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Erziehungsfrage: Warum lügt mein Kind?

Mädchen, ca 7 Jahre, sitzt mit einem schuldbewussten Blick am Tisch.
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Die Fähigkeit zu lügen ist ein normaler Entwicklungsschritt bei Kindern

Jedoch ist sie nicht angeboren, sondern gelernt.

Hin und wieder nehmen es unsere Kinder nicht so genau mit der Wahrheit und schwindeln uns ganz direkt an. Warum sie das machen und wie Eltern reagieren sollten, die ihr Kind beim Lügen erwischen, lest ihr bei uns.

Mit rund vier Jahren ist die Gehirnentwicklung der meisten Kinder so weit vorangeschritten, dass sie imstande sind, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Die Wissenschaft spricht hier von der ‚Theory of Mind‘. Mit dieser Fähigkeit, zwischen der eigenen Realität und dem eigenen Wissen und dem der anderen zu unterscheiden, kommt auch die Fähigkeit zum Lügen hinzu. Denn nur wer die Wahrheit (er)kennt und sie bewusst zurückhalten kann – zu den Gründen, warum Kinder das tun, kommen wir gleich – ist in der Lage zu lügen.

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Im Grunde ist das Lügen also ein Zeichen einer gesunden geistigen Entwicklung des Kindes. Und doch ärgern wir Eltern uns, wenn der Nachwuchs sagt, er habe seine Zähne schon geputzt, obwohl die trockene Zahnbürste verrät, dass er es nicht getan hat. Manchmal schimpfen wir dann sogar.

Gleichzeit sind es aber wir Eltern, die Kinder zum Lügen animieren, z. B. wenn das Geschenk von Oma eigentlich gar nicht dem Wunsch des Kindes entspricht, es aber gute Miene zum bösen Spiel machen soll, um Oma nicht zu enttäuschen.

Darum greifen Kinder aufs Lügen zurück

Sind wir also irgendwie selbst schuld, wenn das Kind flunkert und schwindelt? Jaein. Beim Lügen geht es nicht immer darum, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, wie auch das Beispiel mit dem Geschenk von Oma zeigt. Vor allem Kindern geht es beim Schwindeln selten um den eigenen Vorteil. Sie wollen nämlich von Natur aus die Wahrheit sagen. Warum also greifen sie zur Lüge?

Empathie

Schon kleine Kinder erkennen, dass sie Einfluss auf andere Menschen haben. Dass das, was sie tun und sagen gut und schlecht vom Gegenüber aufgenommen werden kann. Je empathischer ein Kind also ist, umso feiner sind seine Antennen für die Wünsche und Gefühle anderer Menschen. Um diese nicht zu verletzen, greifen Kinder auf (Not-)Lügen zurück.

Aufmerksamkeit

Beim Lügen in jungen Jahren geht es auch darum, andere zu beeindrucken und sich selbst in einem besonders guten Licht darzustellen. Hebt ein Kind seine Fähigkeiten also besonders und ein bisschen realitätsferner hervor, sucht es damit Anerkennung.

Angst oder Scham

Für viele Kinder ist die Angst vor einer negativen Reaktion der Eltern, Erzieher*innen oder Lehrer*innen ein Grund zu lügen. Mit dem Verschweigen einer schlechten Note, eines kaputten Gegenstandes oder einer anderen ‚Missetat‘ wollen sie sich schützen. Sie lügen, um Ärger zu vermeiden.

Überforderung

Manchmal trauen wir Eltern unseren Kindern auch zu viel zu. Weil sie uns nicht abweisen und damit vermeintlich enttäuschen wollen, lügen sie. Oft erscheint ihnen das als der leichtere Weg als zugeben zu müssen, etwas nicht zu können oder zu wollen.

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Wie reagiert man auf eine Lüge?

Alle Menschen lügen. Besonders häufig, wenn es darum geht, Schwierigkeiten zu vermeiden. Das kann sein, dass man andere Menschen nicht verletzen will oder eine unangenehme Situation vermeiden möchte. Deshalb ist eine Lüge nicht per se zu verurteilen.

Denn an sich ist das Flunkern ein normaler Lernprozess. Statt also mit dem Kind zu meckern, wenn man es beim Lügen erwischt oder es gar dafür zu bestrafen, sollte man versuchen herauszufinden, warum das Kind in der Situation zur (Not)Lüge gegriffen hat. Wollte es damit seine Überforderung verbergen, hatte es etwas falsch gemacht und Angst vor einer Strafe oder wollte es jemanden schützen?

Eltern sind der moralische Kompass

Wir Eltern sind in der Pflicht, unseren Kindern zu erklären, dass es wichtig ist, wann immer möglich ehrlich und aufrichtig zu sein. Weil damit auch Verlässlichkeit einhergeht. Für uns Menschen ist es wichtig, sich auf andere Menschen verlassen zu können und ihnen zu vertrauen. Jedoch kann man einem Menschen, dem man nicht glaubt, weil er oft gelogen hat, nicht vertrauen.

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Wir Eltern sind der moralische Kompass für unsere Kinder. Was sie von uns brauchen ist Sicherheit, Vertrauen und Liebe. Und zwar bedingungslos. Also auch dann, wenn sie etwas falsch gemacht haben oder uns angelogen haben. Sie müssen wissen, dass wir immer für sie da sind.

Neigt ein Kind also zu Schwindeleien, gilt es, gemeinsam mit ihm zu ergründen, was es verleitet, eben nicht die Wahrheit zu sagen. So kann man ihm aufzeigen, welche Folgen Schwindeleien und Lügen haben können und ihm dabei helfen, seine eigenen moralischen Werte zu finden.