Am 11. Oktober ist Weltmädchentag – ein Tag, der nicht nur das Bewusstsein für die Rechte von Mädchen schärfen soll, sondern auch die Herausforderungen thematisiert, denen sie weltweit gegenüberstehen.
Einen tiefgreifenden Einschnitt in ihr Leben stellt für viele Mädchen besonders die erste Periode dar. Auch heute noch bedeutet das Einsetzen der Periode den Beginn einer Reihe von Hürden, die sich aus dem fehlenden Zugang zu Wissen über die Menstruation und dem fehlenden Zugang zu sauberen, sanitären Anlagen und grundlegenden Periodenprodukten ergeben.
Die Realität vieler Mädchen weltweit
In vielen Ländern ist der Zugang zu Menstruationshygieneprodukten alles andere als selbstverständlich. Laut Plan International haben rund 500 Millionen Mädchen und Frauen weltweit keine adäquaten Möglichkeiten, um ihre Menstruation zu managen. Dies führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, sondern hat auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen.
Mädchen besuchen die Schule nicht, weil sie sich während ihrer Periode nicht sicher fühlen oder nicht über die nötigen Hygieneprodukte verfügen. In Regionen mit starker Armut sind die Auswirkungen besonders dramatisch: Das Tabu, das die Menstruation umgibt, wird zur Barriere, die Mädchen davon abhält, ihre Bildung fortzusetzen und ihre Träume zu verwirklichen.
Zahlen und Fakten: So steht es um die Menstruationshygiene
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Ländern mit niedrigem Einkommen verpasst eines von 10 Mädchen regelmäßig die Schule während ihrer Menstruation und das bis zu 10 Tage im Monat. Der fehlende Zugang zu sanitären Anlagen und Menstruationsprodukten zwingt die Mädchen, während ihrer Periode zu Hause zu bleiben.
In vielen Kulturen wird die Menstruation zudem als unrein betrachtet und führt zur gesellschaftlichen Ausgrenzung und Benachteiligung von Frauen und Mädchen. Zum Teil werden Menstruierende in sogenannte Menstruationshütten geschickt und müssen fern des eigenen zu Hauses ausharren, bis die Blutung vorbei ist. Es fehlt in diesen Ländern an Aufklärung über die physiologischen Vorgänge und die damit verbundenen Bedürfnisse.
Der Stand der Dinge in Deutschland
In Deutschland haben viele Mädchen Zugang zu Menstruationsprodukten, jedoch gibt es auch hier Herausforderungen. Gerade in einkommensschwächeren Familien kann der Kauf von Tampons, Binden oder Menstruationstassen eine finanzielle Belastung darstellen. Dies führt dazu, dass manche Mädchen auf alternative und oft unhygienische Lösungen zurückgreifen müssen.
Eine Umfrage von Plan International in Zusammenarbeit mit der Initiative WASH United unter 1000 Frauen und Männern zwischen 16 und 45 Jahren zeigt, dass sich ein Drittel der befragten menstruierenden Jugendlichen in Deutschland während seiner Periode ‚unrein‘ fühlt. Zudem gaben knapp 30 % der Menstruierenden an, während ihrer Periode zu Hause zu bleiben, „um keine schlecht ausgestattete oder schmutzige Toilette benutzen zu müssen.“
Muss Deutschland periodenfreundlicher werden?
Es hat sich in der jüngeren Vergangenheit schon einiges getan in Deutschland. Zum Teil bieten Schulen und Gemeinden beispielsweise kostenlose Periodenprodukte in Toiletten öffentlicher Gebäude an. Das sind jedoch keine staatlich finanzierten Hilfen.
Initiativen, die sich für einen besseren Zugang zu Menstruationsprodukten einsetzen, sind momentan unerlässlich, um allen Menstruierenden eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben zu ermöglichen.
Ein Beispiel für eine solche Initiative ist WASH United, die sich dafür einsetzt, die Rechte von Mädchen in Bezug auf Menstruationshygiene zu stärken. Ihre Kampagnen zielen darauf ab, die gesellschaftliche Wahrnehmung der Menstruation zu ändern und den Zugang zu Hygieneprodukten zu verbessern.
WASH United hat bereits in mehreren Ländern erfolgreich Programme implementiert, die sowohl Aufklärung als auch den Zugang zu Menstruationsprodukten fördern.
Zeit für Veränderung
Die Lage weltweit zeigt: Menstruation ist nicht nur ein biologischer Prozess, sondern auch ein gesellschaftliches Problem, das dringend angegangen werden muss. Es liegt in unserer Verantwortung, die Bedingungen zu schaffen, die Mädchen weltweit benötigen, um ihre Rechte und Möglichkeiten uneingeschränkt wahrnehmen zu können.
Um langfristige Veränderungen zu bewirken, müssen wir die gesellschaftlichen Normen hinterfragen und eine Umgebung schaffen, in der Menstruation als natürlicher Teil des Lebens betrachtet wird.
Wir müssen sicherstellen, dass der Weltmädchentag nicht nur einmal jährlich stattfindet, sondern ein Schritt in Richtung einer gerechteren und inklusiveren Zukunft für alle Mädchen weltweit ist.
Im Jahr 2014 hat WASH United den Weltmenstruationstag (Menstrual Hygiene Day) ins Leben gerufen. Dies ist die größte globale Kampagne zur Enttabuisierung der Periode. Zudem entwickelt WASH United Inhalte für die Menstruationsaufklärung in Schulen. Über 2,1 Millionen Mädchen konnten damit bereits erreicht werden.
Auch für Deutschland bietet die Initiative eine kostenlose Anleitung für Workshops zur Menstruationsaufklärung an Schulen an. Mit der Anleitung zum Workshop „Ellas Welt“ können Lehrer*innen auch ohne Vorkenntnisse Mädchen zeitgemäß über die Periode aufklären (mehr dazu unter ellas-welt.org).
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