Inhaltsverzeichnis
- Groundhogging: Das steckt dahinter
- Das können wir vom Groundhogging-Phänomen lernen
- Groundhogging zeigt nicht nur das Problem, sondern auch die Lösung.
- Studie zeigt, wie festgefahren wir beim Daten sind
- Fazit
Jeder von uns hat individuelle Vorstellungen, wie unser Lebenspartner oder unsere Lebenspartnerin aussehen soll. Dabei spielt auf den ersten Blick oft das Aussehen eine große Rolle.
Stell dir vor, du stehst in einem Raum mit mehreren Personen: Bereits nach einigen Sekunden hast du für dich bereits herausgefunden, welche Menschen in die Kategorie „potenzielle Datingpartner*innen“ fallen und welche eher nicht. Das ist völlig normal, kann uns aber nachhaltig beeinflussen.
Denn durch unser „Beuteschema“ verkleinern wir den Kreis für potenzielle Partner*innen und geben den Kandidat*innen, die uns nicht auf den ersten Blick ansprechen, gar keine Chance, uns kennenzulernen.
Vielleicht ist es die Haarfarbe, die Augenfarbe oder sogar der etwas nervöse Blick deines Gegenübers: Alle diese Faktoren können deine Wahrnehmung beeinflussen. Kommt dir dieses Prozedere bekannt vor?
Damit wären wir nämlich beim Groundhogging: Der Begriff steht für das Konzept Beuteschema, wegen dem uns viele Menschen durch die Lappen gehen, die vielleicht beim näheren Kennenlernen und auf den zweiten Blick überzeugen könnten.
Groundhogging: Das steckt dahinter
Das Prinzip von Groundhogging: Jeder von uns hat einen Typ, auf den er steht. Das mag unbewusst sein, dass wir Menschen wählen, die einem Elternteil ähnlich sind oder bestimmte Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen suchen, die uns als Kind vertraut waren und nach denen wir uns sehnen.
Es ist aber auch die Erfahrung, die jeder von uns einfach durch unzählige Bekanntschaften und Dates oder zwanglose Treffen mit Menschen gemacht hat. All diese Erfahrungen haben unseren Blick geschult und unsere Antennen ausgerichtet auf einen bestimmten Typ Menschen, von dem wir glauben, dass es der richtige für uns ist.
Der Begriff Groundhogging kommt aus dem Englischen (frei übersetzt „Gebiet abstecken“) und wird Filmfreunden bekannt sein aus dem wunderbaren Filmklassiker “Und täglich grüßt das Murmeltier“ (im engl. Originaltitel “Groundhog Day”).
Wer den Film aus den 90ern nicht kennt: Hier erlebt der Protagonist täglich aufs Neue den Murmeltiertag. Er ist in eine Endlosschleife geraten, die ihn immer wieder den gleichen Tag durchleben lässt, bis er erkennt, dass er seine Einstellung zum Leben ändern muss.
Auf das Zwischenmenschliche übertragen bedeutet Groundhogging also, dass wir immer wieder die gleiche Art von Pleiten in Beziehungen erleben werden, wenn wir nicht etwas an unserer Grundeinstellung ändern.
Wir können uns nicht immer auf den gleichen Typ Mensch stürzen und dann erwarten, dass auf einmal alles anders wird. Und uns dann wundern, wenn wir wieder scheitern, weil es mit diesem Typ eben auch schon die drei Male davor nicht funktioniert hat.
Zumindest wer schon länger auf der Suche ist und immer wieder Nieten erwischt, sollte seine Herangehensweise beim Kennenlernen mal überdenken.
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Das können wir vom Groundhogging-Phänomen lernen
Wie aber können wir etwas ändern? Letztlich ist es ein Automatismus, erlernt und erprobt und schon so oft durchgespielt, dass wir unser Spiel des Aussortierens von möglichen Dates gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Und es fühlt sich eben auch richtig für uns an.
Zudem ist die Partnersuche in Zeiten von Online-Dating nicht gerade einfacher geworden. Man swiped, man chattet, man telefoniert und verfängt sich im endlosen Nachrichten-Geplänkel, und kommt doch nie zu einer Entscheidung. Und das macht Dating heute trotz all der vielen neuen Möglichkeiten auch so anstrengend.
Groundhogging zeigt nicht nur das Problem, sondern auch die Lösung.
Aber wie genau gehen wir vor, wenn wir uns einen ersten Eindruck von einem neuen Menschen machen? Klar, das Äußere spielt eine wichtige Rolle, einfach, weil es das erste ist, was wir als Signal empfangen. Wie sieht jemand aus, wie sieht er uns an, wie riecht er, wie klingt seine Stimme.
