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Anti-Kater-Wunderpulver: Elotrans-Hype geht auf Kosten kranker Kinder

Gehyptes Anti-Kater-Mittel: Lieferengpässe bei Durchfallmedikament
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Anti-Kater-Wunderpulver: Elotrans-Hype geht auf Kosten kranker Kinder

Aktuell gibt es einen wahren Social-Media-Hype um Elotrans Pulver. Das Medikament wird als Anti-Kater-Wunderpulver gefeiert. Doch hilft die Arznei überhaupt gegen den Hangover und welche Folgen hat der Trend?

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Das Elotrans Pulver wird gerade in den sozialen Medien rauf und runter gehypt. Der Grund: Wer einmal zu tief ins Glas geschaut hat, kann damit angeblich dem Kater entgegenwirken. Um den Hangover nach einer durchzechten Nacht besser zu überstehen, preisen User bei TikTok, YouTube und anderen Social-Media-Plattformen die Arzneimittel Eltorans, Oralpädon und Saltadol an.

Der Missbrauch von Medikamenten wie Elotrans Pulver (Orale Rehydratationslösung) zieht jedoch weit größere Folgen nach sich, als sich die trinkfreudigen Konsumenten vielleicht bewusst sind. Der Hype geht so weit, dass dieses und ähnliche Medikamente in den Apotheken nicht mehr verfügbar sind. Auch nicht für die eigentlichen Patienten, die das Medikament dringend bräuchten: Babys und Kleinkinder.

Nun stellt sich die Frage, was sind die Folgen eines solchen Hypes auf Arzneimittel, dass diese ausverkauft sind und es tatsächlich zu Lieferengpässen kommt? Und welche Alternativen gibt es für alle trinklustigen Menschen, die einem Kater entgegenwirken möchten? Welche Alternativen gibt es für Eltern von kranken Kindern?

Um einordnen zu können, welche Schäden durch den Missbrauch von Arzneimitteln entstehen können, habe ich mich mit Thomas Preis, dem Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein e.V. unterhalten.

Wofür ist Elotrans eigentlich gedacht?

Bei Elotrans handelt es sich um „ein Medikament, ein zugelassenes Arzneimittel, was nur bei Menschen mit Durchfallerkrankungen angewendet werden soll“, so Thomas Preis. Damit kann die Elektrolyt- und Flüssigkeitszufuhr gesichert werden, sprich der Körper kann den Salz- und Wasserverlust ausgleichen, etwa nach schwerem Durchfall.

Welche Patienten betrifft der Elotrans-Mangel am stärksten?

„Besonders betroffen sind Kleinkinder und Babys, die sehr empfindlich auf den Wasserverlust bei Durchfall reagieren. Und die müssen natürlich immer schnell versorgt werden. Und wenn dann Arzneimittel missbräuchlich angewendet werden, für persönliches Vergnügen, und dann nicht mehr zu bekommen sind, dann hört der Spaß eben auf. Das ist für die Eltern der Kinder und die Apotheken eine schwierige Situation”, so Preis weiter.

Er selbst habe die Situation bereits erlebt, dass jemand das Medikament verlangt hat und auf die Nachfrage des Apothekers, wer denn Durchfall habe, wollten die Kunden gar nicht antworten, “denn der Anlass des Einkaufes hatte natürlich nicht viel mit Durchfall zu tun”, erzählt Preis.

Dem Apotheker ist Aufklärung sehr wichtig und möchte über das Problem des Hypes informieren. Er glaubt, dass Menschen daran erinnert werden müssen, dass Arzneimittel nicht unbegrenzt verfügbar sind: „Vielleicht denken einige noch mal darüber nach und steigen auf andere Mineralien um oder halten den Kater aus, um kleinen Kindern nicht wichtige Medikamente wegzunehmen.“

Was sind die Folgen des Elotrans-Hypes?

Durch den Social-Media-Hype auf das Elotrans Pulver und ähnliche Präparate wie Oralpädon oder Saltadol als Anti-Kater-Mittel, sind sie ausverkauft. Thomas Preis sieht darin „einen nicht rücksichtsvollen Umgang mit einem besonderen Produkt, einem Arzneimittel.“

Die Hersteller haben die Apotheken informiert, dass es bis Ende des Jahres vermutlich keine Lieferungen geben werde. „Die Pharmaindustrie kann aktuell bei diesen Durchfallmitteln nicht mehr ihrem Versorgungsauftrag verlässlich nachkommen, weil Wirkstoffe, Verpackungsmaterial oder Produktionskapazitäten für die stark erhöhte Nachfrage nicht so schnell bereitgestellt werden können“, sagte Preis. Das und noch mehr Faktoren haben in der Vergangenheit immer wieder dazu geführt, dass bestimmte Medikamente Mangelware geworden sind, Fiebersäfte für Kinder oder auch das Brustkrebsmedikament Tamoxifen.

Den ohnehin schon sehr instabilen Lieferketten und Produktionsabläufen drohen im bevorstehenden Winter bei den erwarteten Energie- und Gasengpässen weitere erhebliche Belastungen.

Hersteller nutzt Hype fürs Marketing

Stade, Hersteller von Elotrans und Oralpädon nutzt den Hype in den sozielen Medien für eigene Marketingzwecke. Ein Arzneimittel hat sogar einen eigenen Instagram-Kanal bekommen, auf dem vermeintlich lustige Meems auf den Engpass aufmerksam machen. Die partyfreudige Netzgemeinde feiert das. Echte Patienten wohl eher weniger.

