Endlich die neue Netflix-Serie anfangen, über die gerade alle reden, oder lieber zum 55. Mal Friends gucken? Wenn deine Entscheidung auf letzteres fällt, gehörst du wohl auch zum Team „Comfort Binge“, das heißt, zu den Menschen, die eine Serie immer und immer wieder anschauen können, ohne sich dabei zu langweilen. Mit dem Ergebnis, dass man beim nächsten Mittagessen mit den Kolleg*innen schon wieder nicht mitreden kann.
Doch keine Sorge, das schlechte Gewissen kann ich dir als passionierte Comfort Bingerin nehmen. Es gibt nämlich gute Gründe dafür, warum man sich eine Serie oder einen Film zum wiederholten Male anschauen kann.
1. Glücksgefühle und Entspannung
Den Begriff Comfort Binge hat die Autorin und US-Journalistin Alexis Nedd in einem Artikel für das Online-Magazin „Mashable“ definiert1. Comfort Binging ermöglicht mit minimalem Aufwand maximales Vergnügen, so die Worte der Journalistin. Und damit wären wir auch schon bei Grund Nummer eins, warum man sich lieber zum wiederholten Male „Gilmore Girls“ anschaut, anstatt endlich „The White Lotus“ zu beginnen.
Wir wissen ganz genau, welche Folge uns nach einem stressigen Arbeitstag ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Da wir bereits mit der Handlung vertraut sind, können wir problemlos entspannen und uns zurücklehnen. Also: Minimaler Aufwand, maximales Glücklichsein.
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2. Kontrollgefühl
Sich die Lieblingsserie zum x-ten Mal anzusehen, gibt uns ein Gefühl von Kontrolle. Kein Plot Twist, keine Cliffhanger, keine Enttäuschungen über einen unerwarteten Verlauf der Handlung. Nichts, was uns hinterher nicht schlafen lässt. Stattdessen haben wir die Sicherheit, dass nichts Schlimmes passieren wird, weil Mitchell und Cam aus „Modern Family“ sich immer wieder vertragen und Rachel und Ross in „Friends“ am Ende zueinander finden.
3. Sich weniger einsam fühlen
Comfort Binge bedeutet, dass man zu guten Freunden zurückkehrt. Nicht ohne Grund erfreuen sich Feel-Good-Serien wie Friends, Gilmore Girls, The Office oder Modern Family so großer Beliebtheit. Diese Serien schaut man sich nicht zum wiederholten Male an, um Spannung und Action zu erleben. Stattdessen sind es die liebenswerten Charaktere, zu denen wir eine Bindung aufbauen und die wir „wiedersehen“ wollen. Mehrere Studien konnten bereits belegen, dass diese Form der parasozialen Beziehung auch das Gefühl von Einsamkeit lindern kann.
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4. Nicht entscheiden müssen
Jeden Monat werden wir mit neuen Serienstarts bombardiert – und das auf mehreren Streaming-Plattformen gleichzeitig. Die große Auswahl hat viele Vorteile, kann aber auch als überwältigend empfunden werden. Spätestens dann, wenn man auf Netflix stundenlang nach einem passenden Film sucht.
Der Psychologe Barry Schwartz spricht von dem „Paradox der Auswahlmöglichkeiten“: Zu viele Optionen können bei Menschen Angst und Stress auslösen.2 Und weil das Leben schon stressig genug ist und man sich in seiner Freizeit nicht noch mehr den Kopf zerbrechen will, schaut man einfach das an, was einem eh schon gefällt.
5. Nostalgie
Natürlich ist auch Nostalgie ein entscheidender Faktor, warum man von einer Serie oder einem Film nicht genug bekommen kann. Wie bei einem alten Song, der im Radio gespielt wird, kann ein Film uns in Erinnerungen schwelgen lassen und an die guten, alten Zeiten erinnern. An eine alte Freundin, an die Schulzeit oder an einen Verflossenen.
Die amerikanische ‚Psychology Today‘ spricht von „therapeutischer Nostalgie“: Während wir uns den Film ansehen, durchleben wir eine bestimmte Zeit aus unserer Vergangenheit wieder. Das kann guttun und heilend sein.