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Die Liebesformel im Selbstversuch: Findet man mit diesen 36 Fragen WIRKLICH die große Liebe?

Ob diese 36 Fragen wirklich zur großen Liebe führen?
Ob diese 36 Fragen wirklich zur großen Liebe führen? Credit: iStock

Psychologieprofessor Arthur Aron ist sich sicher: Wer einem völlig Fremden diese 36 Fragen stellt und ihm danach lange in die Augen blickt, verliebt sich. Mit 36 Fragen zur großen Liebe? Wir haben den Versuch gemacht!

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Zwei völlig unbekannte Menschen, 36 sehr intime Fragen und die große Liebe: Das ist das Prinzip von Arthur Arons Studie. Bereits 1997 führte er sein etwas ungewöhnliches Experiment durch. Mit überraschendem Ergebnis: 97 Prozent der Studienteilnehmer fühlten sich ihrem Gegenüber danach tatsächlich näher. Grund genug für mich, diese Formel zum Verlieben einmal auszuprobieren. Kann es sein, dass das mit der Liebe wirklich so simpel ist?

Das Experiment beginnt

Fehlt also nur noch ein Unbekannter, in den ich mich Hals über Kopf verlieben kann. Dank Dating-App ist schnell ein passender Kandidat gefunden. Ich treffe Kai T. aus Düsseldorf in einer Kneipe – der Arme ist völlig ahnungslos, was gleich passieren wird. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Einem Unbekannten so intime Fragen zu stellen, ist irgendwie merkwürdig. Was, wenn er mich für völlig durchgeknallt hält?

Zurück zum Treffen. Der typische Smalltalk funktioniert ganz gut, er ist mir auf Anhieb sympathisch. Nur wie um Gottes Willen soll ich plötzlich das Gespräch auf Arthur Arons 36 Fragen lenken? „Wie ist die Beziehung zu deiner Mutter“ ist nun wirklich kein passendes Thema für ein erstes Date …

Egal, Augen zu und durch. Wir unterhalten uns gerade über die Pläne fürs kommende Wochenende – er will mit Freunden zum Skifahren – als ich mit dem Experiment beginne. Auf die Frage „Wenn du irgendeinen Menschen dieser Welt zum Essen einladen könntest, wer wäre es?“, muss er lachen. Er gibt aber zu, schon immer von einem Date mit Megan Fox zu träumen. Nun ja, welcher Mann nicht.

Spätestens jetzt muss er mich für einen Freak halten

Als ich mich ein paar Minuten später – wir reden gerade über unsere Lieblingsfilme – erkundige, ob er gerne berühmt wäre und wenn ja, auf welche Art und Weise, reagiert er schon etwas verdutzt, lacht allerdings noch alle Zweifel charmant weg. Langsam wird mir das Ganze hier etwas unangenehm. Aber wenn ich herausfinden will, ob dieser Mann wirklich mein Prinz Charming ist, muss ich das jetzt durchziehen.


Als ich zu Frage drei ansetze: „Wenn du einen Telefonanruf machst, übst du manchmal, was du sagen wirst? Warum?“ denkt er wohl endgültig, ich sei ein Freak. Allen Erklärungsversuchen zum Trotz merkt man, Kai hat einfach keine Lust mehr mich näher kennenzulernen. Schluss, Aus, Experiment gescheitert! Wie komme ich jetzt hier raus?

Habe ich mich jemals so dämlich gefühlt? Wahrscheinlich nicht! Mein Tinder-Profil habe ich auf jeden Fall sofort gelöscht. Kai will ich ungern noch einmal im Netz – oder schlimmer noch – auf der Straße, begegnen. Doch so einfach geb ich nicht auf. Irgendwo da draußen muss doch jemand darauf warten, mir mit 36 simplen Fragen näher zu kommen. Muss es unbedingt ein völlig Fremder sein, in den man sich verliebt? Reicht nicht auch ein guter Freund? Schließlich weiß man da schon, was man hat, kann ihm erklären, was es mit den Fragen auf sich hat, ohne dass er sofort die Flucht ergreift.

Ihr wollt es selbst ausprobieren? Hier sind alle 36 Fragen:

Klappe die Zweite

Also muss ein Freund von mir herhalten. Selbst Schuld, wenn man mit einer Journalistin befreundet ist. Mein Opfer: Jules. Den kenne ich seit dem Studium, irgendwann lief da auch mal was, dann haben wir uns aus den Augen verloren. Gefunkt hat es nie. Vielleicht ja jetzt? Wir treffen uns bei mir zu Hause, bestellen Pizza und reden ganz offen und ehrlich über jede einzelne der 36 Fragen. Natürlich habe ich ihm nicht verraten, dass das Ganze eine Art Sozialexperiment ist und er am Ende unsterblich in mich verknallt sein könnte.

Doch soweit kommt es leider gar nicht. Auch nach eineinhalb Stunden intensivster Gespräche mit Jules ist der Funke nicht übergesprungen. Ich weiß jetzt Dinge über ihn, die ich selbst von meiner besten Freundin nicht weiß. Trotzdem musste ich feststellen, dass unsere Einstellungen zu vielen Dingen grundverschieden sind und mich manche seiner Ansichten in einer Beziehung vermutlich zur Weißglut treiben würden. Schade eigentlich, aber so leicht lässt sich die Liebe offenbar doch nicht austricksen.

Mein Fazit

Ich muss ehrlich sagen: Wer mit jemandem diesen Fragenkatalog durchackert, der ist dem anderen Menschen danach tatsächlich sehr viel näher. Das liegt allein schon daran, dass die Antworten auf „Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in deinem Leben?“ oder „Wann hast du das letzte Mal vor anderen geweint, wann alleine?“ wirklich sehr privat und ehrlich sind. So intime Dinge über sich preiszugeben, verbindet. Und ich bin mir sicher, dass es durchaus die Grundlage für eine Freundschaft, vielleicht sogar eine Liebesbeziehung, sein könnte.

Ob man sich aber nur verliebt, weil man die 36 Fragen beantwortet, bezweifle ich stark. Vielmehr dient der Fragenkatalog wohl eher dazu, nicht geeignete Kandidaten von vorneherein auszuschließen. Denn wer nicht ehrlich darauf antwortet, oder Familie, Liebe und Zuneigung einen völlig anderen Stellenwert gibt, als man selbst, der wird kaum der Traumprinz sein, auf den man die ganze Zeit gewartet hat.