Veröffentlicht inFamilie, Kind & Familie

Schulwahl nach der Grundschule: 10 Tipps für die weiterführende Schule

Zirka 10-jähriger Junge und seine etwas jüngere Schwester sitzen am Tisch und machen Hausaufgaben. Die Mutter steht seitlich am Tisch und hilft dem Mädchen.
© AdobeStock/ Bettencourt/peopleimages.com

Welche weiterführende Schule ist die richtige für mein Kind?

Haupt- oder Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium - wenn es um die Wahl der richtigen weiterführenden Schule für dein Kind geht, musst du viele Faktoren im Blick haben.

In vielen Bundesländern steht nach der vierten Klasse für Schüler*innen der Wechsel in eine weiterführende Schule an. Um die beste Schule für dein Kind zu finden, solltest du viele Faktoren im Blick haben – vor allem die Leistungsfähigkeit deines Kindes und seine Entwicklung.

Inhaltsverzeichnis

Mit dem Halbjahreszeugnis des letzten Grundschuljahres (vierte oder sechste Klasse, je nach Bundesland) erhalten Schüler*innen eine Empfehlung für die weiterführende Schule. Der Lehrer oder die Lehrerin gibt dabei seine Einschätzung ab und empfiehlt je nach Durchschnittsnote den Besuch eines Gymnasiums, einer Realschule oder einer Hauptschule.

Lesetipp: Wie wichtig ist die Grundschulempfehlung?

In vielen Fällen ist die Empfehlung für die weiterführende Schule kein großes Problem, weil die Leistung des Kindes, die Einschätzung von Eltern und Lehrer*in und nicht zuletzt der Wunsch des Kindes übereinstimmen. Aber was, wenn die Situation nicht so eindeutig ist?

Gymnasium, Realschule oder Hauptschule? Auf welcher der weiterführenden Schulen wird mein Kind glücklich? Fragen über Fragen, die meist nicht eindeutig zu beantworten sind, sondern von vielen verschiedenen Faktoren abhängen.

Wir haben deshalb zehn Tipps und Fakten für dich gesammelt, die dir die Entscheidung rund ums Thema weiterführende Schule erleichtern sollen

1. Leistung möglichst objektiv beurteilen

Eltern sehen ihr Kind anders als Lehrer*innen. Für Eltern steht das Kind im Mittelpunkt, sie sehen es hauptsächlich als Einzelperson und einzigartiges Wesen. Ein Lehrer bzw. eine Lehrerin beurteilt ein Kind meist in Bezug auf seine Position in einer sozialen Gruppe. In der Regel können sich Eltern also auf die Einschätzung des Lehrers oder der Lehrerin bei der Wahl der weiterführenden Schule verlassen.

Nimm daher von Beginn an Elternabende wahr, um zu erfahren, wo die Stärken und Schwächen deines Kindes liegen. Die Noten in der dritten Klasse sind ebenfalls erste Indikatoren für den Leistungsstand deines Kindes in Bezug auf den Übertritt in die weiterführende Schule.

2. Stärken und Schwächen erkennen

Die Anforderungen in den einzelnen weiterführenden Schulen (Hauptschule, Gesamtschule, Realschule, Gymnasium) unterscheiden sich in Bezug auf folgende Fähigkeiten:

  • Zusammenhänge erkennen
  • sprachliches Ausdrucksvermögen
  • Allgemein- und Fachwissen (altersentsprechend)
  • Fertigkeiten im Schreiben, Lesen und Rechnen
  • Gedächtnisleistungen
  • selbstständiges Arbeiten

Auch in Bezug auf diese konkreten Fähigkeiten solltest du die Meinung des Klassenlehrers oder der Klassenlehrerin kennen bzw. einholen, und dich auch selbst – möglichst objektiv natürlich – fragen, in welchen Punkten dein Kind möglicherweise Probleme hat.

3. Gezielte Vorbereitung auf den Übertritt in eine weiterführende Schule

Selbst wenn du der Meinung bist, dass dein Kind alle Anforderungen, beispielsweise in Bezug auf das Gymnasium, erfüllt, können unerwartete Leistungsschwankungen auftreten. Gemeint ist damit, dass dein Kind kein absolut „eindeutiger“ Fall ist, sondern sich zwischendrin vielleicht auch mal ein Ausrutscher in Form einer schlechteren Note einschleicht.

Lesetipp: Richtig Lernen: 7 Tipps, die deinem Kind helfen

In diesem Fall ist es für dich ratsam, die Noten, insbesondere der Hauptfächer, im Fokus zu behalten. Außerdem solltest du dein Kind zu sorgfältigen Hausaufgaben anhalten und es zur Mitarbeit im Unterricht motivieren.

In der Grundschule werden Probearbeiten in der Regel nach Abschluss eines größeren Themengebietes gestellt. So kannst du gemeinsam mit deinem Kind gezielt an der Vorbereitung dafür arbeiten.

