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Experten warnen: Handy und Tablet schaden dem Spracherwerb von Kleinkindern

Kleiner Junge, ca. 3 Jahre, sitzt gelangweilt in einem Hochstuhl und schaut etwas auf einem Tablet.
© AdobeStock/ Maria Sbytova

Besonders 3-Jährigen schadet zu viel Zeit vorm Handy oder Tablet

Je jünger Kinder sind, umso weniger Zeit sollten sie am Handy oder Tablet verbringen, schon gar nicht alleine. Dann nämlich kann ihr Spracherwerb darunter leiden.

Ob wir es nun zugeben wollen oder nicht, aber wir alle haben das Handy immer griffbereit. Sobald es piept oder brummt, schauen wir drauf. Klar, dass der kleine eckige Kasten auch für unsere Babys und Kinder interessant ist. Die kommen mittlerweile immer früher in Kontakt damit.

Das ist nicht unbedingt schlecht, denn auch bei Handys oder Tablets hängt es davon ab, was und wie lange dein Kind nutzt oder anschaut. Es gibt durchaus Programme und Apps, die dein Kind fördern und fordern können.

Trotzdem sollten Kinder nicht zu früh zu viel Zeit am Handy oder Tablet verbringen. Die Zeit vor dem Bildschirm kann nämlich negative Auswirkungen auf den Spracherwerb haben.

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Kleinkinder und die Technik

Die Annahme, dass sich vermehrte Zeit vor dem Bildschirm negativ auf den Spracherwerb von Kleinkindern auswirkt, wollte ein Forscherteam aus Australien wissenschaftlich belegen. Dazu erfassten die Wissenschaftler*innen zwischen 2018 und 2021 die Bildschirmzeiten und die Sprachumgebung von Kindern zwischen 18 und 36 Monaten in 220 Familien.

Die Auswertung der Daten belegte ihre Annahme. Mit jeder Minute mehr vor dem Handy oder Tablet hörten die Kinder weniger Wörter (von ihren Eltern) und sprachen folglich selbst weniger. Selbst dann, so die Wissenschaftler*innen in ihren Ergebnissen, wenn sich die Eltern an die von der WHO empfohlene Bildschirmzeit nach Alter hielten.

So lernten Kinder der Studie im Schnitt 400 Worte weniger als Kinder, die keine Zeit vor einem technischen Gerät verbrachten.

Besonders groß zeigte sich dieser Effekt bei Kindern im Alter von 36 Monaten. Ganz genau würde ein Kind mit drei Jahren mit jeder Minute vor dem Bildschirm fünf Wörter weniger sprechen und 7 Wörter weniger von den Eltern hören. Hochgerechnet auf die durchschnittliche Bildschirmzeit, die die Kinder der Probandenfamilien täglich vor einem Bildschirm verbrachten, nämlich 172 Minuten, würde sich das zu einem Defizit von 1000 Wörter weniger am Tag aufsummieren, die Kinder weniger hören und sprechen.

Folgen fehlender Kommunikation

Sprechen lernen Kinder, weil mit ihnen gesprochen wird. In gewisser Weise ahmen sie ihre Eltern, Geschwister und andere Erwachsene nach. Wird also verhältnismäßig wenig mit einem Kind gesprochen, weil es beispielsweise viel vor dem TV sitzt oder sich alleine mit dem Handy beschäftigt, sind Sprachstörungen eine sehr wahrscheinliche Folge. Das heißt nicht, dass ein Kind gar nicht spricht, aber, dass es in seiner Entwicklung verzögert spricht.

Nicht alleine Medien können Grund für einen verzögerten Spracherwerb sein. Auch Kinder mit einer unentdeckten Hörstörung, genetischen Veranlagungen oder nach einem schweren Schicksalsschlag können mit dem verzögertem Sprechenlernen reagieren.

Wer sich Sorgen um den Spracherwerb seines Kindes macht, sollte immer das Gespräch mit der oder dem behandelnden Kinderärzt*in suchen.

Sprachentwicklung fördern

Egal, ob es sich um den Erwerb der Muttersprache oder um den Erwerb einer Zweit- oder Drittsprache handelt, ein Kind wird diese Sprache nur lernen, wenn es den entsprechenden Input hat. Es muss Sprache unmittelbar erleben, hören und selber ausprobieren.

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Deshalb ist es unerlässlich für Eltern, viel mit ihrem Kind zu sprechen, gemeinsam Bücher anzuschauen oder zu lesen und mit ihm zu spielen. Besonders in den ersten Lebensjahren. Wenn dabei auch mal ein Handy oder Tablet zum Einsatz kommt, ist das kein Problem. Solange es gemeinsam passiert und auch der Interaktion zwischen Kind und Eltern dient. Der Bildschirm als reiner Zeitvertreib für Kleinkinder hingegen sollte selten oder besser noch gar nicht vorkommen.

Wichtiger Hinweis: Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell. Das gilt auch für den Spracherwerb. Wer sich um die Entwicklung seines Kindes sorgt, sollte sich immer an die behandelnde Kinderärztin bzw. den behandelnden Kinderarzt wenden. Ansonsten gilt, was immer gilt: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.

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