Früher waren es die kleinen Teenie-Mädels, die auf einmal Heavy Metal statt Britney Spears hören wollten, nur weil ihr neuer Schwarm auf Metal stand. Kam danach einer, der auf schnulzige Kuschelballaden stand, landeten die Metal CDs wieder im Müll. Auch heute, wenn man sich selbst erwachsen nennt, gibt es eben jene Frauen, bei denen man sich denkt, dass sie sich für ihren Freund verbiegen – und denen das gar nicht gut bekommt.
Dabei sollte uns eigentlich klar sein: Alles hat seine Grenzen. Auch die Liebe. Wenn er partout darauf besteht, dass man Veganer wird, dann sollte man durchaus anfangen zu grübeln, ob das alles okay ist. Natürlich tut man seinem Freund auch gerne einen Gefallen, zwängt sich in das kurze Kleidchen, das er so gerne mag, obwohl einem eigentlich viel eher nach schlabberiger Jeans zumute ist. Aber wo ist die Grenze? Der Punkt, an dem er uns in unserer Freiheit einschränkt?
Beziehen sich seine Wünsche auf Kleinigkeiten, ist es durchaus in Ordnung, wenn man ihm den Gefallen tut. Sei es femininere Kleidung, wenn man zusammen ausgeht, weniger Lippenstift, weil er einen so nicht küssen mag, weniger Kippenkonsum, mehr freie Zeit für ihn, weniger Motzen, mehr gemeinsame Aktivitäten - bei all diesen Dingen ist es völlig okay, für den anderen Kompromisse zu machen und auch mal Dinge zu tun, die man selbst nicht so berauschend findet.
Was aber, wenn der andere möchte, dass man einer Glaubensgemeinschaft beitritt, mit der man wenig anfangen kann. Dass man seine Ziele und Träume im Leben für ihn ändert und die eigenen Wünsche begräbt? Es gibt eben eine Grenze. Und die sollten beide wahren.
Liebe hat schließlich sehr viel mit Verständnis zu tun. Und für den, den man liebt, geht man auch gerne den ein oder anderen Kompromiss ein. Aber sich verrenken und Dinge tun, die man eigentlich gar nicht tun will, die einem sogar total zuwider sind – das geht dann doch zu weit. Zumal derjenige, der seinen Partner ändern will, sich eben auch fragen sollte, ob lieben nicht auch heißt, dass man den Partner so akzeptiert, wie er ist.
Und sowieso: Wenn beide aufeinander zugehen und Eingeständnisse machen, ist das eine Sache. Wenn es aber immer nur einer von beiden ist, der sich einschränken muss, herrscht schlichtweg ein Ungleichgewicht, das nicht okay ist. Wenn der eigene Partner partout und verbissen auf etwas besteht, sei es, dass man sich in High Heels zwängt, obwohl man darauf kaum geradeaus laufen kann – dann muss man sich auch fragen, was genau der andere eigentlich an einem liebt. Die Vorstellung einer heißen Lady auf High Heels oder eben genau den Menschen, der man selbst ist (und der sich auf High Heels ähnlich fühlt, wie ein Bär auf Rollschuhen).
Es ist eben diese Gradwanderung zwischen „dem anderen einen Gefallen tun“ und „sich von ihm verbiegen lassen“. Wenn man merkt, dass der Partner eigentlich einen ganz anderen Menschen an seiner Seite haben möchte, einen Menschen, der man selbst gar nicht ist, dann sollte man sich klar machen, dass diese Beziehung kaum von langer Dauer sein dürfte. Und dann sollte man auch die Konsequenzen ziehen und sich jemand anderen suchen. Einen Partner, der einen so liebt, wie man ist.