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Sich rarmachen: Warum funktioniert diese Dating-Taktik immer wieder?

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Die Kunst, sich rar zu machen: Wie Anziehungskraft entsteht

Die blöden Spielchen in der Liebe. Warum zum Teufel geht die Rechnung, dass wir genau das wollen, was wir nicht haben können, immer wieder auf? Über die Dating-Taktik, sich rarzumachen.

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Willst du gelten, mach dich selten. Mach dich rar, sei ein Star. Wie auch immer man es formuliert, es ist ein offenes Geheimnis, dass es Menschen gibt, die diese Taktik anwenden. Die sich interessant und begehrenswert machen, indem sie sich ihrem Gegenüber entziehen.

Deshalb gibt es auch diese beknackte 3-Tage-Regel beim Dating, also den Tipp, sich nicht direkt nach einem Date zu melden. Auch wenn das Herz sagt „Schreib ihm / ihr“, so solle man sich doch beherrschen und noch eine Weile abwarten. Sich rarmachen. Beknackt, oder?

Und das Schlimme: Genau so funktioniert es leider viel zu oft. Denn das Weniger, was man seinem Gegenüber gibt, sorgt für ein Mehr an Interesse und Begehrlichkeit.

Eltern haben diese Weisheit gerne mal rausgehauen, um uns vor Liebeskummer zu bewahren. „Lauf ihm nicht hinterher“. Oder: „Ihr habt euch doch gestern schon gesehen. Mach dich doch lieber etwas rar“. Aber war das berechtigt, oder nicht?

Tatsächlich wurde einem auch schnell klar, dass es Menschen gibt, die einfach „zu nett“ sind. Diese Jungs in der Schule, die eigentlich nur ehrlich und freundlich waren, dafür aber bei den Mädels nie über die Friendzone hinauskamen.

Und dazu noch dieses Bad Guy Ding. Warum waren die früher immer so begehrt, obwohl sie absolute Garanten für Liebeskummer und durchheulte Nächte waren? Und warum sind die auch heute immer noch spannend (wenngleich nicht, um vielleicht eine Familie zu gründen, aber doch anziehend)?

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Warum wirkt das so anziehend, wenn sich jemand rarmacht?

Anstatt uns weiter darüber zu ärgern, dass wir uns so unlogisch verhalten bzw. wir immer wieder auf die Menschen fliegen, die uns auf Abstand halten und sich rarmachen, sollten wir lieber versuchen, das Ganze mal psychologisch zu erklären.

In einer Studie der University of Rochester und einer Universität im israelischen Herzliya ging es genau darum: Um bestimmte Flirt-Taktiken und deren Wirkung auf Begehren und Anziehung seitens ihres Gegenübers. Und es zeigte sich, dass es den Marktwert absolut sinken ließ, wenn jemand (liebes-)bedürftig erschien.

Anders hingegen, wenn jemand sich rar machte und zeigte, dass er auch noch andere Optionen hatte. Das belebte sozusagen das Konkurrenzdenken, denn dem Flirtpartner wurde klar: Mein Gegenüber kann sich jederzeit für jemand anderen entscheiden.

Und: Es gibt noch andere Menschen, die ihn begehrenswert und anziehend finden. Es muss also etwas an ihm dran sein. Und das machte ihn viel attraktiver. Diejenigen, die also auf Abstand gingen, wurden mehr umworben.

Das klingt ein wenig so wie früher im Sandkasten, wo man immer das Förmchen haben wollte, was gerade die Geschwister hatten. Was auch die Marketingabteilungen erkannt haben. Die Limited Edition jedenfalls funktioniert auch noch jenseits des Sandkastenalters.

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Was also tun: Sich rarmachen oder seinem Gefühl folgen?

Man mag von den Ergebnissen der Studie halten, was man möchte. Aber sie zeigen letztlich auch eins: Nämlich wie wichtig es ist, gerade in der Kennenlernphase zu zeigen, dass man auf Augenhöhe mit dem anderen ist – und nicht direkt zur liebeshungrigen Klette zu mutieren.

