Bei der Familienplanung sind für Eltern oft zwei Dinge entscheidend, wenn es darum geht, wie groß der Altersunterschied zwischen den Kindern sein soll. Zum einen sollen sich die Kinder möglichst gut verstehen, miteinander spielen und sich unterstützen können. Auf der anderen Seite wollen es sich Eltern nicht unnötig schwer oder kompliziert machen.
Je nach Lebensmodell tendieren die einen deshalb dazu, ihre Kinder in kurzen Abständen zu bekommen und andere sind überzeugt davon, dass ein größerer Altersunterschied besser ist.
Ob Geschwister sich am Ende wirklich gut verstehen, ist selbstverständlich nicht nur eine Frage des Altersunterschieds, sondern auch abhängig von den verschiedenen Charakteren.
Aber angenommen, das Alter der Kinder spiele doch eine große Rolle, ob und wie gut sie sich verstehen: ist es besser, wenn sie kurz nacheinander geboren werden oder ist ein größerer Altersunterschied zwischen Geschwistern besser?
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Das sagt die Medizin zum Altersabstand zwischen Geschwistern
Eine Schwangerschaft ist eine große Anstrengung für den Körper der Frau. Deshalb empfiehlt die Medizin, nach einer Geburt mindestens 12, besser sogar 24 Monate zu warten, bis man erneut schwanger wird.
Das heißt, Frauenärztinnen und Frauenärzte empfehlen einen Altersabstand von mindestens zwei oder drei Jahren zwischen Geschwistern. Allerdings geht es bei der Empfehlung weniger darum, dass die Geschwister sich so gut verstehen oder immer Familienfrieden herrscht, sondern darum, die Gesundheit von Mutter und Kind bestmöglich zu gewährleisten.
Die WHO hat bereits 2005 die Empfehlung formuliert, nach einer Entbindung 24 Monate und mehr bis zu einer erneuten Schwangerschaft zu warten. Grund dafür waren durchgeführte Studien in Schwellenländern, die ein erhöhtes Risiko für das Ungeborene zeigten, wenn der Abstand zwischen zwei Schwangerschaften geringer als 18 Monate war.
Ein Forscherteam mit Wissenschaftler*innen aus Australien, Finnland, Norwegen und den USA hat ebenfalls untersucht, wie sich die Dauer zwischen zwei Schwangerschaften auf das Risiko von Frühgeburten, spontanen Frühgeburten und Mangelgeburten auswirkt. Sie betrachteten insgesamt Daten von über 5,5 Millionen Geburten von 3,8 Millionen Müttern in Australien, Finnland, Norwegen und den USA und kamen zu dem Schluss, dass eine ein- bis zweijährige Wartezeit zwischen den Schwangerschaften am besten sei.
Eine weitere Schwangerschaft nur wenige Monate nach der Entbindung hingegen wirke sich negativ auf die Schwangerschaft aus. Das Risiko für Früh- und Fehlgeburten, sowie Mangelgeburten sei dadurch besonders erhöht.
Das sagen Psycholog*innen zum idealen Altersabstand
Entwicklungspsychologinnen und -psychologen, die sich von Berufswegen mit zwischenmenschlichen Themen beschäftigen, empfehlen einen Altersabstand von drei Jahren zwischen Geschwistern. Dann nämlich seien die Kinder weit genug voneinander entfernt, um nicht ständig miteinander konkurrieren zu müssen. Und doch nah genug beieinander, um dieselben Interessen und Hobbys haben zu können, denselben Freundeskreis und später auch dieselbe Kita oder Schule.
Nicht alle Paare haben die Wahl
Soweit die Theorie. Denn nicht immer haben Eltern die Wahl, in welchem Abstand sie ihre Kinder bekommen. Gerade Paare über 35 Jahre sollten bei der Familienplanung nicht zu viel Zeit verstreichen lassen. Denn ab diesem Alter nimmt die Fruchtbarkeit der Frau stark ab. Auch kann es manchmal einfach länger dauern, bis man erneut schwanger wird, unabhängig des Alters von Mutter oder Vater.
Glücklicherweise haben sowohl ein geringer, aber eben auch ein großer Altersunterschied zwischen Geschwistern ihre Vor- und Nachteile.
Vor- und Nachteile eines kleinen Altersunterschieds
Je geringer der Altersabstand zwischen den Kindern, umso besser verstehen sie sich, so der Grundgedanke vieler Eltern. Das kann natürlich klappen. Einen Garanten dafür gibt es aber nicht.
Nicht zu unterschätzen ist tatsächlich der Arbeitsaufwand, den zwei kleine Kinder machen. Gerade die ersten drei Jahre sind besonders anstrengend. Fehlender Schlaf, Windeln wechseln, füttern, herumtragen, Trotzphase, Wutanfälle, das kann sehr an der Kraft der Eltern zehren.
Dem entgegen steht natürlich die Zeit danach. Schließlich werden Kinder mit zunehmendem Alter auch selbstständiger. Erreichen sie dieses Alter in etwa gleichzeitig, haben Mama und Papa früher wieder mehr Zeit für sich selbst, einander und den Job.
Finanziell kann ein kleiner Altersabstand eher belastend werden. Kinderwagen, Kindersitze, Hochstühle, Babybetten – alles muss doppelt gekauft werden, sind die Kinder sehr nah beieinander. Das Gerangel um die Gunst der Eltern ist bei Kindern, die in etwa gleich alt sind, auch größer.
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Vor- und Nachteile eines großen Altersunterschieds
Beträgt der Abstand zwischen dem ersten und zweiten Kind mindestens drei Jahre, hat das mehrere Vorteile. Das große Geschwisterkind versteht zum einen besser, dass es jetzt ein weiteres Kind gibt. Das Konkurrenzdenken ist nicht so groß. Zudem geht das ältere Kind oft schon in eine Betreuung, oder bereits in die Schule. Die Eltern haben also besonders in den ersten Monaten ausreichend Zeit für Kind Nummer zwei.
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Die kleinen Geschwister gucken sich zudem viel von größeren ab. Laufen, sprechen, spielen, all das zeigt ihnen das ältere Kind unmittelbar. Die Kosten für die Babyerstausstattung fällt bei einem größeren Abstand der Geschwister auch geringer aus. Denn essenzielle Sachen wie Kinderwagen, Autositz oder Hochstuhl sind schon da und frei verfügbar. Auch die Babysachen des älteren Geschwisterchens können problemlos aufgetragen werden.
Nachteile hat ein größerer Abstand allerdings auch. So kann es sein, dass die Interessen der Kinder in einem gewissen Alter so weit auseinander liegen, dass sie sich scheinbar nur noch streiten. Vor allem die älteren Kinder reagieren genervt, wenn ihnen das jüngere immer und überall hin folgen möchte. Allerdings liegt die Betonung auf kann, denn so muss es nicht passieren.
Quellen:
WHO Report (PDF)
Frauenärzte im Netz
Fazit: Der perfekte Altersunterschied
Es gibt nicht den perfekten Altersunterschied bei Geschwistern, der in allen Familien funktioniert. Und sowieso gibt es keine Familie, in der sich Geschwister nicht auch mal streiten. Tatsächlich gehört es dazu, dass sie sich necken und streiten, Meinungsverschiedenheiten haben und auch wieder vertragen.
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Im Idealfall wachsen sie gemeinsam auf und zusammen und sind auch im Erwachsenenalter ein gutes Team. Allerdings hat darauf nicht nur der Altersunterschied einen Einfluss, sondern auch ihr ganz individueller Charakter, die Erziehung und vieles mehr.
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