Inhaltsverzeichnis
- Gleiches Recht für unverheiratete Paare?
- Ehe light: Frankreich macht es vor
- Wie genau funktioniert der PACS?
- Wie löst man den PACS?
Am 1. Oktober 2017 war es so weit: In Deutschland trat das neue Gesetz in Kraft, das es gleichgeschlechtlichen Paaren endlich ermöglicht, die Ehe zu schließen. Bislang war ihnen nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft möglich, was beiden Partnern jedoch weniger Rechte gab und kein wirkliches Äquivalent zur „normalen“ Ehe war.
Das neue Gesetz ist für viele Menschen ein wichtiges Signal und ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es regt auch zur Diskussion an. Denn so richtig und wichtig es ist, dass Menschen nicht mehr deshalb benachteiligt werden dürfen, weil sie eben nicht heterosexuell lieben, so sehr steht auf einmal das klassische Modell der Ehe in der Diskussion.
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Hat die queere Community, also genau jene Menschen, die uns vorleben, dass wir freier und offener denken müssen, etwa einen Schritt zurück getan, indem sie das Recht zu einer klassischen Ehe für sich errungen haben? Manch einer sagt ja.
Gleiches Recht für unverheiratete Paare?
Vielleicht wäre es viel sinnvoller, alte Muster zu überdenken, statt die, die immer aus diesem Muster ausgeschlossen wurden, dort brav zu integrieren. Denn was ist mit all den Paaren, die zusammen leben, füreinander einstehen, gemeinsame Kinder haben oder auch nicht und eben nicht verheiratet sind?
Diese Paare werden nicht steuerlich begünstigt. Sie können sich im Notfall auf der Intensivstation nicht so ohne weiteres besuchen und sie haben kein Recht auf Auskunft oder gar das Erbe des Partners.
Und das, obwohl ihre Beziehung genauso eng ist, wie die von zwei Eheleuten. Gerecht oder nicht, das ist hier die Frage. Und: Was genau ist dann die Ehe und was will sie fördern?
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Ehe light: Frankreich macht es vor
In diesem Zusammenhang macht es Sinn, einmal in unser Nachbarland Frankreich zu schauen. Hier wurde bereits 1999 ein Alternativmodell zur Ehe geschaffen: der „Zivile Solidaritätsakt“, auf Französisch „Pacte Civil de Solidarité“ (kurz PACS). Und dieses Modell wäre durchaus auch für uns denkbar und wünschenswert.
Geschaffen wurde der PACS von Premierminister Lionel Jospin, und zwar ehemals für homosexuelle Paare, die damals noch nicht heiraten durften (heute dürfen sie das auch in Frankreich). Mittlerweile haben aber auch heterosexuelle Paare den PACS für sich entdeckt. Von 100 geschlossenen PACS sind 96 von Heterosexuellen.
Heute ist dieses Modell der ‚Ehe light‘ extrem beliebt bei den Franzosen. Vier von zehn Paaren sind nicht verheiratet, sondern via PACS zusammen. Vor allem solche Paare, die nicht im Traum daran gedacht hatten, zu heiraten, scheint dieses Modell sehr entgegenzukommen.
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Wie genau funktioniert der PACS?
Der PACS ist auch eher ein Vertrag, den ein Paar miteinander schließt. Hierfür reicht ein kurzer Besuch beim Amtsgericht. Das war’s. Ganz nüchtern, keine Zeremonie, keine Feier, keine Trauringe etc.
Mit dem Vertragsabschluss sind PACS-Paare einem verheirateten Paar fast gleichgestellt. Sie werden gemeinsam besteuert, erhalten Besuchs- und Auskunftsrecht, wenn einer von beiden im Krankenhaus liegt und erhalten sogar eine Rente, wenn der Partner stirbt. Was das Vermögen angeht, können beide zwischen Gütertrennung und gemeinsamen Besitz wählen.
Wie löst man den PACS?
Kündbar ist der PACS ebenso schnell, wie er geschlossen werden kann. Ein Einschreiben beim Amtsgericht und fertig. Aber allein diese Möglichkeit scheint viele Paare dazu zu bewegen, sich eben nicht zu trennen. Die Scheidungsquoten beim PACS sind niedriger als die einer normalen Ehe.
Wenn man das alles so sieht, möchte man sich doch fragen, warum es in Deutschland nicht auch in so eine Richtung gehen könnte. Warum immer noch das alte Modell Ehe als alleinige Form des Zusammenlebens gesehen wird und alle anderen Paare weniger Rechte besitzen sollen. Sinn macht das nicht. So ein französischer PACS jedenfalls würde auch bei uns sehr gut passen.