Die Entscheidung darüber, wann ein Kind in den Kindergarten kommt, liegt allein bei den Eltern. Die einen wollen, andere müssen ihr Kind mit einem Jahr in die Betreuung geben. Für wieder andere ist es wichtig, dass das Kind die ersten drei Jahre bei Mama und Papa ist.
Egal in welchem Alter ein Kind startet, bisher war sich die Wissenschaft einig, dass es von seiner Kindergartenzeit profitiert, vor allem in Sachen soziale Kompetenz und Selbstständigkeit.
Autorin und Psychologin Stefanie Stahl jedoch sieht das ein bisschen anders. In einem Interview mit Focus.de äußert sie, dass Kinder auch zu jung für den Kindergarten sein können. Das würde sich negativ auf ihr späteres Leben auswirken. Was stimmt denn nun?
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Es geht um Urvertrauen
Wie die Psychologin erklärt, sei für Kinder in den ersten Lebensmonaten der Kontakt zu den Eltern besonders wichtig. Durch die frühe positive Erfahrung, bei ihnen sicher und geborgen zu sein, entwickelt ein Kind ein gewisses Urvertrauen. Das hilft ihm dabei, zu lernen, mit Stress umzugehen. Sein Gehirn lernt, Stress zu regulieren, wenn die Eltern da sind, um dem Kind zu helfen.
Fehle es einem Kind noch an diesem Urvertrauen, gibt es also noch ‚Differenzen‘ im Sicherheitsgefühl des Kindes, sei das durchaus negativ. Denn im späteren Leben würden diese Menschen schneller gestresst reagieren. Ihr Gehirn hätte schlichtweg nicht gelernt, wie es Stress regulieren kann.
Das, so Stahl, ließe sich ganz einfach verhindern, wenn Eltern ihrem Kind Zeit zum ‚Nachbrüten‘ geben würden, wie sie es nennt. Vor allem im ersten Jahr sei die Mutter wichtig für das Kind, so die Psychologin. Aber auch nach diesem ersten Jahr brauche es weiterhin die Sicherheit, die ihm durch die Eltern vermittelt wird. Die ersten zwei Lebensjahre, so Stahl, seien sehr wichtig. Sie glaubt, dass ein Kind in dieser kritischen Phase bei den Eltern besser aufgehoben ist.
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Welches Alter ideal für Kita-Start?
Studien legen nahe, dass ein früher Kindergartenstart Kindern helfen kann, grundlegende Fähigkeiten wie Kommunikation, Interaktion mit Gleichaltrigen und Konfliktlösung zu entwickeln. Diese Fähigkeiten wiederum können entscheidend für den späteren schulischen Erfolg und die soziale Anpassung sein.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Qualität der Kindergarteneinrichtungen eine entscheidende Rolle spielt. Kinder profitieren am meisten von einem frühen Kindergartenstart, wenn die Einrichtungen hochwertige pädagogische Programme bieten, die ihre kognitive, emotionale und soziale Entwicklung unterstützen.
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Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg eines frühen Kita-Starts ist zudem das Wesen des Kindes selbst. Deshalb sollten Eltern natürlich auf ihr Kind eingehen. Dem einen wird die Trennung von den Eltern nach ein paar gemeinsamen Kita-Besuchen nicht schwerfallen, ein anderes wird mehr Zeit brauchen. Wichtig ist, sofern Eltern es einrichten können, dem Kind bei der Eingewöhnung so viel Zeit zu geben, wie es braucht.