Unterhält man sich dann, kommen Dinge wie Alter, Job, Vorlieben und Lifestyle dazu, mit denen wir unser erstes Bild nach und nach ergänzen. Viele schauen hier, ob es matched, im Sinne von: Haben wir gemeinsame Interessen und Vorstellungen vom Leben?
Aber auch: Ticken wir ähnlich, was den Umgang miteinander angeht? Stimmt der Humor überein und die Art zu denken und zu kommunizieren? All das hilft uns, eine Vorstellung von unserem Gegenüber zu bekommen und uns darüber klarzuwerden, ob dieser jemand zu uns passt oder nicht.
Das Problem nur: Was ist, wenn jemand nun beim Kennenlernen aus unserem Beuteschema herausfällt? Nicht nur, dass wir die Person mit der falschen Frisur, Haarfarbe, dem falschen Outfit oder was auch immer erst gar nicht angesprochen haben. Sondern auch, dass wir denjenigen während des Gesprächs heimlich für uns aussortieren.
Fakt ist: In diesem Moment passiert es eben doch, dass wir wirklich tolle Menschen erst gar nicht kennenlernen, weil wir denken, dass sie doch nicht unserem Typ entsprechen.
Und im Umkehrschluss bedeutet das eben auch: Unser Beuteschema ist möglicherweise der wahre Grund, warum unsere Beziehungen immer wieder scheitern. Denn der Typ Mensch, von dem wir glauben, dass er unserem Typ entspricht, passt in Wahrheit gar nicht zu uns.
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Studie zeigt, wie festgefahren wir beim Daten sind
Es gibt dazu eine interessante Studie der Dating-App Inner Circle. Laut der sagten 72 Prozent der App-Nutzer, dass sie einen bestimmten „Typ“ beim Dating hätten. Bereits bevor sie überhaupt Ausschau nach einer neuen Bekanntschaft halten würden, würde dieser Typ feststehen.
Und das, obwohl vier von fünf Singles sagten, dass die Partnersuche aufgrund ihres bestehenden Beuteschemas nicht gut laufen würde. Nur knapp jeder Vierte sagte, dass er jemanden daten würde, der nicht seinem klassischen Beuteschema entsprechen würde.
Fazit
Oftmals ziehen wir die falschen Schlüsse aus dem Scheitern von Beziehungen. Wir suchen den Fehler bei uns, wie auch Eric Hegmann, Paarberater und Parship-Coach aus Hamburg, im Interview mit bildderfrau.de bestätigt: „Statt das Beuteschema zu überprüfen und zu verändern, wird auf Selbstoptimierung gesetzt, also noch besser und liebenswürdiger zu werden – oder auf mehr Vorsicht, also „Red Flags“ zu definieren und zu beachten und damit Nähe zu verhindern.“
Dabei zeigt uns das Phänomen Groundhogging nicht nur das Problem auf, sondern auch die Lösung direkt mit. Natürlich werdet ihr jetzt zu Recht sagen: Wenn ich nun mal auf den Typ X fliege und bei ihm weiche Knie bekomme, warum soll ich dann den Typ daten, bei dem bei mir Null Komma Null Interesse besteht?
Niemand wird ernsthaft erwarten, dass jemand, den wir gar nicht anziehend finden, plötzlich unser Herz entflammen lässt, sobald wir ihn kennenlernen. Darum geht es auch nicht. Ihr sollt nicht euren Anti-Typ daten. Und ihr sollt auch bitte nicht an euch zweifeln, dass der Fehler allein bei euch liegt. Das tut es nie, weil dazu immer zwei gehören.
Was ihr aber tun könnt: Ihr solltet wissen, dass mit dem gleichen Typ Mensch auch die gleiche Art von Beziehung auf euch wartet. Mit all den Problemen, die es mit diesem Typ eben auch schon in vorherigen Beziehungen gab.
Und dann solltet ihr dementsprechend überlegen, was genau das ist, was euch zwar anzieht, aber was eigentlich gar nicht zu euch passt. Etwas, womit ihr dann im täglichen Kontakt massiv aneinandergeratet, sodass es Streit, Probleme und Frust gibt. Und diesen Punkt solltet ihr überdenken. Denn dann kommt ihr endlich weiter und findet den Weg zu dem Menschen, der wirklich zu euch passt.
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Anmerkung zum Schluss: Niemand muss sich falsch fühlen, nur weil er alleine durchs Leben geht. Oftmals wird Singles suggeriert, dass ihnen etwas fehlt. Das klassische Lebensziel: Partner*in, Familie, Heim mag toll sein, aber warum setzen wir uns so unter Druck? Es gibt so viele andere Möglichkeiten, sein Leben sinnvoll und glücklich zu gestalten. In diesem Sinn: Findet euren Weg – es muss nicht der sein, den alle gehen.