abenteuer und Entdeckungen mit strahlenden Augen ins Bett fällt? Es erfüllt einen mit Stolz, Glück und einer Zufriedenheit, wie man sie bei nichts anderem erlangt.
Der Schlüssel zu diesen Glücksmomenten könnte in der positiven Psychologie liegen – einem Ansatz, der nicht nur das Wohlbefinden von Kindern, sondern auch das der gesamten Familie in den Mittelpunkt rückt.
Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und wie können wir Eltern ihn im Alltag umsetzen?
Was ist positive Psychologie?
Positive Psychologie ist mehr als nur ein wissenschaftliches Schlagwort. Es ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der sich mit den positiven Aspekten des menschlichen Lebens beschäftigt. Anstatt sich nur auf das Negative zu konzentrieren, zielt dieser Ansatz darauf ab, Stärken, Tugenden und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Psychologen wie Martin Seligman haben gezeigt, dass das gezielte Trainieren von positiven Emotionen, Engagement und zwischenmenschlichen Beziehungen das Lebensgefühl erheblich verbessern kann.
Doch wie lässt sich dieses Konzept konkret in die Erziehung integrieren?
Stärken fördern und weniger kritisieren
Wir Eltern sind schnell dabei, unsere Kinder auf Fehler und Schwächen hinzuweisen. Alles mit dem Ziel, sie auf die Zukunft vorzubereiten und ihnen zukünftige Fehler zu ersparen.
Die positive Psychologie empfiehlt hier einen anderen Ansatz. Statt (ständig) Kritik zu üben, sollten wir Eltern die Stärken unserer Kinder erkennen und gezielt fördern. Ein Kind, das zum Beispiel in einem bestimmten Fach besonders gut ist oder eine natürliche Begabung für Kunst oder Musik hat, braucht in diesen Bereichen Lob, aber auch viele Anreize, seine Talente weiterzuentwickeln.
So können Eltern und Kind beispielsweise gemeinsam einen Kunstkurs besuchen oder zusammen Bücher zu Themen lesen, die das Kind interessieren, die seine Kreativität und sein Selbstbewusstsein stärken. Diese positive Verstärkung hat nicht nur Einfluss auf das Selbstwertgefühl, sondern auch auf die soziale Kompetenz eines Kindes.
Kinder, die sich in ihrem Können bestätigt fühlen, sind offener für Herausforderungen und zeigen weniger Angst vor Misserfolgen.
Emotionale Intelligenz trainieren
Ein weiterer, wichtiger Aspekt der positiven Psychologie in der Erziehung ist die Förderung der emotionalen Intelligenz. Lernen Kinder, ihre eigenen Emotionen zu erkennen und auszudrücken, können sie auch die Gefühle anderer verstehen. Das wiederum macht es ihnen leichter, Freundschaften zu schließen oder Konflikte zu lösen.
Trainieren lässt sich die emotionale Intelligenz, indem man gemeinsam über Gefühle spricht. Eltern können beispielsweise in schwierigen Situationen bewusst nachfragen: „Wie fühlst du dich dabei?“ oder „Warum glaubst du, dass dein Freund so reagiert hat?“ Solche Gespräche helfen Kindern, ihre eigenen Gefühle zu benennen und Empathie für andere zu entwickeln.
Kinder, die lernen, ihre Gefühle zu regulieren, sind besser in der Lage, mit Stress und Herausforderungen umzugehen – eine Fähigkeit, die in der heutigen Zeit immer wichtiger wird.
Resilienz aufbauen
Resilienz, also die Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften und gestärkt aus Krisen hervorzugehen, ist ein zentrales Element der positiven Psychologie. Kinder müssen lernen können, wie sie mit Misserfolgen umgehen.
Hier können Eltern durch gezielte Herausforderungen helfen. Anstatt alles für das Kind zu erledigen, kann man es ermutigen, Probleme selbst zu lösen oder neue Dinge auszuprobieren. Sei es das Erlernen eines Instruments, das Ausprobieren einer neuen Sportart oder das Experimentieren mit einem neuen Rezept: Jedes kleine Scheitern bietet die Möglichkeit, etwas Wertvolles über sich selbst zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
Dankbarkeit und Achtsamkeit
Ein einfacher, aber effektiver Weg, um positive Psychologie in die Erziehung zu integrieren, ist die Praxis von Dankbarkeit und Achtsamkeit. So esoterisch wie das auf den ersten Blick klingen mag, ist es keinesfalls. Eltern können gemeinsam mit ihren Kindern täglich oder wöchentlich „Dankbarkeitstagebücher“ führen. Hierbei notiert jeder, wofür er dankbar ist – sei es ein schöner Tag im Freien, ein lang ersehnter Ausflug oder auch ein schönes Treffen mit einem Freund oder einer Freundin. Sich bewusst zu machen, was schön war und was einen glücklich gemacht hat, schult das positive Denken und stärkt außerdem die familiären Bindungen.
Auch Achtsamkeit sollte ein wichtiger Bestandteil in der Erziehung sein. So ist beispielsweise wichtig, erkennen zu können, wenn man Stress hat und wie man dann reagiert. Das hilft einem dabei, Strategien zu entwickeln, um diesen Stress zu verringern oder gar zu vermeiden. Dabei können Achtsamkeitstechniken helfen, wie das bewusste Atmen oder kurzes Meditieren. Das schärft das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment. Kinder lernen so, im Hier und Jetzt zu leben, was ihre emotionale Stabilität fördert.
Gemeinsam wachsen und lernen
Die positive Psychologie in der Erziehung bietet uns Eltern wertvolle Werkzeuge, um das emotionale Wohlbefinden unserer Kinder zu fördern. Durch das gezielte Stärken von Fähigkeiten, das Fördern emotionaler Intelligenz, das Aufbauen von Resilienz und das Praktizieren von Dankbarkeit und Achtsamkeit können wir als Familien glücklicher werden. Zudem stärkt dieses Erziehungskonzept den Zusammenhalt.
Letztendlich geht es in der Erziehung nämlich nicht nur darum, Kindern Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, sondern sie auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen, glückliche und gesunde Menschen zu werden.
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