Essen ist in vielen Familien ein großes Thema. Entweder, weil die Kinder schlecht essen, alles, nur kein Gemüse essen, ständig Nudeln essen wollen oder nur die Rosinen aus dem Essen picken. Gemeckert wird eigentlich immer von irgendjemandem am Tisch. Die Kinder maulen übers Essen und wir Eltern meckern mit ihnen, denn wir wollen, dass sie gesund essen.
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Und dann greifen wir gerne tief in die ‚klassische Elternsprüche‘-Kiste und hauen unseren Kindern Sätze um die Ohren, wie, „Wenn du nicht aufisst, gibt es auch keinen Nachtisch.“ Was wir damit bezwecken wollen, ist, dass die Kinder gute Lebensmittel essen, satt werden und nicht in 5 Minuten wieder ankommen, weil sie Hunger haben.
Gut gemeint ist trotzdem falsch
Allerdings helfen wir unseren Kindern so nicht dabei, sich gesund zu ernähren und schon gar nicht, ein gesundes Essverhalten zu entwickeln. Das Gegenteil ist sogar der Fall.
Wir überreden unsere Kinder (oder erpressen sie) mit einem Satz wie diesem dazu, weiter zu essen, obwohl sie keinen Hunger (mehr) haben oder obwohl es ihnen vielleicht gar nicht schmeckt. Statt auf sich selbst und ihren Körper zu hören, auf ihr Sättigungsgefühl, essen sie weiter. Denn wir Eltern haben ihnen ja eine Belohnung in Aussicht gestellt. Und Süßigkeiten sind für Kinder das Größte.
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Was beim Essen nicht gesagt werden sollte
Damit Kinder ein gesundes und gutes Verhältnis zum Essen entwickeln, damit es ihnen Spaß und Freude bereitet und sie es genießen können, sollten wir Eltern uns an der einen oder anderen Stelle also besser auf die Zunge beißen. Die folgenden Sätze sagen wir alle ab nun also nie wieder:
„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“
Klar entscheiden meistens die Eltern, was gekocht wird und was auf dem Mittagstisch landet. Dennoch sollte gelten, dass alles gegessen werden kann, aber keiner alles essen muss. Dann entsteht kein Druck und jeder kann entspannt mit allen zusammen am Tisch sitzen.
„Andere Kinder haben gar nichts zu essen.“
Das stimmt so zwar, hat aber mit dem eigenen Kind nichts zu tun. Zudem kann es diesen Kindern auch (leider) nicht helfen, wenn es selber (auf)isst. Statt also großes Aufheben darum zu machen, dass das Kind nicht oder nicht alles essen möchte, kann man sich darauf einigen, dass es alles mal probiert.
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„Iss mehr!/ Iss nicht so viel!“
Kinder sind verschieden und ihre Körper sind es auch. Egal ob ein Kind sehr dünn ist oder dicker, niemand sollte das direkt oder indirekt kommentieren. Und geben die Eltern ihrem Kind zu verstehen, dass es zu dünn oder dick ist, kann das Kind das Gefühl bekommen, es stimme etwas nicht mit ihm, es sei nicht richtig.
Wer sich Sorgen um die Ernährung seines Kindes in Bezug auf das Gewicht macht, sollte sich möglichst an den oder die behandelnde*n Kinderärzt*in wenden. Denn anders als man vielleicht denken könnte, ist es zum Beispiel bei Kindern mit Übergewicht nicht damit getan, weniger zu essen. Dadurch kann es zu einer Unterversorgung von wichtigen Nährstoffen kommen.
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Auch bei zu wenig Gewicht ist eine ärztliche Abklärung immer empfohlen, aus dem einfachen Grund, Erkrankungen oder Unverträglichkeiten ausschließen zu können.
„Weißt du, wie lange ich dafür in der Küche stand?“
Natürlich weiß ein Kind nicht, wie groß der Aufwand für das eine oder andere Gericht ist und es interessiert ein Kind ehrlicherweise auch nicht. Kinder denken bedürfnisorientiert. Entweder sie haben Hunger und dann essen sie, wenn es schmeckt, oder sie haben keinen Hunger und dann essen sie nicht, auch wenn es schmecken könnte.
Damit wir Eltern es nicht persönlich nehmen, dass unsere Kinder das Gekochte nicht möchten, sollten wir umdenken. Wir kochen das Essen ja nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns.
„Ich esse später.“
Beim Essen geht es um mehr als nur darum, satt zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Familie, so oft es geht, gemeinsam am Tisch zusammenkommt und gemeinsam isst. Dabei kann man sich austauschen, neues erfahren oder auch Kummer loswerden. Außerdem hilft es Kindern, zu sehen, dass es eine gewisse Regelmäßigkeit und Struktur beim Essen gibt. Das trägt auch zu einem gesunden Lebensstil bei.
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„Beim Essen wird nicht geredet.“
Deshalb ist auch der Satz, „Beim Essen wird nicht geredet“ absolut fehl am Platz. Das gemeinsame Essen ist heute oft der einzige Moment des Tages, an dem die ganze Familie zusammenkommt und wirklich Zeit füreinander hat. Die sollte man nutzen, statt sich anzuschweigen. Mit vollem Mund allerdings sollte wirklich nicht gesprochen werden. Zum einen, weil man sich sehr schnell verschlucken kann, aber auch, weil es einfach nicht schön aussieht.
„Sitz still.“
Ein Kind, das am Tisch herumhampelt und rumzappelt, fühlt sich in diesem Moment an diesem Platz nicht wohl. Entweder, weil es etwas bedrückt (körperlich oder psychisch) oder weil es keinen Hunger hat. Statt also das Kind zu ermahnen, sollten wir besser nachfragen, warum ihm das Sitzen gerade so schwerfällt.
„Mit Essen spielt man nicht.“
Natürlich möchten wir Eltern nicht, dass die Erbsen über den Tisch geworfen werden. Aber was spricht dagegen, wenn das Kind einen Dinosaurier aus seinem Butterbrot beißt und den kurz brüllen lässt. Essen darf und soll auch Spaß machen.
Und manchmal hilft es auch, ein Kind von Lebensmitteln zu überzeugen, die vielleicht nicht ganz oben auf seiner Wunschliste stehen. Eine Gurke in eine tolle Form geschnitten, schmeckt für Kinder nämlich 1000 Mal besser, als eine einfache Scheibe.
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