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Mammographie: Warum sie so sinnvoll ist und wie sie genau abläuft

Frau beim Mammographie-Screening
Die Einladung zur Mammographie erfolgt automatisch. Ob man sie wahrnimmt, ist jedoch freiwillig. Credit: Getty Images

Nach dem 50. Geburtstag erhält jede Frau eine Einladung zum Mammographie-Screening. Warum das wichtig ist und welche Erfahrungen man dabei macht – ein persönlicher Bericht.

Inhaltsverzeichnis

Wer erhält eine Einladung zur Mammographie?

Irgendwann liegt sie im Briefkasten. Die Einladung zur Mammographie. In der Regel passiert das rund um den 50. Geburtstag einer Frau. Die Informationen dazu, wer berechtigt ist am Screening teilzunehmen bzw. wer 50 Jahre alt geworden ist, stammen übrigens vom örtlichen Einwohnermelderegister. 

Im Schreiben findet man direkt einen Terminvorschlag in seiner Nähe und die Infos, dass die Teilnahme selbstverständlich freiwillig ist.

Ich gebe zu: Wenn dieser Brief vor einem liegt, ist man irritiert und überlegt kurz, ob es übergriffig ist, dass jemand für mich einen Termin vereinbart in einem bestimmten Screening-Zentrum und warum das nicht über die behandelnde Gynäkologin bzw. den Gynäkologen läuft.

Dennoch: Wer wie ich etliche Menschen kennt, die an Brustkrebs erkrankt sind, der wird diesen Termin-Service, wie ich es nennen würde, sehr zu schätzen wissen.

Fakt ist: Jedes Jahr erkranken mehr als 70.000 Frauen an Brustkrebs. Eine Statistik des Robert Koch Instituts besagt, dass es im Jahr 2019 bei den Frauen in Deutschland 71.375 und bei den Männern 760 Neuerkrankungen an Brustkrebs gab. Somit bleibt diese Krebsart die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Das Programm des Mammographie-Screenings soll die jährliche Krebsvorsorge beim Frauenarzt bzw. der Frauenärztin ergänzen. Frauen zwischen 50 und 75 dürfen an diesem Programm teilnehmen – müssen tun sie es nicht. Laut der Universität Heidelberg nehmen jedes Jahr ca. 50 Prozent der eingeladenen Frauen teil.

Die Altersgrenze im gesetzlichen Früherkennungsprogramm für das Mammographie-Screening wurde 2024 von 69 Jahren auf 75 Jahre erhöht.

Weshalb gehen viele Frauen nicht zum Mammographie-Screening?

Die eher geringe Teilnehmerquote hat mehrere Gründe. Zum einen läuft das Screening-Programm unabhängig vom den behandelnden Gynäkolog*innen. Viele Frauen möchten eine Mammographie jedoch lieber in ihrem bekannten Umfeld durchführen.

Ein weiterer Grund: Manche Frauen sind privat versichert oder haben bereits abseits des offiziellen Screenings eine Mammographie durchgeführt. Neben vergessenen und nicht passenden Terminen ist es aber auch die Sorge vor Nebenwirkungen durch die Strahlenbelastung des Röntgens, die Sorge vor Schmerzen und – ein häufiger Grund – Berichte über viele falsch-positive Befunde bei der Untersuchung.

Das bestätigt auch die stellvertretende Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte, Dörte Meisel, gegenüber der Zeit: „Zum einen hätten die Frauen Angst und seien verunsichert. Es werde immer wieder von vielen falsch-positiven Befunden berichtet.“

Trotz all dieser Gründe: Es gibt Veränderungen der Brust, die weder ertastbar noch im Ultraschall sichtbar sind. Hier kann die Mammographie eine Lücke schließen. Wer sich unsicher ist, sollte bei seiner behandelnden Ärztin oder seinem Arzt nachfragen, ob die Mammographie in seinem Fall wichtig ist oder ob die bisherige Vorsorge ausreichend ist.

Frau beim Mammographie-Screening

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Tut eine Mammographie sehr weh?

Natürlich hört man immer wieder, dass die Brust bei einer Mammographie stark gequetscht wird, was schmerzhaft sein soll. Es gibt sogar eine Skala im Internet, auf der Frauen den Schmerz angeben. Dazu Erfahrungen und Forenbeiträge und andere schöne Dinge, die man bei Dr. Google in der Regel findet. Auch ich habe so nach ersten Informationen für mich gesucht. Muss ich Angst haben oder nicht?

Jetzt, einen Tag nach dem Screening muss ich sagen: Ich hätte meine Zeit besser nutzen können, als mir Skalen über Schmerzintensitäten anzusehen. Denn: Es ist wirklich alles halb so wild.

Natürlich ist das Schmerzempfinden bei jedem Menschen anders. Aber es ist wirklich gar nicht schlimm. Die gesamte Untersuchung dauert in der Regel nur 10 Minuten. Eingequetscht werden die Brüste nur jeweils für ein paar Sekunden. Das Gefühl: Ja, es ist eng und drückt arg, aber wirklich nicht wild.

