Es gibt einen neuen Trend am Erziehungsfirmament, das Free Range Parenting. Der Begriff klingt erst mal nach Abenteuer im Freien. Zwar gehört Natur für Free Range Parents definitiv dazu, hinter dem Erziehungsansatz verbirgt sich aber noch viel mehr.
Was genau hinter dieser unkonventionellen Erziehungsform steckt, und warum sie zunehmend an Bedeutung gewinnt, wollen wir erklären.
Was ist Free Range Parenting?
Free Range Parenting, auf Deutsch etwa „Freiland Erziehung“, beschreibt einen Erziehungsstil, der darauf abzielt, Kindern mehr Freiheit und Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Anstatt ihre Kinder in Watte zu packen und sie vor jeder möglichen Gefahr zu schützen, ermöglichen Free Range Eltern ihren Kindern, eigenständig zu lernen und zu wachsen. Diese Erziehungsmethode setzt also auf Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder und darauf, dass sie durch eigenes Tun und Erleben lernen.
Free Range Eltern fördern das selbstständige Handeln ihrer Kinder, lassen sie oft alleine spielen, Wege erkunden und eigenverantwortlich Entscheidungen treffen.
Good to know: Geprägt hat den Begriff der ‚Free Range Kids‘ die amerikanische Journalistin Lenore Skenazy. Bereits 2008 lies sie ihren damals 9-jährigen Sohn in einer Art Experiment allein die New Yorker U-Bahn nehmen. Der Sohn meisterte die Herausforderung und sie schrieb darüber eine Kolumne. Die Reaktion auf ihr Experiment war jedoch anders als sie erwartet hatte. Die Öffentlichkeit machte sie nämlich zur „schlechtesten Mutter der Welt.“ Man warf ihr vor, unverantwortlich gehandelt zu haben.
Die Philosophie hinter dem Free Range Parenting
Free Range Parents handeln jedoch nicht unverantwortlich oder unbedacht. Befürworter dieser Erziehungsmethode glauben fest daran, dass Kinder durch direkte Erfahrungen und Fehler lernen. Die Freiheit, die Kinder erhalten, soll ihnen helfen, Verantwortungsbewusstsein und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.
Ein zentraler Gedanke ist, dass Kinder von Natur aus neugierig und lernbereit sind. Wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, selbstständig zu handeln, wird diese natürliche Neugier gefördert. Eine ständige Überwachung von Kindern sei hingegen hinderlich für deren Entwicklung.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass Free Range Parents die Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder vernachlässigen. Vielmehr setzen sie auf eine ausgewogene Balance zwischen Freiheit und Schutz.
Der Alltag von Free Range Familien
Die praktische Umsetzung des Free Range Parenting kann von Familie zu Familie unterschiedlich sein, aber es gibt einige gemeinsame Merkmale. Ein typisches Beispiel ist, dass Kinder schon früh lernen, Wege alleine zu gehen, beispielsweise in die Schule. Aber auch das sich selbst Beschäftigen und eigenständige Erledigen von Aufgaben sind Herausforderungen, die Kinder von Free Range Parents bewusst meistern sollen.
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In der Praxis bedeutet das auch, dass Kinder oft weniger strukturierten Aktivitäten folgen. Anstatt jeden Moment des Tages durchorganisiert zu haben, gibt es beim Free Range Parenting Platz für freies Spiel und spontane Entscheidungen. Das soll die Entwicklung von Selbstbewusstsein und Problemlösungsfähigkeiten fördern.
Kritik am Free Range Parenting
Obwohl das Konzept des Free Range Parenting immer populärer wird, stößt es nicht überall auf Zustimmung. Kritiker argumentieren, dass ein zu großer Freiheitsgrad Kinder Gefahren aussetzen kann und dass der Mangel an strukturiertem Lernen zu Defiziten führen könnte. Sie warnen davor, dass Kinder möglicherweise nicht die notwendige Anleitung erhalten, die sie benötigen, um in einer komplexen Welt erfolgreich zu sein.
Ein weiteres Argument gegen das Free Range Parenting betrifft das soziale Umfeld. In einer Gesellschaft, in der übermäßiger Schutz und Überwachung weit verbreitet sind (verschärft durch die Corona-Pandemie), kann es für Eltern schwierig sein, sich abseits des Mainstreams zu bewegen. Die Entscheidung, den eigenen Kindern mehr Freiheit zu geben, kann von anderen als unvernünftig oder verantwortungslos angesehen werden.
Was sagt die Forschung?
Die wissenschaftliche Betrachtung des Free Range Parenting zeigt sowohl positive als auch negative Aspekte. Forschungen haben gezeigt, dass Kinder, die mehr Freiheit genießen, oft höhere Selbstständigkeit und ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln. Studien belegen, dass selbstständiges Spielen und das Überwinden von Herausforderungen entscheidend für die kognitive und emotionale Entwicklung sind.
Jedoch gibt es auch Studien, die darauf hinweisen, dass zu wenig Aufsicht das Risiko erhöht, dass Kinder in gefährliche Situationen geraten. Das Finden des richtigen Maßes zwischen Freiheit und Schutz ist eine Herausforderung, die jeder Elternteil für sich selbst abwägen muss.
Ist Free Range Parenting das Nonplusultra?
Das Free Range Parenting stellt eine interessante Alternative zu herkömmlichen Erziehungsansätzen dar. Es basiert auf der Überzeugung, dass Kinder durch eigenverantwortliches Handeln und das Erleben von Herausforderungen besser auf das Leben vorbereitet werden. Einen ähnlichen Ansatz findet man auch bei der Erziehung von Qualleneltern.
Während dieser Ansatz nicht ohne Herausforderungen und Kritik auskommt, bietet er doch einen wertvollen Perspektivwechsel für Eltern, die ihren Kindern mehr Freiheit und Eigenverantwortung geben wollen.
Denn es ist wichtig, Kindern den Raum zu geben, den sie brauchen, um sich selbst zu finden und zu wachsen. Die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit bleibt dabei vermutlich die größte Herausforderung für Eltern und Kinder.
Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.