Helikopter Eltern haben keinen guten Ruf. Sie werden als Über-Eltern wahrgenommen, die ihrem Kind jedes kleine Hindernis aus dem Weg räumen, ihm Entscheidungen abnehmen und sein Leben bereits bis ins Detail geplant haben.
Sie gelten als Paradebeispiel für Eltern, die es gut meinen, aber weit über das Ziel hinaus schießen. Was sie wollen, ist, es ihrem Nachwuchs so leicht wie möglich zu machen. Sie beschützen ihn, wo es nur geht, bewahren ihn vor Fehlern.
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Das Problem, das viele in der Erziehungsmethode sehen: „Die Kinder werden unselbständig, unengagiert und maßlos anspruchsvoll“, so Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und Autor des Buches ‚Helikopter-Eltern‘ (gibt’s hier bei Amazon)*.
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Helikopter-Kinder haben es zu leicht
Er warnt davor, es Kindern zu leicht zu machen. Seiner Meinung nach sind Kinder sehr viel widerstandsfähiger als allgemein angenommen wird. Und er betont, dass sie nach schwierigen Erfahrungen häufig neue Stärken entwickeln.
Und an der Stelle kann man sich schon mal fragen: „Bin ich ganz entspannt, wenn es um die Erziehung meiner Kinder geht oder gehöre ich vielleicht schon in die Kategorie Helikopter-Eltern?“
Falls ein Großteil der nachfolgenden Punkte auf dich zutreffen sollte, solltest du vielleicht darüber nachdenken, ob du deinem Nachwuchs nicht ein paar mehr Freiheiten gönnen kannst.
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1. Du bügelst jeden Fehler aus
Dein Kind hat beim Spielen die Fensterscheibe der Nachbarn eingeschlagen: Statt es selbst mit einer Entschuldigung rüberzuschicken, übernimmst du das. Genau wie bei allen anderen Missgeschicken und Fehlern, die deinem Kind passieren.
2. Du organisierst sein Leben
Der Tag deines Kindes ist bis ins Detail geplant. Einfach mal spielen, rumgammeln oder online zocken – dafür hat dein Nachwuchs keine Zeit! Nach der Schule und den Hausaufgaben, bei denen du selbstverständlich geholfen hast, fährst du es überall mit dem Auto hin.
So besucht dein Spross mit deiner Hilfe Sport-, Musik- oder zusätzliche Englischkurse und das, obwohl er alt genug ist, selbst zu seinen Terminen zu fahren. Du bist beim kleinsten Hindernis zur Stelle. Als Helikopter-Elternteil setzt du alles daran, dass dein Kind bloß keine Fehler macht oder falsche Entscheidungen trifft.
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3. Du überwachst alle schulischen Leistungen
Hausaufgaben ohne dich? Undenkbar! Du kontrollierst die Aufgaben deines Kindes und hilfst, wo es nur geht. Viele Helikopter-Eltern überprüfen danach auch noch mal ganz genau, ob sich wirklich kein Fehler eingeschlichen hat. Generell haben sie die schulischen Leistungen ihres Nachwuchses immer im Blick. Der Kontakt zu Lehrer*innen ist sehr regelmäßig, unabhängig davon, wie gut das Kind in der Schule ist.
4. Du hast immer ein Auge auf dein Kind
Dein Nachwuchs spielt draußen mit Freunden? Das macht dich ganz nervös. Du schaust alle 15 Minuten mit einem fadenscheinigen Grund auf den Lippen nach, ob alles ok ist. Was in Ordnung ist, wenn das Kind nicht älter als sieben ist. Ist es aber älter, dürfte es sehr bald ausgesprochen genervt davon sein.
5. Du willst alles genau wissen
Du weißt ganz genau, mit welchen Kindern dein Nachwuchs spielt. Kennst die Eltern, hast den Fußball-Coach genau abgecheckt und deinen Sohn vielleicht in eine andere Mannschaft gesteckt, weil dir der Trainer der ersten Mannschaft nicht sympathisch genug war. Extrem übervorsichtige Helikopter-Eltern haben sogar eine App, mit der sie den Standort ihrer Kinder jederzeit peilen können.
6. Die Laufbahn deines Kindes steht fest
Macht nichts, dass dein Kind gerade erst in den Kindergarten gekommen ist. Seine Zukunft steht für dich ganz klar fest. Erst die beste Grundschule im Ort, dann das von allen empfohlene Gymnasium einen Ort weiter und später wahlweise ein BWL- oder Jura-Studium. Kommt darauf an, wo man besser einen Job bekommt. Helikopter-Eltern haben das ganz genau im Blick.
7. Du checkst jedes Spielzeug genau
Spielzeug kaufen, weil es schön ist? Nicht mit dir! Wenn dein Kind einen neuen Herzenswunsch hat, kontrollierst du erstmal in Foren und ‚Stiftung Warentest‘-Ausgaben, ob dieses Spielzeug pädagogisch wertvoll ist. Auch Freunden gibst du immer genaue Anweisungen, welches Spielzeug sie deinem Kind schenken dürfen.
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8. Du hast für jede Eventualität etwas dabei
Schicke Handtäschchen sind hübsch – aber nur was für andere Frauen. Als Helikopter-Mama hast du eine halbe Reisetasche dabei, mit allem, was man unterwegs brauchen könnte. Pflaster, Verbandszeug, gesunde Snacks, was zu trinken, das Englisch-Vokabelheft, falls zwischendurch Zeit zum Lernen ist …
9. Dein Leben wäre ohne Kind vollkommen inhaltslos
Selbst wenn Helikopter-Eltern beide berufstätig sind, ihr Leben dreht sich trotzdem zu 100 Prozent um den Nachwuchs. Eigene Hobbys, Interessen – gibt es nicht.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel steckt natürlich voller Klischees. Nur, weil du den einen oder anderen Punkt erfüllst, heißt das nicht, dass du dein Kind falsch erziehst. Schließlich ist jedes Kind anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.