Achte aber darauf, dass du nicht in einen „Leistungswettbewerb“ verfällst, möglicherweise auch noch mit anderen Eltern. Zu starke Förderung kann auch negative Folgen haben. Dein Kind könnte dadurch die Lernmotivation verlieren oder es entsteht ein falscher Eindruck von der Leistungsfähigkeit im Übertrittszeugnis, sodass am Ende doch die falsche weiterführende Schule gewählt wird.

4. Noten für den Übertritt in eine der weiterführenden Schulen

Im dreigliedrigen Schulsystem gelten in der Regel folgende Noten, die für einen jeweiligen Übertritt nach der vierten/ sechsten Klasse erreicht sein müssen:

  • Für den Übertritt an das Gymnasium geht bis zum Notendurchschnitt 2,33 (Deutsch, Mathematik, Heimat- u. Sachunterricht) alles problemlos.
  • Ab dem Notendurchschnitt 2,66 muss der Probeunterricht besucht werden.
  • Für den Wechsel an die Realschule genügt der Schnitt 2,66 (Deutsch, Mathematik, Heimat- u. Sachunterricht) zum problemlosen Übertritt,
  • Ab einem Notendurchschnitt von 3,0 muss der Probeunterricht besucht werden.
  • Diese Regeln können von Bundesland zu Bundesland variieren.

5. Wechsel nach dem Übertritt

Das deutsche Schulsystem ist durchlässig und ermöglicht in der Regel problemlos den Wechsel von Gymnasium zu Realschule oder von Hauptschule zu Realschule oder Gymnasium, falls die dafür erforderlichen Noten erreicht werden.

Bis zum Notendurchschnitt 2,0 kann nach der fünften Klasse der Hauptschule in die sechste Klasse des Gymnasiums, bis zum Schnitt von 2,5 in die sechste Klasse der Realschule gewechselt werden. Sind die Noten schlechter, kann am Probeunterricht teilgenommen werden.

Auch interessant: Wie lange dürfen Hausaufgaben dauern?

6. Ein Jahr mehr Zeit

Oftmals kann es sich lohnen, die Kinder noch ein Jahr „warten zu lassen“ – also zunächst die fünfte Klasse der Haupt- oder Realschule zu besuchen und dann auf die Realschule oder das Gymnasium überzutreten. Viele Kinder, die vorher noch größere Schwächen in den erforderlichen Gebieten hatten, machen in dieser Zeit einen großen Entwicklungssprung und gehören plötzlich zu den besten Schülern ihrer Klasse.

7. Anmeldung für weiterführende Schulen

Zu festen Terminen (je nach Schule zwischen Oktober und Mai) muss das Kind in der neuen Schule angemeldet werden. Dazu brauchst du in der Regel die letzten beiden Zeugnisse, die Geburtsurkunde sowie eine eventuelle Bescheinigung einer Lese-Rechtschreibschwäche bzw. Legasthenie. Erst eine amtliche Anerkennung einer LRS oder Legasthenie führt zu deren Berücksichtigung in der Notengebung.

Zudem musst du in der Regel den Nachweis eines ausreichenden Masernimpfschutzes in Kopie erbringen, so wie den Nachweis über das Jugendschwimmabzeichen (Bronze, Silber oder Gold).

8. Probeunterricht

Nimmt dein Kind am Probeunterricht teil, musst du dich auf Folgendes einstellen: Der Unterricht erfolgt meist an drei aufeinander folgenden Tagen und findet zeitnah zum Anmeldetermin (im Mai) statt. Die Kinder werden in Gruppen in Deutsch und Mathe unterrichtet, müssen schriftliche Arbeiten über den bisher behandelten Stoff ablegen und ihre Mitarbeit unter Beweis stellen. Der Schwierigkeitsgrad liegt dabei höher als in der Grundschule.

Die Ergebnisse des Probeunterrichts erhältst du zusammen mit einer Begründung. Dein Kind hat den Probeunterricht bestanden, wenn es in einem der Fächer mindestens die Note 3, im anderen mindestens die Note 4 erreicht hat.

Lies auch: Pädagogisch wertvoll: 7 Spiele, die Lehrer empfehlen würden

9. Probeunterricht nicht bestanden – was jetzt?

Hat dein Kind den Probeunterricht am Gymnasium nicht bestanden, kannst du an einem Nachtermin am Probeunterricht für die Realschule teilnehmen. So hat dein Kind noch die Möglichkeit, auf die Realschule zu wechseln.

10. Informationen beschaffen

Besucht unbedingt Informations- oder Schnuppertage der ins Auge gefassten weiterführenden Schule. Besorgt euch Unterlagen über die Schule (z. B. im Sekretariat), informiert euch im Internet (z. B. Schulhomepage) und sprecht den Schulleiter, die Schulleiterin oder Mitglieder des Kollegiums an.