Hier ein kleiner Ablauf, was genau auf euch zukommt, wenn ihr zur Mammographie eingeladen seid:

Wie läuft das Mammographie-Screening ab?

Das solltet ihr im Vorfeld beachten

Wenn ihr zum Termin eingeladen seid, bringt die Einladung und den ausgefüllten Fragebogen mit, den man euch per Post geschickt hat. Hier geht es um mögliche Vorerkrankungen. Dann noch an die Krankenkassenkarte denken. Normal anziehen und los.

Wichtig (das steht aber auch in der Einladung): Am Morgen keine Körperlotion / Creme für den Oberkörper benutzen und auch kein Deo. Der Grund: Beides könnte die Aufnahme verwischen bzw. unscharf werden lassen, da hier mit Plexiglasscheiben gearbeitet wird. Da wäre ein weißliches Deo auf dem Glas suboptimal.

Auch Piercings und anderer Schmuck sollte für die Untersuchung abgelegt werden.

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So läuft die Untersuchung ab

Im Wartezimmer sitzen in der Regel nur Frauen. Es herrscht eine eigenartige Verbundenheit, die man so gar nicht beschreiben kann. Mich haben alle Frauen leicht angelächelt, als sie aus dem Untersuchungsraum wieder herauskamen und sich verabschiedeten. So ein Lächeln, das sagt: Das war ganz einfach. Keine Angst.

Wenn man dann dran ist, bekommt man einen kleinen Raum zugewiesen, in dem man den Oberkörper komplett entkleidet, um dann durch die zweite Tür im Raum in den Untersuchungsraum zu gelangen. Alle persönlichen Gegenstände bleiben gut gesichert im Umkleideraum.

Wer sich ungern obenrum nackt zeigt, kann sich sicherlich auch ein Tuch über die Schultern legen. Aber Scham ist hier eher unnötig, da man sich zu zweit im Raum befindet.

Eine ärztliche Fachkraft unterweist einen dann, wie man sich an die in etwa brusthohe Apparatur stellen muss, damit die Röntgenaufnahmen gemacht werden können.

Wie oft wird die Brust geröntgt?

Hierfür wird jede Brust einzeln aufgenommen, jeweils zweimal. Es wird jeweils eine Aufnahme gemacht, bei der die Brust in der Horizontalen zusammengedrückt wird, so dass die Strahlen das Brustgewebe von oben nach unten durchdringen (Fachbegriff: kraniokaudal) und einmal aus einer schräg-seitlichen Position (Fachbegriff: mediolateral oblique). 

Es ist notwendig, die Brust zusammenzudrücken, damit die Strahlen die Brust besser durchdringen können und somit die Strahlendosis möglichst gering gehalten werden kann. Das kann weh tun, dauert aber wirklich nur ein paar Sekunden.

Tipp: Den Zyklus im Blick zu haben, verringert Schmerzen

Tipp: Wer rund um seine Periode immer mit Spannungen und Schmerzen in den Brüsten zu tun hat, sollte den Termin idealerweise so legen, dass er nicht genau in den Teil des Zyklus fällt, wo man die Beschwerden hat.

In der Regel sind die leichten Schmerzen aber für die gefühlten 10-15 Sekunden, die für jede Aufnahme nötig sind, gut auszuhalten.

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Was bedeutet nun eingequetscht?

Warum die ganze Quetscherei? Nun, damit das Röntgenbild gelingt, muss aus einem ziemlich runden Objekt, der Brust nämlich, eine Fläche gemacht werden. Deshalb legt man seine Brust auf die Art Ablage vor einem, die genau auf Brusthöhe eingestellt wird.

Dann wird von oben eine Art Plexiglasscheibe auf die Brust heruntergedrückt und anschließend noch vorsichtig weiter heruntergeschraubt und dann festgestellt. Wenn es zu fest ist, kann man hier jederzeit Laut geben.

Dann geht die ärztliche Fachkraft hinter die Schutzwand, um keine Strahlen abzubekommen, sagt „Bitte kurz nicht Atmen“ und löst die Röntgenaufnahme aus. Das ganze Prozedere gibt es dann insgesamt viermal.

Danach kann man sich wieder anziehen und die Röntgenaufnahmen werden von zwei Fachärtz*innen ausgewertet. Anschließend wird man telefonisch oder postalisch innerhalb von zwei Wochen über das Ergebnis informiert.

Was ist, wenn es Auffälligkeiten gibt?

Ist der Befund unklar, können weitere Röntgenaufnahmen und eine Ultraschalluntersuchung gemacht werden. Wenn auch das keine Klärung bringt, kann eine Gewebeprobe („Biopsie“) für Klarheit sorgen. Hier unterscheidet man eine Stanzbiopsie und eine Vakuumbiopsie. Beide Untersuchungen sind nicht wirklich angenehm, aber man erhält dafür eine örtliche Betäubung.

