Mit dem Älterwerden verbinden die meisten von uns auch eine gewisse Verlangsamung des Lebens. Das gilt besonders für unsere körperliche Verfassung. Aber auch für unsere Reaktionsgeschwindigkeit und das Denkvermögen. Körper und Geist bauen aber gar nicht gleich schnell ab, konnten Wissenschaftler des Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg jetzt belegen.
Sie untersuchten, inwiefern Reaktionsgeschwindigkeit und Denkvermögen mit zunehmendem Alter abnehmen. Das überraschende Ergebnis: Zwar brauchen wir bereits ab dem 20. Lebensjahr länger, um Entscheidungen zu fällen, das habe aber nichts mit unserem Denkvermögen zu tun. Das, so belegen die Zahlen der Heidelberger Wissenschaftler*innen, würde sogar bis zu unserem 30. Lebensjahr an Geschwindigkeit zunehmen.
Warum also brauchen wir im Alter länger für Entscheidungen? Und ab wann denken wir wirklich langsamer?
Lies auch: Studie ergibt: Ab diesem Alter sind Frauen „zu alt“ für Jeans
Studie zur mentalen Geschwindigkeit mit 1,2 Millionen Teilnehmer*innen
Mithilfe eines öffentlichen Online-Experiments konnten die Wissenschaftler aus Heidelberg 1,2 Millionen Datensätze von Menschen zwischen 10 und 80 Jahren sammeln und analysieren. Die Aufgaben der Teilnehmenden bestand darin, Bilder und Wörter verschiedenen Kategorien zuzuordnen. Dafür mussten sie bestimmte Tastenkombinationen drücken, die zuweilen variiert wurden, um kleine Schwierigkeiten einzubauen.
Ausgewertet wurde dann nicht ausschließlich nach dem Inhalt der Antwort, sondern besonderes Augenmerk wurde auf die Reaktionszeit in Kombination mit der Richtigkeit der Antwort gelegt.
Reaktionsgeschwindigkeit spiegelt nicht Denkgeschwindigkeit wider
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Reaktionsgeschwindigkeit, wie man es erwarten würde, im Alter von 10 bis 20 Jahren ansteigt. Bis zum Alter von 60 Jahren fällt sie leicht ab und danach stärker. Das bedeutet aber nicht, so schreiben es die Forscher*innen in ihrer im Fachjournal ‚Nature Human Behavior‘ veröffentlichten Studie, dass auch die Denkgeschwindigkeit abnimmt.
Den Grund für die verzögerten Antworten vermuten sie nach Auswertung der Tests darin, dass Probanden mit zunehmendem Alter vor allem vorsichtiger entscheiden. Schon ab einem Alter von 20 Jahren wägten sie ihre Antworten länger ab, brauchten aber keinesfalls länger, eine Fragestellung zu verstehen. Zudem seien Antworten zum Teil langsamer abgegeben worden, weil Probanden motorisch langsamer waren.
Die Geschwindigkeit, so die Forschenden weiter, mit welcher Menschen Informationen verarbeiten, nehme sogar bis zum Alter von 30 Jahren zu und bleibe grob auf diesem Niveau bis zum Alter von 60 Jahren (mit einem kleinen Einschnitt mit rund 50 Jahren). Erst danach würde unser Gehirn wirklich langsamer arbeiten.