Inhaltsverzeichnis
- Was ist TikTok?
- Warum ist TikTok so erfolgreich?
- Wie alt müssen TikTok-User sein?
- Ist TikTok gefährlich?
- TikTok bietet ‚Begleiteten Modus‘ für Eltern an
- Soll ich meinem Kind TikTok verbieten?
Das eigene Handy gehört heute für viele Kinder und Jugendliche dazu. Selbst, wenn man nicht, wie Autor und Blogger Sascha Lobo, seinem eineinhalbjährigen Kleinkind ein eigenes Smartphone schenkt, spätestens mit zehn Jahren hat die Mehrheit der Kinder hierzulande das erste eigene Mobiltelefon.
Doch mit dem Smartphone halten Kinder heute einen kleinen Computer in der Hand. Dank hohem Datenvolumen und Flatrate haben sie immer und überall Zugang zu Spielen, sozialen Netzwerken und auch Apps. Da verlieren Eltern schnell den Überblick, was genau die Kinder eigentlich an ihrem Handy so machen, und vor allem auch, wie viel Zeit sie damit verbringen.
Lesetipp: Smartphone-Frage: Ab wann ist ein Handy für Kinder ok?
Besonders beliebt bei Kindern im Teenageralter ist die App TikTok. Weltweit nutzen bereits 1,587 Milliarden Menschen das Videoportal monatlich (Stand: 2023). Alleine in Deutschland, so berichtet es TikTok selbst, sind es rund 20,9 Millionen Nutzer monatlich (Stand: Oktober 2023). Aber was genau fasziniert vor allem Kinder und junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren so an dieser App?
Was ist TikTok?
Im Kern der App TikTok geht es um Musik, Tanzen und Comedy, alles verpackt in kurze Clips von rund 15 Sekunden. Die Videos, die mit der App aufgenommen werden, können bis zu 59 Sekunden lang sein, hochgeladene Videos sogar bis zu drei Minuten. Das Motto der App lautet: „Every second counts“, zu Deutsch: „Jede Sekunde zählt“. Je kürzer und pointierter das Video, desto höher sind seine Erfolgschancen. Ein Clip ist erfolgreich, wenn er viele Likes und Kommentare sammelt.
Das heißt, User und Userinnen nehmen einen kurzen Clip auf, unterlegen diesen mit einem Song, vertaggen ihn mit angesagten oder trendigen Hashtags und posten ihn auf ihrem Profil. Je öfter das Video gesehen wird, je mehr Likes und Follower man sammelt, desto erfolgreicher ist man auf TikTok.
Vor allem sogenannte Challenges, in welchen Anwender*innen ihr Tanz- oder Comedytalent unter Beweis stellen, machen einen Großteil der beliebten Videoclips auf TikTok aus.
Warum ist TikTok so erfolgreich?
TikTok mag nicht mehr die beliebteste App weltweit bei den Downloads sein (im Google Play Store luden 2023 ’nur‘ noch 33 Millionen die App runter und schickten TikTok auf Platz 3, nach Instagram und Facebook) dennoch hält der Boom um die Kurzvideo-App an.
Das Erfolgsrezept der App scheint dabei ihre ‚Einfachheit‘ zu sein. Jeder kann im Handumdrehen ein Profil erstellen und ganz einfach mit dem eigenen Handy kurze Videos drehen und live stellen.
Noch einfacher und schneller ist es, die Videos der anderen Nutzer*innen zu konsumieren. Einfach die App downloaden, kurz registrieren und Videos in der TikTok App wie am Fließband ansehen. Denn wer ein Video gesehen hat, wischt mit dem Finger nur nach oben und schon erscheint das nächste und das nächste und das nächste und das nächste…
Spaß und Kreativität stehen bei TikTok im Vordergrund. Es geht um Unterhaltung und darum, sich selbst darzustellen. So lustig, witzig oder kreativ wie möglich. Und das ist, was den Erfolg der App ausmacht.
Gut zu wissen: Endlich selbstbewusster werden: Die besten Experten-Tipps
Wie alt müssen TikTok-User sein?
Jeder kann sich die TikTok-App downloaden. Es gibt sie für Andoid und iOS Betriebssysteme. Um Videos anschauen und liken zu können und um eigene Videos zu posten, muss man sich ein eigenes Profil erstellen. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen der TikTok-App geben vor, dass User*innen mindestens 13 Jahre alt sein müssen.
