Kopfschmerzen, Herzrasen oder Blasenentzündungen – viele Menschen leiden immer wieder unter denselben körperlichen Beschwerden, für die es vermeintlich keine Ursache gibt.
Der Besuch bei Ärzt*innen gibt oft keinen Aufschluss, körperlich scheint alles in Ordnung zu sein. Doch trotzdem kommen die Schmerzen oder Missempfindungen immer wieder. Nicht selten stellen sich die Betroffenen irgendwann die Frage: Ich bilde mir das doch alles nicht ein – oder?
Psychosomatische Erkrankungen: Was ist das eigentlich?
In der Medizin ist längst bekannt, dass sich seelische Belastungen – wie etwa starke Trauer, andauernder Stress oder Selbstzweifel – in vielen Fällen auch auf den Körper auswirken. Die Psyche kann die Belastung allein nicht verarbeiten und gibt sie daher an den Körper (Soma) weiter.
Da viele Menschen körperliche Symptome ernster nehmen als mentale, nehmen sie sich erst beim Ausbruch der körperlichen Beschwerden zurück und legen die Pause ein, die die Psyche gerade so dringend braucht.
Rein psychosomatische und rein körperliche Erkrankungen gibt es übrigens nicht. In der Medizin geht man davon aus, dass sich bei jeder Erkrankung beide Ebenen gegenseitig bedingen, weshalb es helfen kann, bei Beschwerden immer körperliche und mentale Faktoren einzubeziehen.
Übrigens: Wenn deine Beschwerden eine psychosomatische Ursache haben, bedeutet das nicht, dass du dir die Schmerzen nur einbildest. Es heißt nur, dass die Beschwerden in erster Linie nicht durch körperliche Fehlfunktionen (wie zum Beispiel ein falsch arbeitendes Organ), sondern durch die Psyche ausgelöst werden. Der empfundene körperliche Schmerz ist am Ende derselbe.
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Wie erkenne ich, ob meine Beschwerden psychosomatisch sind?
Leidest du immer wieder an denselben Beschwerden, hast du wahrscheinlich bereits viel Zeit mit der Suche nach den Ursachen verbracht. Wenn du mit deinem Problem schon mehrmals Ärzt*innen aufgesucht hast und alle körperlichen Ursachen ausgeschlossen wurden, ist das das erste Zeichen dafür, dass deine Schmerzen oder Missempfindungen durch deine Psyche ausgelöst werden.
Auch die Art der Beschwerden kann etwas über die Ursache aussagen. Hast du immer wieder Beschwerden, die sich auf Verspannungen zurückführen lassen (zum Beispiel Kopfschmerzen, Nackenverspannungen oder Rückenschmerzen) oder Symptome, die eine innere Unruhe ausdrücken (zum Beispiel Atemnot, Konzentrationsstörungen oder kribbelnde Beine), ist das ein weiteres Zeichen für eine vorrangig psychosomatische Erkrankung.
Wie die Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie Dr. Shedden Mora im Interview mit dem NDR äußert, gibt auch der eigene Umgang mit den Beschwerden einen Hinweis darauf, ob die Symptome körperlicher oder psychischer Natur sind.
Nehmen deine Beschwerden viel Raum in deinem Leben ein und du lebst ständig in der Angst vor dem nächsten Auftreten der Schmerzen, spielt deine Psyche wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei deinen Symptomen.
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Verdacht auf eine psychosomatische Erkrankung: Was sind die nächsten Schritte?
Treffen die oben genannten Punkte auf dich zu, kann es sinnvoll sein, zunächst deine*n Hausärzt*in aufzusuchen. Gemeinsam könnt ihr überlegen, ob alle nötigen Untersuchungen gemacht wurden, um eine rein körperliche Ursache auszuschließen.
Er oder sie kann auch eine Einschätzung darüber treffen, ob es in deinem Fall hilfreich sein könnte, deinen Beschwerden mithilfe einer Psychotherapie auf den Grund zu gehen. Falls ja, vereinbarst du im Anschluss am besten ein Erstgespräch bei einer/einem Psychotherapeut*in. Das übernimmt die Krankenkasse und ist daher für dich kostenlos.
Im Erstgespräch hast du die Chance herauszufinden, ob der/die Therapeut*in zu dir passt. Dein Gegenüber kann feststellen, ob du von einer Therapie profitieren würdest.
Du siehst: Ob es sich bei deinen Beschwerden um psychosomatische Symptome handelt, ist nicht so eindeutig festzustellen. Fast immer sind jedoch sowohl körperliche als auch psychische Faktoren an dem Auftreten von Beschwerden beteiligt.
Lass dich von deinem/deiner Hausärzt*in zum Thema beraten oder vereinbare selbstständig ein Erstgespräch bei einem/einer Psychotherapeut*in.
Quelle: Unabhängige Patientenberatung Deutschland
Wichtiger Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich der Information und ersetzen keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt kontaktieren.