Den Befund aus den Gewebeproben erhaltet ihr dann ein paar Tage später, meist per Anruf.

Was tun, wenn der Befund der Biopsie auffällig ist?

Solltet ihr einen Befund erhalten, der weitere Therapien oder einen operativen Eingriff nötig macht, wird man euch Brustkrebszentren in eurer Nähe empfehlen, bei denen ihr einen Termin machen könnt, um alles Weitere zu besprechen. Aber auch euer eigener Gynäkologe bzw. Gynäkologin oder Hausärtzin / Hausarzt kann ein erster Ansprechpartner sein.

Die Diagnose „dass da etwas ist“, ist für die betreffenden Frauen meist sehr belastend. Hier sollte man sich direkt Ansprechpartner, Informationen und Hilfe suchen. Zertifizierte Brustkrebszentren findet ihr z.B. hier auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Senologie.

Tipp: Dr. Google sollte man in diesem Fall nicht bemühen oder zumindest die Seiten, die man besucht, immer genau auf ihre Seriösität hin prüfen. Sonst macht man sich womöglich unnötig verrückt.

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Was kann via Mammographie entdeckt werden?

Die Röntgenaufnahme der Brust kann Aufschluss über folgende Veränderungen der Brust geben:

  • Knoten in der Brust
  • Verdickungen
  • Störungen im Brustgewebe
  • Kalkablagerungen

Auch lesen: Schmerzen in der Brust? Das sind mögliche Ursachen, die du kennen solltest

Vorteile und Nachteile der Mammographie

Nachteile: Jede zusätzliche Strahlenbelastung durch das Röntgen ist natürlich ein Nachteil. Die Belastung sei laut Experten jedoch geringer als bei einem Transatlantikflug.

Zudem kommt es oftmals zu einer „Übertherapierung“ bei den betroffenen Frauen. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft kann es in Einzelfällen zu sogenannten „falsch positiven“ Befunden kommen. Das hießt, dass der Verdacht auf einen bösartigen Tumor geäußert wird, der die Frauen verunsichert und der sich dann bei der Abklärung durch Biopsie als falsch herausstellt.

Vorteile: Laut einer Studie von Forschern der Universität Münster kann besonders aggressiver Brustkrebs durch das Screening früher erkannt werden. Gerade die Altersgruppe zwischen 50 und 69 kann hiervon profitieren.

Es gibt Veränderungen bzw. Tumore in der Brust, die im Ultraschall nicht sichtbar sind und die auch nicht in der Tastuntersuchung zu fühlen sind. Hierfür ist die Mammographie und auch die Untersuchung im MRT mit Kontrastmittel hilfreich.

Besprecht mit eurer Gynäkologin oder eurem Gynäkologen wie hoch euer Risiko ist, an Brustkrebs zu erkranken, und welche Verfahren für euch infrage kommen.

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Diese Früherkennungsuntersuchungen gibt es

1. Beim Gynäkologen bzw. Gynäkologin
Es gibt ein gesetz­liches Früh­erkennungs­programm für Brustkrebs, das Frauen ab 30 Jahren eine jähr­liche Tast­unter­suchung bei einer Ärztin oder einem Arzt anbietet.

2. Im Mammographie-Zentrum
Zudem haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren im Rahmen des Mammo­graphie-Screening-Programms die Möglichkeit, alle zwei Jahre zur Mammographie, also einer Röntgen­unter­suchung der Brust, zu gehen.

3. Selbst abtasten
Die wichtigste Vorsorge, die Frauen jedoch für sich tun können, ist das eigene Abtasten der Brust – und zwar regelmäßig. Sollte es Auffälligkeiten geben, am besten direkt beim nächsten Besuch bei dem oder der Gynäkologin abklären lassen.

4. Brust-Ultraschall
Diese Leistung wird in der Regel nicht von den Krankenkassen bezahlt. Sie macht aber vor allem für Frauen mit dichtem Brustgewebe Sinn. Gynäkolog*innen empfehlen oft, jedes zweite Jahr die Mammographie zu machen und jedes erste Jahr einen Brust-Ultraschall. Die Kosten liegen um die 25 bis 60 Euro pro Untersuchung und werden von der Patientin getragen.

5. MRT
In bestimmten Verdachtsfällen kommt auch ein MRT mit Kontrastmittel zum Einsatz. So können Gewebeveränderungen mittels Anreicherung mit dem Kontrastmittel erkannt werden.

-> Die genauen Empfehlungen findet ihr auch hier bei der German Breast Group ausgelistet.

Linktipps

Alles Infos zum Mammographie-Screening findet ihr auch hier auf diesen Seiten:

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Dieser ersetzt keine Diagnose beim Arzt oder Beratung beim Apotheker. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt oder Apotheker kontaktieren.