Können Apotheken Arzneien wie die Elektrolyt-Lösung selbst herstellen?

„Ja, das würden wir auf jeden Fall machen und das machen auch einzelne Apotheken bereits jetzt.“ Um die wirklich kranken Patienten im Ernstfall zu versorgen, können Apotheken die Elektrolyt-Lösung also selbst herstellen, „das ist aber sehr zeit- und personalintensiv“, erklärt Preis. „Unser Ziel ist, dass niemand unversorgt bleibt, der dringend Hilfe durch ein wirksames Medikament braucht. Aber versorgen müssten wir die kranken Menschen und nicht die Party-Gänger, das ist nicht unsere Aufgabe. Und bei dem aktuellen Fachkräftemangel, der auch nicht vor den Apotheken Halt macht, auch gar nicht zu bewältigen.“

Die eigentliche Aufgabe von Apotheken ist ganz klar: „Bei unseren Apotheken steht die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung im Vordergrund. Zu uns kommen Menschen, weil sie gesundheitliche Probleme haben, leichte oder eben auch schwere“, erinnert Preis, „Das Ziel ist, niemanden unversorgt zu lassen, und dafür strengen sich die Apotheken sehr an.“

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Welche Nebenwirkungen kann es geben?

Abgesehen von den Folgen für kranke Menschen und Lieferengpässe für Apotheken, kann die missbräuchliche Verwendung von Medikamenten auch für die Anwender Folgen haben.

Apotheker Thomas Preis hat sich die Inhaltsstoffe von Elotrans genauer angesehen und sagt: „Menschen, die zum Beispiel Nierenprobleme haben, müssen vorsichtig sein, weil darin sehr viele Salze sind. Oder auch Diabetiker müssen vorsichtig sein, weil auch Zucker drin ist.“

Er warnt auch vor dem dauerhaften Gebrauch von Elektrolyt-Pulvern, denn das belastet die Nieren auch von gesunden Menschen. „Keiner soll auf die Idee kommen, das Gläschen Wein am Abend könne durch ein Beutelchen Elotrans kompensiert werden. Das ist ganz falsch.“

Welche Anti-Kater-Mittel gibt es statt Elotrans?

Doch welche Alternativen gibt es für alle trinklustigen Menschen, die einem Kater durch Alkohol entgegenwirken möchten (und dabei niemandem die Medikamente wegnehmen wollen)?
„Der Kater entsteht dadurch, dass dem Körper Flüssigkeit entzogen wird und damit auch viele Mineralstoffe“, so der Apotheker.

Nach Ansicht von Apotheker Preis könne man sich gut auf die Erfahrungswerte frühere Generationen verlassen und deren Hausmittel. „Der erste Punkt ist, man sollte natürlich nicht so viel trinken. Alkohol ist schädlich, schon beim zu regelmäßigen täglichen Genuss von kleinen Mengen und natürlich besonders bei Trinkgelagen mit anschließendem Kater.”

Elektrolyte kann man sich auch auf anderem Weg zuführen. Denn schaut man sich einmal an, was in Elotrans drinsteckt, Zucker und Salze, wird klar, dass man den Elektrolyt-Haushalt selbst mit einem Rollmops ausgleichen kann. Der eiweißreiche Fisch mit der eingelegten, salzigen Gurke ist nicht umsonst seit jeher ein beliebtes Anti-Kater-Mittel. Ideal als Katerfrühstück ist auch Rührei mit Speck. Eine Apfelschorle hilft, Flüssigkeit auszugleichen. Gegen Übelkeit helfen Kamillenblüten- oder Kümmeltee am besten (die gibt’s auch in der Apotheke).

Bei Kopfschmerzen sollte man nicht zu Schmerzmitteln greifen, sagt Apotheker Preis: „Die Schmerzmittel werden meist in der Leber verstoffwechselt und die Leber hat schon genug zu tun, um den ganzen Alkohol abzubauen.“ Besser ist es kühlende Minzöle auf die Stirn aufzutragen, viel frische Luft oder auch Kühlpacks (gibt’s hier bei Amazon*).

Wer es fancyer mag und unbedingt ein Apothekenprodukt für den Mineralstoffhaushalt möchte, kann sich beispielsweise auch isotonische Drinks und Vitaminpräparate für Sportler besorgen.

Lesetipp: Was hilft gegen Kater? Die besten Anti-Kater-Tipps

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Bei einem Kater passieren aber noch ganz andere Dinge im Körper. Wegzaubern können Elotrans & Co. die Folgen der durchzechten Nacht also nicht. Vor den Langzeitfolgen von Alkohol schützt nur eins: Weniger Alkohol trinken. Hier erfahrt ihr mehr über die Folgen von Alkoholkonsum und wann er zum Problem wird.

Quellen:
Apothekerverband Nordrhein e.V.
STADA
WHO

Verantwortungsvoller Umgang mit Arzneimitteln & Alkohol

„Gerade in diesen Zeiten, in denen Lieferketten immer wackeliger sind, ist es ganz, ganz wichtig, dass wir mit solchen besonderen Produkten, wie Arzneimitteln auch ganz besonders verantwortungsvoll umgehen, wenn wir sie uns kaufen“, schließt Apotheker Thomas Preis.

Ganz klar, niemand muss ganz auf Alkohol verzichten – Ziel sollte jedoch nicht der Totalrausch sein. Geht verantwortungsvoll mit alkoholischen Getränken und vor allem eurem Körper um. Kennt euer Limit und setzt lieber auf bewussten Genuss, dann braucht es auch keine Anti-Kater-Mittel.