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Kinder von Millennials: Warum sie zu den empathischsten Generationen zählen könnten

Zwei Kinder hocken an einem Herbsttag in Regensachen vor einem gelben Blumenbusch.
© AdobeStock/ Kristin Gründler

Wie erziehen Milliennial-Eltern ihre Kinder?

Und warum regen ältere Generationen sich darüber auf?

Was Kinder von Millennials so besonders macht und wie anders sie erzogen werden, liest du bei uns.

Kennst du das? Dein Kind kommt nach einem stressigen Schultag nach Hause, setzt sich an den Tisch und erzählt dir in aller Ruhe von einer Freundin, die in der Pause ein Problem hatte und der sie helfen konnte? Oder dass dein Kind plötzlich aus heiterem Himmel zu dir sagt: „Mama, ich möchte, dass es dir gut geht“? Und dann spürst du in diesem Moment, wie dir dein Kind seine ganze Liebe schenkt, völlig ohne Anlass, einfach aus einem tiefen Gefühl heraus.

Es ist diese Art von Aufmerksamkeit und Mitgefühl, die uns als Eltern überwältigt. Und ganz ehrlich: Ich frage mich oft, ob es vielleicht ein Phänomen unserer Zeit ist, dass unsere Kinder von heute so unglaublich einfühlsam und empathisch sein können. Sind sie eventuell viel empathischer als andere Generation?

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Wie wir Millennials unsere Kinder prägen

Als Millennial-Eltern, also als Teil der Generation, die in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen ist, erleben wir eine spannende Veränderung in der Art und Weise, wie wir unsere Kinder erziehen. Wir sind die Generation, die mit der Digitalisierung groß wurde, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzt und für soziale Themen wie Gleichberechtigung und Toleranz brennt.

Aber was vielleicht am meisten auffällt: Wir sind Eltern, die anders erziehen, als wir selbst erzogen wurden. Die Frage „Wie geht es dir wirklich?“, wird bei uns öfter gestellt, weil es für uns vollkommen normal ist, über Gefühle zu sprechen.

Ich denke oft darüber nach, wie wir als Eltern unseren Kindern vermitteln, wie wichtig es ist, die Gefühle anderer wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Als wir noch klein waren, hieß es oft „Hör auf zu weinen“, wenn wir traurig waren, oder „Reiß dich zusammen“. Heute zeigen wir unseren Kindern, dass es völlig in Ordnung ist, sich traurig oder wütend zu fühlen. Und dass es sogar wichtig ist, diese Gefühle auszudrücken. Der Fokus hat sich verschoben: Es geht nicht mehr nur um Disziplin, sondern darum, das Kind in seiner ganzen Gefühlswelt zu begleiten.

Dabei geht es auch um viel mehr als „Weil es wichtig ist, nett zu sein“. Empathie ist ein essenzieller Bestandteil der emotionalen Intelligenz, und Studien belegen, dass Kinder ihre Empathiefähigkeit von ihren Eltern lernen. Kinder von Millennials lernen seit sie klein sind, ihre eigenen Emotionen zu verstehen und gleichzeitig, die der anderen zu erkennen.

Warum unsere Kinder heute besonders feinfühlig sind

Was mich immer wieder erstaunt, ist die tiefe Verbundenheit, die meine Kinder zu anderen Menschen und auch zu Tieren oder der Natur entwickeln. Das könnte auch daran liegen, dass sie von klein auf mit einer nie dagewesenen Informationsflut konfrontiert sind. In den sozialen Medien, auf YouTube und in den Nachrichten sind sie ständig mit den Emotionen und Lebensgeschichten anderer konfrontiert. Ich sehe, wie meine Tochter auf einmal ganz nachdenklich wird, wenn sie von einem Kind in einem anderen Land hört, das auf der Flucht ist. Oder wie mein Sohn sich um unseren Hund kümmert und ihn tröstet, wenn er sich nicht wohlfühlt oder erschrocken hat.

Diese Art der Empathie ist kein Zufall, sondern ein Produkt unserer vernetzten Welt. Kinder sehen, hören und spüren mehr als je zuvor. Sie wachsen in einer Gesellschaft auf, die sich zunehmend mit Themen wie Rassismus, Klimawandel oder Armut auseinandersetzt.

Der Zugang zu Informationen hat sich radikal verändert und damit auch das Bewusstsein für das Leid und die Bedürfnisse von anderen. Das macht sie nicht nur intelligenter, sondern auch einfühlsamer.

Ich merke das besonders dann, wenn meine Kinder mir ihre Sichtweise zu einem aktuellen Thema schildern. Ob es um Gerechtigkeit geht oder um den Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen – ihre Meinungen sind durchdacht und geprägt von einem tiefen Verständnis für die Emotionen der anderen. Sie wissen, dass es wichtig ist, sich in die Lage des anderen zu versetzen.

Was wir Eltern heute anders machen

Es gibt Momente, da fühle ich mich richtig stolz, weil ich merke, dass die Werte, die ich meinen Kindern beibringen möchte, Früchte tragen. Ich versuche, ein Elternteil zu sein, das nicht nur autoritär ist, sondern auch einfühlsam und respektvoll mit den Gefühlen meiner Kinder umgeht. Ja, es gibt Regeln und Grenzen, aber es gibt genauso viel Raum für Gespräche, für das Teilen von Gefühlen und für das gegenseitige Verständnis.

Wenn mein Sohn bei einer Diskussion wütend oder ungeduldig wird, versuche ich nicht sofort, ihn zu ermahnen oder ihm zu sagen, dass er sich zusammenreißen soll. Stattdessen frage ich ihn, was ihn so wütend gemacht hat, und höre ihm zu. Ich möchte, dass er versteht, dass seine Gefühle okay sind. Und dass es auch okay ist, Hilfe zu suchen, wenn er mit ihnen alleine nicht weiterkommt. Gleichzeitig versuche ich ihm zu vermitteln, wie wichtig es ist, die Gefühle anderer zu respektieren.

Sind Millennial-Kinder besonders empathisch?

Es lässt sich natürlich nicht so einfach sagen, dass die Kinder von heute die empathischste Generation aller Zeiten ist. Schließlich sind auch frühere Generationen mit ihren eigenen Herausforderungen und Stärken gewachsen. Aber ich habe das Gefühl, dass wir als Eltern von heute alles tun, um unsere Kinder zu besonders einfühlsamen, sozial verantwortlichen und reflektierten Menschen zu erziehen.

Es ist spannend, zu sehen, wie sich der gesellschaftliche Fokus verschoben hat. Früher wurde von Kindern erwartet, dass sie sich anpassen, funktionieren und sich unterordnen. Heute geht es darum, unsere Kinder nicht nur zu stärken, sondern auch zu gefühlvollen und empathischen Persönlichkeiten zu erziehen.

Ich glaube, dass diese Entwicklung die Gesellschaft insgesamt bereichern wird. Kinder von heute sind aufgewachsen in einer Zeit, in der man Verantwortung für andere übernimmt und das nicht nur im eigenen Kreis. Sie lernen von klein auf, dass Empathie eine Schlüsselrolle in der Gestaltung einer besseren Zukunft spielt. Und ich bin überzeugt, dass sie genau diese Werte weitertragen werden.

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