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Generation gestresst: Warum unsere Kinder sich weniger resilient fühlen und was ihnen hilft

Teenagerin, ca. 14 Jahre, sitzt auf dem Bett, ist umgeben von Unterlagen und drückt zur Entspannung auf einem Pop-it herum.
© AdobeStock/ MNStudio

Warum sich immer mehr junge Menschen überfordert fühlen

Eine aktuelle Befragung zeigt, dass immer mehr Menschen zwischen 14 und 29 Jahren große psychische Belastungen spüren.

Immer mehr Kinder fühlen sich laut einer aktuellen Befragung mental stark belastet. Wie können Eltern ihrem Kind helfen, sich vor Dauerstress, Überlastung und dem Gefühl der Hilflosigkeit zu schützen?

Junge Menschen in Deutschland fühlen sich zunehmend mental belastet, das zeigen die Ergebnisse der siebten Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Seit 2020 wird die Befragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 29 Jahren in regelmäßigen Abständen durchgeführt.

Die Ergebnisse der Trendstudie 2024 zeigen, dass sich von den 2.042 befragten Personen viele vor allem psychisch belastet fühlen. Und das leider mit steigender Tendenz, wie Studienleiter und Jugendforscher Simon Schnetzer in einem ARD-Interview erklärt.

Junge Frauen und Männer fühlen sich zunehmend gestresst (51 %), erschöpft (36 %) und hilflos (17 %), mit Blick auf ihre persönliche Entwicklung, aber auch auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in Deutschland.

Was also kann man als Eltern tun, um seinem Kind zu helfen, Strategien für sich zu finden, mit psychischen Belastungen umzugehen?

1. Emotionale Unterstützung

Jeder Mensch reagiert anders auf Stress und anders auf stressige Situationen. Was bei einem das Blut bereits in Wallung versetzt, kann ein anderer noch müde weglächeln. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder ihre eigenen Grenzen erkennen können und lernen, dass sie selbst entscheiden, wo diese Grenzen sind.

Gefühle spielen da eine große Rolle. Stress beispielsweise lässt uns aufbrausend oder gemein werden. Wer das erkennen kann, erkennt auch den Stress und ganz wichtig, den Auslöser für diesen Stress.

Kinder müssen also lernen, ihre eigenen Gefühle (an) zu erkennen. Sie müssen wissen, was sie bedeuten. Das erreicht man mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation. Eltern, die ein offenes Ohr für ihr Kind haben, die Verständnis zeigen und ihm Hilfe anbieten, geben ihm emotionale Sicherheit. Es fühlt sich ernst genommen und weiß, dass seine Meinung und Gefühle zählen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und die Resilienz.

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2. Selbstvertrauen und Selbstwert

Wer weiß, was er kann und wert ist, wer also ein gutes Selbstbewusstsein hat, ist weniger anfällig für psychische Belastungen. Selbstvertrauen und Selbstwert sind es also, die Eltern ihrem Kind mit auf den Weg geben sollten.

Erreichen kann man das, indem man einem Kind seinem Alter entsprechend Dinge zutraut. Es selbst machen lässt und es auch Fehler machen lässt. Ihm Entscheidungen zugesteht, selbst, wenn diese aussichtslos erscheinen. Es bestärkt, Dinge immer und immer wieder zu versuchen, die es erreichen möchte. Und es lobt und ihm Anerkennung schenkt, wenn es hart für etwas arbeitet, selbst, wenn der (große) Erfolg erst einmal ausbleibt. Getreu dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

3. Umgang mit Stress lernen

Dauerhafter Stress und Druck machen krank. Davor müssen wir unsere Kinder schützen. Dennoch müssen wir ihnen Möglichkeiten zugestehen, Herausforderungen eigenständig zu meistern und Verantwortung zu übernehmen. Wir können und müssen ihnen Dinge zutrauen, damit sie daran wachsen können.

Nur wer lernt, mit schwierigen und manchmal auch stressigen Situationen umzugehen, traut sich zu, Probleme anzugehen und an einer Lösung zu arbeiten.

4. Gesunder Lebensstil

Psychische Gesundheit hängt auch mit einer guten physischen Gesundheit zusammen. Deshalb ist es wichtig, seinem Kind einen gesunden Lebensstil vorzuleben und damit beizubringen. Dazu gehört eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf und Ruhepausen.

5. Medienkonsum und -kompetenz

Digitale Geräte und soziale Medien können bei übermäßigem Konsum Stress verursachen. Besonders die sozialen Medien können das Selbstbild eines Kindes stören und verzerren.

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Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind nicht zu früh in Kontakt mit Instagram, TikTok und Co. kommt. Es sollte zudem, wenn es dann so weit ist, behutsam und aufgeklärt an digitale Medien herangeführt werden. Das heißt, es muss wissen, wie man sich verhält, welche Daten man nie preisgeben sollte und wo Gefahren lauern. Idealerweise entdecken Kinder digitale Medien und Angebote gemeinsam mit den Eltern und lernen sie so besser zu verstehen. Und die Zeit, die ein Kind am Bildschirm verbringt, sollte immer seinem Alter angemessen sein.

Ganz wichtig auch: Kinder, die am PC, Tablet oder Handy sitzen, sollten immer einen Ausgleich zu der Bildschirmzeit haben.

6. Soziale Kontakte

Ein unterstützendes Umfeld trägt erheblich zu psychischem Wohlbefinden bei. Die Familie, Freunde und alle positiven Beziehungen im Leben eines Kindes helfen ihm dabei. Deshalb können Eltern ihr Kind immer ermutigen, soziale Kontakte zu pflegen und gemeinsam mit Freunden und/ oder Familie Dinge zu erleben.

Gleichzeitig leben Eltern ihrem Kind vor, was gesunde soziale Beziehungen sind und wie sie selbst aktiv an einer Gemeinschaft teilhaben. In der Regel schauen sich Kinder auch dieses Verhalten ab.