„Hallo, ich bin so einsam, ich brauche dich unbedingt!“ Der andere kennt einen noch nicht und da sollte man nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, sondern ihm auch etwas Zeit geben.

Andererseits ist das nicht immer einfach umzusetzen. Denn wer schnell weiß, was er will und ein leidenschaftlicher, offener Mensch ist, der will keine Spielchen oder Hinhaltetaktiken anwenden. Der ist verliebt, fühlt sich besoffen vor Glück und will das am liebsten hinausbrüllen, statt brav seine 72 Stunden runterzuzählen. Und genau das sollte so ein Herzensmensch auch nicht müssen. Einfach, weil er sich total verstellen würde, wenn er sich rarmachen müsste.

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Statt sich rar zu machen, wäre es also besser, sich anfangs ein wenig an seinem Gegenüber zu orientieren. Ist er eher der Typ, der sich einmal am Tag meldet, sollte man ihn nicht mit Textnachrichten im Sekundentakt zuballern – und dann enttäuscht sein, wenn er nicht auf jede antwortet.

Man sollte sich immer klarmachen: Man kennt sich noch nicht allzu gut und da ist ein langsames Herantasten durchaus sinnvoll und auch sensibler dem anderen gegenüber, statt ihn mit seinen Gefühlen direkt plattzuwalzen. Wenn man es so sieht, ist die angezogene Handbremse auch sinnvoll.

Das sollte jedoch nur für die Anfangszeit des Kennenlernens gelten, in der noch alles unverbindlich ist. Wird es langsam fester, sollte man die Brems-Taktik tunlichst abstellen. Sich in einer Beziehung ständig zurückzuhalten, entspricht ja auch nicht dem Sinn der Sache. Gleichwohl gilt auch dann noch eins: Man sollte sein eigenes Leben nicht völlig für den anderen aufgeben, sondern weiterhin sein Ding machen. Alleine. Eigenständig.

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Warum es dennoch falsch ist, sich rarzumachen

Auch wenn die Wissenschaft uns brav belegt, dass wir Dinge, die wir uns hart erarbeiten müssen, die uns nicht zugeflogen sind, oft mehr zu schätzen wissen, so ist und bleibt diese „sich rarmachen“-Strategie doch auch leichtsinnig. Denn wenn ich nur auf die fliege, die sich rarmachen, vielleicht lande ich dann eher bei einem Bindungsgestörten, statt bei einem begehrenswerten, tollen Menschen?

Zudem stellt sich die Frage: Wann genau kann ich dann endlich so sein, wie ich bin? Wann dem anderen zeigen, wie außer Rand und Band ich bin, weil er in mein Leben getreten ist? Dass ich nicht mehr schlafen kann, nicht mehr essen und nicht mehr klar denken?

Irgendwann soll man dann also die Maske fallen lassen und den anderen von jetzt auf gleich mit all dem aufgestauten Gefühl überschütten? Keine gute Idee.

Denn was, wenn der andere genau das dauerhaft schätzt? Wenn er keine extrovertierten Menschen mag, sondern eher den Typ entrücktes Burgfräulein? In dem Fall hätte man sich doch lieber direkt so gezeigt, wie man tickt – und gemerkt, dass es nicht matcht.

Besser also: Sich so zeigen, wie man ist. Und zwar auch mit seinen Gefühlen. So sollte es doch sein, wenn eine Liebe entsteht. Natürlich sollte man nicht direkt aufs Gas gehen und den anderen bedrängen.

Aber sich ein wenig zügeln ist ja auch nicht das gleiche wie „sich rarmachen“. So weiß der andere, was man für ihn empfindet, weil man es offen sagt, gleichwohl lässt man ihm den Raum, den er braucht, um sich über seine Gefühle klar zu werden.

Im Umkehrschluss sollte man dem Menschen, der sich künstlich rar macht, der einen hinhält und zappeln lässt, auch ganz klar sagen: „Ich hab keine Lust am ausgestreckten Arm zu verhungern. Zeig mir, was du fühlst und denkst, aber keine Spielchen bitte.“ Denn Spielchen sind in der Liebe nämlich vor allem eins: Ein Garant zu scheitern.