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Teenager erziehen: Muss man Alkohol, Medikamente oder Zigaretten wegschließen?

Porträt eines jungen Mannes mit einer Packung Tabletten in der Hand. Er liest aufmerksam die Rückseite der Pillenverpackung.
© AdobeStock/ Daisy Daisy

Alkohol und Medikamente im Haushalt: Wegschließen oder nicht?

Schützt man Teenager heute so oder macht man sie erst neugierig?

In der Pubertät sind Jugendliche oft besonders neugierig und auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Auch jene in Zusammenhang mit Alkohol, Medikamenten und anderen, berauschenden Substanzen. Sollte man zu Hause also Dinge wie Alkohol oder Zigaretten wegschließen?

Ich bin letztens über ein TikTok einer amerikanischen Notfallärztin gestolpert, die darin erklärt, dass Alkohol und Medikamente in ihrem Haus immer weggeschlossen werden. Zum Schutz ihrer pubertierenden Kinder. Dabei, so erklärt sie im Video, gehe es nicht um gute vs. böse Kinder, Vertrauen vs. kein Vertrauen, sondern einfach um den Schutz von Heranwachsenden, die sehr oft impulsiv handeln und sich keine Gedanken um Konsequenzen und (gesundheitliche) Folgen machen.

Ich habe mir diesbezüglich bisher nie Sorgen gemacht. Ich kenne auch niemanden, der Alkohol oder Medikamente wegschließt. Weggeräumt sind sie bei uns zu Hause auch, hinter Türen und in Schränken, ja. Aber dass diese Schränke mit einem Schloss versehen werden, konnte ich bisher nirgends sehen.

Handle ich also verantwortungslos, weil ich nichts weggeschlossen habe? Wie viel Kontrolle ist notwendig, und wie viel Vertrauen kann ich meinen eigenen Kindern entgegenbringen? Oder gehts hier weder um das eine, noch um das andere?

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Das Besondere am Teenageralter

Die Teenagerzeit ist eine der herausforderndsten Phasen im Leben eines jungen Menschen. In diesem Alter sind die Gehirnregionen, die für Selbstkontrolle und Entscheidungsfindung verantwortlich sind, noch nicht vollständig ausgebildet. Das bedeutet, dass Jugendliche in ihrer Wahrnehmung von Risiken oft anders reagieren als Erwachsene.

Teenager neigen dazu, die Konsequenzen ihres Handelns zu unterschätzen. Das kann dazu führen, dass sie sich gefährlichen Substanzen wie Alkohol, Zigaretten oder Medikamenten zuwenden.

Laut einer Studie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen probieren mehr als 50 % der Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren zumindest einmal Alkohol. Knapp ein Fünftel dieser Jugendlichen berichtet bereits von regelmäßigem Konsum von mindestens ein Mal pro Woche.

Bei Zigaretten ist die Zahl ähnlich, und auch rezeptfreie Medikamente oder Drogen werden gelegentlich ausprobiert. Das Risiko, in dieser Phase des Lebens ungesunde Gewohnheiten zu entwickeln, ist also nicht gering.

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Was sagen Expert*innen?

Expert*innen stimmen darin überein, dass der Umgang mit gefährlichen Substanzen nicht allein durch Verbote oder strikte Kontrolle gelöst werden kann. Als Eltern sollte man offen mit dem Kind über mögliche Gefahren sprechen und an sein Verantwortungsbewusstsein appellieren.

Nichts sagen oder das Gespräch darüber meiden führt vermutlich nur dazu, dass sich Kinder, wenn überhaupt, Informationen von Freund*innen oder aus dem Internet besorgen.

Praktische Tipps

Auch wenn Kommunikation und Aufklärung das Fundament einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung bilden, ist es dennoch ratsam, Alkohol, Zigaretten und Medikamente in einem sicheren Rahmen aufzubewahren. Welcher Rahmen das für eure Familie ist, entscheidet ihr.

Das Wegschließen ist eine simple und durchaus effektive Methode, um den Zugang zu diesen Substanzen zu begrenzen. Jedoch kann ein solches Handeln auch die Neugier bei Teenagern steigern. Die fühlen sich von zu viel Kontrolle nämlich eingeengt und reagieren nicht selten mit Rebellion.

Wer sich zum Schutz seiner Kinder dafür entscheidet, gefährliche Substanzen wegzuschließen, und darum geht es ausschließlich, den Schutz der Kinder vor impulsiven Taten, sollte das nicht kommentarlos machen. Es ist unerlässlich, dass Eltern ihren Kindern die Gründe für diese Maßnahmen klarmachen – etwa, dass der Zugriff auf solche Substanzen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben sinnvoll und verantwortungsvoll erfolgen kann.

Auf der anderen Seite kann ein völliges Fehlen von Grenzen oder das Verharmlosen von Alkohol- und Zigarettenkonsum die Gefahr bergen, dass Jugendliche mit Risiken in Kontakt kommen, für die sie noch nicht bereit sind.

Vermutlich liegt der beste und sicherste Weg im Umgang mit Alkohol und Medikamenten wie immer in der Mitte. Als Eltern sollte man sich bewusst machen, dass das Verstecken oder Wegschließen von Dingen keine Patentlösung ist. Möchte ein Teenager gewisse Dinge ausprobieren, wird er Wege dafür finden.

Im Dialog mit seinem Teen sollte man deshalb immer da Aufklärung leisten, wo es möglich ist. Die hilft Jugendlichen schließlich, informierte und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.

Wie handhabt ihr das zu Hause? Finden sich Medikamenten oder Alkohol oder gar beides bei euch hinter Schlössern? Diskutiert gern mit uns bei Instagram oder Facebook darüber.

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