Als mein Sohn (14) sich letztens aus dem Nichts auf dem Sofa zusammenrollte und meinte, er fühle sich nicht so gut, war mir klar, dass er sich irgendwo einen Infekt eingefangen hatte.
Als er nach drei Tagen mit zum Teil hohem Fieber und durchgehenden Kopfschmerzen auch einen eigenartigen Husten entwickelte und so gar keine Besserung in Sicht war, haben wir doch einen Termin beim Kinderarzt gemacht. Und der hatte sofort einen Verdacht: Mykoplasmen.
Wenn ihr bis dato noch nichts von Mykoplasmen gehört habt, wird es höchste Zeit. Denn diese Bakterien breiten sich seit dem Sommer vornehmlich unter Kindern und Jugendlichen aus und verursachen immer häufiger eine atypische, aber zum Teil gefährliche Lungenentzündung.
Was macht Mykoplasmen so gefährlich?
Das Mycoplasma pneumoniae ist ein Bakterium, das sich via Tröpfcheninfektion überträgt. Unbekannt ist es nicht. Bisher hatte eine Infektion bei Kindern und Jugendlichen jedoch einen milden Verlauf. Aktuell rufen Mykoplasmen besonders bei Kindern und Jugendlichen vermehrt eine atypische Lungenentzündung hervor. Deshalb und weil die Diagnose nicht eindeutig ist, ist das Bakterium so tückisch.
Eine Lungenentzündung äußert sich normalerweise durch hohes Fieber, Schüttelfrost und starken Husten. Eindeutige Symptome, die Ärzt*innen sofort alarmieren. Bei der durch Mykoplasmen ausgelösten atypischen Lungenentzündung jedoch, treten die Symptome viel langsamer auf. Es zeigen sich zu Beginn leichtes Fieber, trockener Husten und Kopfschmerzen. Unspezifische Symptome, die auch auf einen einfachen grippalen Infekt hindeuten können.
Jedoch bleiben die Symptome weder leicht, noch klingen sie nach drei bis vier Tagen von alleine ab. Besonders der trockene Husten wird im Verlauf der Infektion stärker. Auch Kopfschmerzen nehmen zu und Gliederschmerzen und eine Nackensteifheit können sich zeigen.
Warum lösen Mykoplasmen aktuell vermehrt Pneumonien aus?
Seit ein paar Monaten breiten sich Mykoplasmen-Infektionen weltweit vermehrt aus. Es werden zwei Gründe dafür diskutiert, die sowohl einzeln die Ursache für die aktuelle Infektionswelle sein können, wahrscheinlicher aber sogar gleichzeitig wirken.
Nummer 1: So wie Corona ist auch die Mykoplasmen-Infektion eine Atemwegserkrankung. Durch das Tragen von Masken wurde ihre Ausbreitung in der Coronazeit stark reduziert. Weil es weniger Mykoplasmen-Infektionen gab, so die Theorie, hat sich das menschliche Immunsystem quasi entwöhnt, weshalb der Erreger jetzt intensiver ‚zuschlagen‘ kann.
Nummer 2: Mykoplasmen-Pneumonien treten schon immer in Zyklen auf. Alle drei bis sieben Jahre könne man laut Experte ein vermehrtes Auftreten feststellen. Was vermutlich mit verschiedenen Untertypen des Erregers zusammenhängt. Mit jedem neuen Untertyp muss sich das Immunsystem nämlich neu darauf einstellen. Unter Umständen verbreitet sich aktuell ein neuer Untertyp.
Behandlung der Mycoplasma pneunomiae
Zwar handelt es sich bei Mykoplasmen um Bakterien, jedoch wirken viele Antibiotika nicht gegen sie. Und zwar deshalb, weil den Mykoplasmen die Zellwände fehlen, an die das Medikament normalerweise andockt, um den Erreger zu bekämpfen. Deshalb muss bei einer nachgewiesenen Mykoplasmen-Infektion ein spezielles Antibiotikum verschrieben werden. Das wirkt dann binnen weniger Tage.
Unbehandelt können Infizierte bis zu 6 Wochen krank sein, wobei besonders der Husten lange anhält. Zudem kann eine unbehandelte Lungenentzündung zu schweren Komplikationen führen.
Warnsignale für Eltern
Gerade in der Erkältungszeit um Herbst und Winter vergehen selten Wochen, in denen ein Kind nicht hustet oder niest. Ohne weitere Symptome sind diese kleinen grippalen Infekte kein Grund zur Sorge. Bis zu 12 Erkältungen pro Jahr sind normal bei Kindern.
Besonders aufmerksam sollten Eltern sein, wenn ihr Kind zu einfachen Erkältungssymptomen wie Husten und Schnupfen Kopfschmerzen oder Fieber entwickelt und das auch über mehrere Tage anhält. Als Faustregel gilt: Ist das Kind länger als zwei bis drei Tage richtig krank, sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Je jünger Kinder sind, umso eher sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Auch zur Ärztin bzw. dem Arzt gehen sollte man, wenn (neben dem Husten) leichte Knistergeräusche beim Ein- und Ausatmen zu hören sind. Das ist ein Anzeichen dafür, dass ein Erreger die Lunge erreicht hat. Welcher Erreger das ist, und ob es sich dabei um Mykoplasmen handelt, kann nur ein*e Ärzt*in ermitteln.
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