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Die Grundrente: Mehr Gerechtigkeit für Frauen im Alter?

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Nach jahrelangen politischen Diskussionen ist die Grundrente da! Seit 1. Januar 2021 ist sie für rund 1,3 Millionen Rentner*innen in Kraft. Sorgt das für mehr Gerechtigkeit für Frauen im Alter? In diesem Gastbeitrag beleuchten die Experten von superheldin.io das Thema.

Wer mindestens 33 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat, hat künftig Anspruch auf eine Grundrente, wenn ansonsten die Rente zu niedrig wäre. Auch Jahre, in denen die eigenen Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt werden, werden dabei berücksichtigt. Damit setzt die Politik vor allem ein Zeichen für mehr Anerkennung für die Leistung von Müttern.

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Grundrente gegen die Altersarmut von Frauen

Über 13,2 Millionen Menschen in Deutschland sind arm, so das Resultat des Armutsberichts 2020 des Paritätischen Gesamtverbands. Jeder vierte Arme ist Rentnerin oder Rentner. Frei von Geldsorgen den wohlverdienten Ruhestand genießen, können also nicht alle alten Menschen.

Vor allem Frauen sind von dieser Altersarmut betroffen, obwohl sie viele Jahre lang gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben. Dafür gibt es laut Experten mehrere Ursachen: Zum einen haben Frauen eine höhere Lebenserwartung als Männer. Zum anderen ist die Rente von Frauen, die aufgrund der Kindererziehung eine längere berufliche Pause gemacht haben, deutlich geringer als die von Männern.

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Das Problem liegt auf der Hand: Kommen Kinder in die Beziehung, entscheiden sich die meisten Paare immer noch für das altbewährte Ernährermodell, in dem der Vater weiterhin Vollzeit arbeitet, während die Mutter beruflich zurücktritt oder komplett aufhört, um sich auch um Haushalt und Kindererziehung zu kümmern. Die Folge: Trotz Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung rutschen viele Frauen so später in die Altersarmut ab.

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Die neu eingeführte Grundrente soll genau das verhindern. Sie ist sozusagen ein Zuschlag zur Rente für Rentner*innen, die lange gearbeitet und dabei unterdurchschnittlich verdient haben. „Wenn sie über eine lange Zeit nur einen sehr niedrigen Lohn bekommen haben, reicht das Geld nicht für eine auskömmliche Rente. Sie können dann zusätzlich die sogenannte Grundsicherung im Alter beantragen.

Im Ergebnis haben sie aber nicht mehr Geld als wenn sie ihr Leben lang gar nicht gearbeitet hätten – und müssen möglicherweise ihre Ersparnisse erst mal verbrauchen, bevor sie Unterstützung bekommen. Das ist ungerecht und würdelos. Denn Leistung sollte sich schließlich auch lohnen!“, so die SPD-Vorsitzende Saskia Esken.

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Wenn schon keinen Applaus für Mütter, dann doch wenigstens eine sichere Rente

Hinzu kommt, dass viele Rentner*innen aus Scham im Alter gar keine Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen. Der Gang zum Sozialamt ist für sie ein Eingeständnis, dass ihre Leistungen keinen gesellschaftlichen Wert hatten.

Dass gerade Mütter für ein Leben voller harter Arbeit kaum Anerkennung und schon gar keinen Applaus bekommen, ist bekannt. Aber „(…) es ist eine Frage des Respekts, dass Männer und Frauen mit geringen Einkommen im Alter einen Anspruch auf die Grundrente haben und nicht zum Amt gehen müssen, weil die Rente nicht reicht. Mit der Grundrente wird die Lebensleistung vieler Menschen im Rentenalter endlich anerkannt: mehr als eine Million Rentnerinnen und Rentner werden von der Grundrente profitieren“, heißt es bei der SPD.

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So soll „das Vertrauen in das Grundversprechen des Sozialstaats und in die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung“ gestärkt werden. Rentner*innen sollen die Grundrente automatisch erhalten, wenn ihre Rente unter einem bestimmten Wert liegt, und müssen dafür keinen Antrag stellen. Jedoch muss über eine zusätzliche Einkommensprüfung sichergestellt werden, dass eine Berechtigung vorliegt.

So positiv das Prinzip der Grundrente klingt, so gibt es auch einige Kritikpunkte. Dennoch ist die Grundrente ein Zeichen, dass endlich auch schlecht bezahlte oder gar unbezahlte Arbeit in unserer Gesellschaft honoriert wird. Der Fehler liegt im System – nicht bei den Frauen selbst. Denn wir brauchen Menschen, die sich trotz geringer Vergütung für „systemrelevante“ Berufe entscheiden.

Menschen, die beruflich kürzertreten, weil Betreuungsplätze oft nicht mit einem Vollzeitjob kompatibel sind. Und natürlich Mütter – und auch Väter – die sich innerhalb der Familie engagieren. Vor allem Frauen dürfen im Alter nicht weiter aufgrund sozial ungerechter Strukturen benachteiligt werden. Dafür steht die Grundrente!