Wie viele andere Eltern auch, frage ich mich alle Jahre wieder: Müssen die Weihnachtsgeschenke für meine Kinder eigentlich ungefähr gleich teuer sein? Ist es unfair, wenn ein Kind ein teureres Geschenk bekommt als das andere?
Schließlich wollen wir Eltern für jedes Kind das „perfekte“ Geschenk finden, aber auch vermeiden, dass ein Kind sich ungerecht behandelt fühlt. Ist es deshalb notwendig, bei den Geschenken den gleichen Betrag für jedes Kind auszugeben?
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Die Frage nach der Fairness
Es ist ein nachvollziehbarer elterlicher Wunsch, die eigenen Kinder gleich und vor allem gerecht behandeln zu wollen. Besonders an Weihnachten, wenn sie mit leuchtenden Augen vor dem Weihnachtsbaum stehen, soll kein Kind sich benachteiligt fühlen.
Das führt oft dazu, dass wir Eltern versuchen, den Wert der Geschenke so gut wie möglich anzugleichen. Doch was bedeutet Fairness eigentlich, wenn es um Geschenke geht? Und wie viel von dieser Gleichbehandlung ist tatsächlich sinnvoll?
Was ist Gerechtigkeit für Eltern und Kinder?
Ist der größte Weihnachtswunsch für ein Kind ein teures technisches Produkt, für das andere Kind aber „nur“ ein Plüschtier oder eine Puppe, glauben wir Eltern, das sei ungerecht. Schließlich gäben wir dann für ein Kind viel mehr Geld aus als für das andere.
Dabei vergessen wir aber, dass Kinder eine ganz andere Gerechtigkeitsvorstellung bei Geschenken haben. Sie wünschen sich Dinge nicht, weil sie einen bestimmten Geldbetrag wert sind. Sie wünschen sich Spielzeug oder Technik, weil sie diese Dinge besonders toll, aufregend und spannend finden. Sie möchten bestimmte Sachen haben, weil sie sich davon Spaß und Freude versprechen.
Die Frage, ob Weihnachtsgeschenke für Kinder den gleichen Preis haben sollten, ist also gar nicht die entscheidende. Wichtig ist vor allem, wie unterschiedlich die Wünsche und Interessen der Kinder sind.
Warum gleiche Geschenke nicht notwendig sind
Deshalb sollte es nicht darum gehen, dass jedes Kind exakt das Gleiche im Sinne des Geldwerts bekommt, sondern darum, dass jedes Kind sich wahrgenommen und in seiner Einzigartigkeit respektiert fühlt. Es ist also völlig in Ordnung, dem einen Kind ein Plüschtier und dem anderen ein Tablet oder Handy zu schenken, wenn das die größten Wünsche für beide Kinder sind.
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Ein striktes „gleiche Geschenke für alle“ mag in unseren erwachsenen Augen fairer erscheinen. Jedoch kann ein solches Vorgehen auch zu einer Erziehung von materialistischen Werten führen. Wenn Kinder lernen, dass Geschenke immer den gleichen Wert haben müssen, kann dies dazu beitragen, dass sie Geschenke später nach ihrem Preis und nicht nach ihrer Bedeutung bewerten.
Ein teureres Geschenk für ein Kind, das sich schon lange etwas Bestimmtes gewünscht hat, und ein günstigeres Geschenk für ein anderes Kind, das mit weniger zufrieden ist, kann für beide gleichermaßen befriedigend und fair sein. Es geht nicht um den Geldwert, sondern darum, wie gut das Geschenk zum Kind passt.
Missverständnisse vermeiden
In Familien mit mehreren Kindern kann es dennoch zu Spannungen kommen, wenn die Geschenke sehr unterschiedlich ausfallen. Kinder vergleichen sich, und die Frage, warum das eine Geschenk teurer war als das andere oder warum das eine Kind 5 Geschenke, das andere aber nur 3 auspacken darf.
Wenn es darum geht, unterschiedliche Preislevels zu erklären, gibt es einige hilfreiche Ansätze, die Konflikte vermeiden können. Ein wichtiger Punkt ist, dass Eltern ihren Kindern bewusst machen, dass Geschenke kein „Tauschmittel“ für Liebe oder Aufmerksamkeit sind. Beim Schenken geht es nicht um den materiellen Wert, sondern um die Freude, die der oder die Beschenkte dabei empfindet.
Gemeinsame Erlebnisse schenken
Wer Konflikte zwischen Geschwistern gar nicht erst aufkommen lassen will, sollte zu Weihnachten nicht nur klassische Geschenke, sondern auch Erlebnisse unter den Baum legen. Ein Familienausflug, den alle gemeinsam planen und schließlich erleben, kann genauso wertvoll sein wie ein materielles Geschenk. Mehr noch, es entsteht oft eine tiefere Verbindung als bei reinen Konsumgeschenken, unabhängig vom Preis.
Die GfK-Weihnachtsstudie (Gesellschaft für Konsumforschung) zeigt, dass 42 % der Deutschen inzwischen bei Weihnachtsgeschenken auf Erlebnisse statt auf materielle Geschenke setzen. Auch Eltern greifen immer häufiger auf Konzert- oder Veranstaltungstickets unterm Weihnachtsbaum zurück, um die familiäre Bindung zu stärken und den Fokus vom Konsum abzulenken.
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Ein unvergessliches Weihnachtsfest entsteht nämlich nicht durch gleiche Preise bei den Geschenken, sondern durch Liebe, Aufmerksamkeit und das Wissen, dass jedes Kind auf seine eigene Weise wertgeschätzt wird.
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