User*innen unter 18 Jahren brauchen laut Nutzungsbedingungen die Zustimmung der Eltern / Erziehungsberechtigten. Bei Minderjährigen Nutzer*innen wird automatisch ein privates Profil erstellt. Wie alt ein*e User*in tatsächlich ist, wird jedoch an keiner Stelle kontrolliert.
Das Problem: Die App fragt bei der Anmeldung lediglich nach dem Geburtsdatum. Wer also hier ein bisschen trickst, schummelt sich einfach ein paar Monate oder gar Jahre älter und schon ist die Anmeldung gelungen. Das heißt, dass auch Kindern unter 13 Jahren die App uneingeschränkt zur Verfügung steht.
Ist TikTok gefährlich?
Immer dann, wenn zu viele persönliche Daten im Internet preisgegeben werden, besteht eine gewisse Gefahr. Kinder sollten also immer dafür sensibilisiert werden, möglichst anonym zu bleiben. Schwierig bei einer App, bei der es darum geht, mit persönlichen Videos Likes und Follower zu generieren.
Deshalb ist es bei TikTok und anderen sozialen Netzwerken besonders wichtig, diese gemeinsam mit seinem Kind zu erkunden. Ein Grundsatz, den alle Eltern ihren Kindern für den Gebrauch und die Teilnahme im Netz mitgeben sollten: Erzähle im Netz nichts, was du nicht auch einer völlig fremden Person auf der Straße erzählen würdest.
Auch interessant: Mobbing-sicher: So stärkst du dein Kind für den Ernstfall
Außerdem sind Kontoeinstellungen enorm wichtig, die Privatsphäre eines Nutzers oder einer Nutzerin zu wahren. Auch das sollte man am besten gemeinsam mit seinem Kind erkunden und einstellen. Es kann schwierig für ein Kind sein, die Formulierungen der einzelnen Einstellungen zu verstehen. Lasst euch also Zeit und überstürzt nichts.
Bei TikTok sollte man allerdings nicht nur auf die Daten achten, sondern auch auf das Nutzungsverhalten. Denn die App hat großes Suchtpotential. Sehr schnell vergisst man Raum und vor allem Zeit, wenn man sich durch die unzähligen Videos swiped.
Laut Angaben von TikTok öffnen deutsche User*innen die App im Schnitt achtmal täglich und verbringen durchschnittlich 95 Minuten damit. Hinzu kommen andere Apps, Spiele oder soziale Netzwerke, die das Kind weiter am Handy halten.
TikTok bietet ‚Begleiteten Modus‘ für Eltern an
Seit Februar 2020 bietet TikTok auch in Europa deshalb einen ‚begleitenden Modus‘ für Eltern an, bei dem sich unter anderem die Nutzungszeit einstellen lässt. So kann man entscheiden, ob das Kind 40, 60, 90 oder 120 Minuten am Tag mit der App verbringen kann. Ist die Zeit abgelaufen, braucht man ein Passwort, um sie weiterzunutzen.
Auch die Kontaktmöglichkeiten lassen sich einstellen. Man kann entscheiden, wer das Kind über Privatnachrichten kontaktieren kann oder gar ganz ausschließen, dass das Kind PM’s (kurz für private messages) erhält.
Zudem gibt es die Möglichkeit, einen eingeschränkten Modus zu aktivieren. Das heißt, gemeinsam mit dem Kind filtern Eltern, welche Videos beispielsweise im ‚For You‘-Feed des Kindes landen. Dabei geht es nicht um konkrete Inhalte einzelner Videos, sondern vielmehr um die allgemeine Kategorie der Videos. So lassen sich beispielsweise Videos ausschließen, die für Erwachsene bestimmt sind.
Soll ich meinem Kind TikTok verbieten?
Es klingt wie eine gute und einfache Idee, dem Kind TikTok bis zu einem gewissen Alter einfach zu verbieten. Das kann natürlich funktionieren. Allerdings ist es eine bessere Methode, gemeinsam mit dem Kind eine App wie TikTok zu erkunden und ihm den verantwortungsvollen Gebrauch damit beizubringen.
Auch interessant: Hausarrest, Fernsehverbot & Co: Muss man Kinder (heute so) bestrafen?
Denn es wird der Tag kommen, an dem das Kind eigenverantwortlich im Internet unterwegs ist. Wenn es gelernt hat, sich im Netz sicher zu bewegen, wird es Gefahrensituationen erkennen und umgehen können.
Medienkompetenz heißt hier das Stichwort. Die erreicht man nicht durch Verbote und Überwachung des Kindes. Sondern durch das gemeinsame Erkunden. Dann können Eltern auch beruhigter sein, was das Kind im Internet konsumiert und wie viel Zeit es dafür aufwendet.