Eltern sind sich einig, wenn es um die Bildschirmzeit ihrer Kinder geht. Bloß nicht zu viel davon, das schadet ihnen. Dass aber die Bildschirmzeit von uns Eltern schädlich auf unsere Kinder wirken kann, hat nun eine Studie bewiesen.
Und ich fühle mich sowas von ertappt. Denn während ich als Mutter streng darauf achte, dass meine Kinder nicht zu viel vor dem Bildschirm hängen, habe ich mein Handy wie selbstverständlich beinah rund um die Uhr vor der Nase. Ich lese Nachrichten, beantworte welche oder muss ’nur kurz‘ was nachgucken. Ganz schön heuchlerisch.
Das ist nicht nur ungerecht meinen Kindern gegenüber, sondern, wie eine Studie der University of California, Santa Barbara jetzt belegt, schade ich ihnen, vor allem ihrer emotionalen Intelligenz, damit. Denn Kinder brauchen die Aufmerksamkeit ihrer Eltern, um die Fähigkeit, ihre eigenen Gefühle beherrschen zu können, ausbauen und festigen können.
Lies auch: Dürfen Eltern das Handy ihres Kindes kontrollieren?
Studie zeigt, was ich falsch mache
Um mögliche Einflüsse von digitalen Medien auf die emotionale Intelligenz von Kindern zu untersuchen, befragten Wissenschaftler*innen der University of California 400 Eltern von Kindern zwischen 5 und 12 Jahren. Dabei sollten die Eltern die emotionale Intelligenz ihrer Kinder bewerten. Außerdem sollten sie angeben, wie viel Medien ihre Kinder durchschnittlich nutzen und auch, wie oft sie anderen Aktivitäten wie Lesen oder draußen Spielen nachgegangen sind.
Gleichzeitig sollten die Eltern ihr eigenes Medienverhalten bewerten. Sie mussten angeben, wie oft sie selbst Handy, Computer oder Tablet benutzt haben, während ihre Kinder anwesend waren. Aber auch, wie oft sie Gespräche mit ihren Kindern angefangen bzw. geführt haben, während sie gleichzeitig eines dieser Geräte benutzt haben.
Die Auswertung der Befragungen zeigte, dass allein die Nutzung des Smartphones in Anwesenheit der Kinder einen negativen Einfluss auf ihre emotionale Intelligenz hatte.
Auch interessant: Was bewirken Hausarrest & Handyverbot bei Kindern
Kinder brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit
Wie Studienleiterin Robin L. Nabi schreibt, wird zwar jeder Mensch mit einem gewissen Maß an emotionaler Intelligenz geboren, also der Fähigkeit, eigene Emotionen wie Angst oder Wut zu beherrschen. Wie gut man darin ist, variiere aber stark von Mensch zu Mensch. Denn es ist ein Lernprozess, seine emotionale Intelligenz weiterzuentwickeln. Und dazu brauchen Kinder uns Erwachsene.
Lies auch: Seele in Gefahr: Was Kinder ihren Eltern nie verzeihen
Wir können und sollten ihnen dabei helfen, die eigenen Gefühle verstehen zu lernen. Wir sollten mit ihnen über Gefühle sprechen und ihnen zu bestimmten Reaktionen oder bestimmtem Verhalten Rückmeldung geben.
Hat man als Mutter oder Vater aber einen Bildschirm vor dem Gesicht und achtet zum Beispiel nur nebenbei auf den Wutanfall seines Kindes, fühlt sich das nicht gesehen. Dem Kind fehlt so schlicht das Feedback.
Wie wichtig emotionale Intelligenz aber für das spätere Leben ist, hat die Forschung auch schon untersucht. So seien emotional intelligentere Menschen glücklicher und zufriedener in ihrem Leben. Sie würden glücklichere Beziehungen führen und auch beruflich mehr Erfolg haben.
Bildschirmzeit für alle begrenzen
Wie die Wissenschaftler*innen der Studie der University of California schlussfolgern, betrachten wir die Nutzung digitaler Medien unserer Kinder unter Umständen ein bisschen zu streng. Zumindest in Bezug auf ihre emotionale Entwicklung.
Auch lesen: Gesunde Gewohnheiten: So bringt man sie Kindern bei!
Schließlich sind unsere Smartphones, Tablets und Computer auch eine riesengroße Hilfe für uns. Was unseren Wissenshorizont angeht, aber eben auch unser soziales Leben.
Damit aber die positiven Effekte digitaler Medien ein bisschen besser wirken können, müssen wir unsere Kinder, aber auch uns selbst, immer wieder ins Hier und Jetzt zurückholen. Ohne Bildschirm. Und mit Zeit und ungeteilter Aufmerksamkeit füreinander.
Wichtiger Hinweis zum Schluss: Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.