Der Fall der 12-jährigen Luise, die von zwei gleichaltrigen Mitschülerinnen getötet wurde, schockiert und wirft viele Frage auf. Wie konnte so etwas passieren? Es steht die Vermutung im Raum, dass Mobbing ein Motiv der Täterinnen gewesen sein könnte. Das erschreckt vor allem Eltern, denn Mobbing, das ist kein Geheimnis, ist in Schulen leider allgegenwärtig.
Wie ‚Zeichen gegen Mobbing e. V.‘ schreibt, gibt es Mobbing in allen Schulformen und bei allen Geschlechtern, von der Grundschule bis ins Gymnasium. Besonders häufig betroffen sei die Altersgruppe der 8- bis 14-Jährigen.
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Schützen kann man sein Kind nur bedingt vor Mobbing. Denn das findet sehr oft ganz versteckt statt. Noch dazu schweigen Opfer von Mobbing darüber. Sie geben sich selbst die Schuld für die Peinigung, sind zutiefst verunsichert und schämen sich, offen mit jemandem darüber zu sprechen.
Deshalb ist es an uns Eltern, offen mit unseren Kindern über dieses Thema zu sprechen, sie vor allem dafür zu sensibilisieren und ganz besonders aufmerksam zu sein. Denn Mobbing geht an kaum einem Opfer spurlos vorbei.
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Auf welche Anzeichen Eltern bei ihrem Kind besonders achten sollten, weil sie ein Alarmsignal dafür sein könnten, dass ihr Kind Opfer von Mobbing ist, wollen wir erläutern.
Mobbing-Alarm: Diese Signale sollten Eltern kennen
1. Das wohl größte Warnsignal für Eltern sollte sein, wenn sich ein bisher offenes, aufgeschlossenes und fröhliches Kind plötzlich, also scheinbar über Nacht, zurückzieht und stattdessen traurig, ängstlich oder sogar aggressiv wirkt. Eine typische Verhaltensänderung kann auch sein, dass das Kind am Wochenende oft super gut gelaunt ist, unter der Woche aber deprimiert wirkt und wie ein anderer Mensch scheint.
2. Ein Notenabfall oder plötzliche Angst vor der Schule sind auch Anzeichen dafür, dass etwas in der Schule nicht stimmt. Das kann sich auch dadurch zeigen, dass ein Kind häufiger unter Kopf- oder Bauchschmerzen leidet oder diese als Gründe angibt, nicht in die Schule gehen zu können.
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3. Verliert ein Kind plötzlich die Lust an einem Hobby, obwohl es das bisher immer mit Leidenschaft verfolgt hat, sollten Eltern auch genau hinhören. Unter Umständen wird das Kind dort ungerecht behandelt oder gemobbt.
4. Blaue Flecken, kaputte Kleidung oder die Beschädigung von Schulmaterial und -büchern sind recht eindeutige Indizien dafür, dass das Kind körperlich bedroht und misshandelt wird.
5. Ein Kind, das nicht mehr normal isst und nachts nicht mehr ausreichend schläft, schlägt sich in jedem Fall auch mit Problemen herum, die es so sehr belasten, dass es leidet. Auch hier sollten Eltern der Ursache behutsam auf den Grund gehen.
Wie sollten Eltern reagieren, wenn das Kind gemobbt wird?
Hat man den Verdacht, dass sein Kind gemobbt wird, sollte man das Thema behutsam angehen. Oft schämen sich Opfer sehr dafür. Auch wenn sich das Kind eigenständig an die Eltern wendet, gilt es, Ruhe zu bewahren und die eigenen Gefühle erst einmal herunterzuschlucken. Dem Kind ist nicht geholfen, wenn die Eltern über die Täter*innen schimpfen.
Stattdessen braucht ein betroffenes Kind Verständnis, Vertrauen und das Gefühl, ernst genommen zu werden. Eltern sollten ihm helfen, sich die eigenen Gefühle und Gedanken zur Situation bewusst zu machen. Dabei ist es auch in Ordnung, wenn das Kind wütend wird und seinem Ärger Luft macht.
Anschließend kann man genauer nachfragen, was genau passiert ist und wie es zu der Situation kam. Ganz wichtig hierbei: Das gemobbte Kind ist nie schuld an der Peinigung. Es gibt nichts, was es rechtfertigt, einen anderen Menschen verbal oder körperlich zu schikanieren. Das sollten Eltern immer wieder betonen.
Eltern und Kind können dann gemeinsam nach einer Lösung suchen, bei der die Eltern ihrem Kind beratend zur Seite stehen bzw. eingreifen, wenn das Kind es möchte. Im Falle von Mobbing an der Schule sollte man das Gespräch mit dem oder der Klassenlehrer*in suchen und reagiert diese*r nicht, den Elternrat oder die Schulleitung informieren.
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Hilfsangebote für Betroffene
Wer mitbekommt, wie jemand gemobbt wird oder selbst betroffen ist, aber nicht weiß, wie man helfen kann, kann immer auf professionelle Hilfe zurückgreifen. Zur Verfügung stehen zum Beispiel:
- Hilfe-Telefon „Mutruf“: 04191 / 27 4928 0
- Kummer-Telefon für Kinder: 0800 111 0333/ mobil: 116 111
- Kummer-Telefon für Eltern: 0800 111 0550
- Online-Telefonseelsorge
- Mobbing-Zentrale
Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Solltet ihr massive Probleme und Sorgen haben, scheut euch nicht, euch professionelle Hilfe zu holen. Niemand muss alle schwierigen Phasen im Leben alleine durchstehen können. In diesem Sinn: Alles Gute und passt auf euch und eure Lieben auf!